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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 312
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0098
Aus der Zeit der Zugehörigkeit zum Bistum Basel stammt (nach Prof. Stintzi)
auch die bei uns wie im nachbarlich verwandten Sundgau heimische Sitte der Auferstehungsfeier
am Karsamstagabend, wenn die Glocken aus Rom wieder heim
ins Dorf zurückgekommen sind und Ostern feierlich einläuten.

Zwischen den hohen Festen und ihrem Brauchtum wirkten und belebten feste
Erinnerungstage mit ihren bestimmten Bräuchen das kirchliche und dörfliche Jahr:

An „Maria Lichtmeß" (2. Februar) bringen die Frauen und Mädchen Kerzen
and früher auch ihre Wachsstöcke zur Weihe in die Kirche. Die Wachsstöcke, verschlungene
dünne, gelbe oder weiße, lange Wachsstengel, entzündeten die Angehörigen
bei den Totenmessen ihrer Verstorbenen bei sich im Betstuhl.

Am Tag danach, am Erinnerungstag des heiligen Blasius, des Märtyrers (um
316) und einer der 14 Nothelfer, wird nach der Messe der „Bläsisegen" gespendet;
zwei gekreuzte, geweihte Kerzen legt der Priester betend um den Hals des
Gläubigen, um diesen vor Halskrankheiten zu schützen.

Am Dreifaltigkeits-Sonntag folgt die Salzweihe. Kinder bringen in erlesen
schönen kleinen Gefäßen, am liebsten in geblümten Porzellan-Schüsseli eine Handvoll
Salz, mit einem frischen Blumensträußchen geschmückt, zur Weihe mit in die
Kirche, wo es auf dem Seitenaltar gesegnet wird. Das geweihte Salz wird sodann
zu Hause gegen Krankheiten für Menschen und Vieh aufbewahrt. — Salz gehörte
in der Geschichte der Völker als Inbegriff des ewigen Lebens — mit Mehl und Ei
— zu den hochgeachteten „drei weißen Gaben". Mit seiner kirchlichen Weihe fand
das Salz auch als kirchliche Symbolik die stärkste Betonung seiner Bedeutung als
Volksnahrungs- und -heilmittel für Mensch und Vieh. Geweihtes Salz wird auch
dem Osterwasser beigegeben 3).

Am Maria Himmelfahrt (15. August) bringen die Kinder ihre sorgsam ausgesuchten
und liebevoll gebüschelten Garten- und Feldkräuter zur „Chrüter-
Weihe" mit in die Kirche. Darin sind alle die überlieferten Heil- und Gewürzkräuter
eingebunden, welche mit dem Wissen um die innewohnenden Kräfte ausgesucht
und seit Urväterzeiten als wirksame Hausmittel geachtet und verwendet
wurden. Von jedem der in keinem Buregarten fehlenden oder in der heimischen
Natur sich bietenden Chrütli wird ein Stengel mit einer bunten Schleife eingebunden
: Salbei, Thymian, Kamille, Pfefferminze, Wacholder, Augentrost, Johanniskraut
, Rosmarin u. a. m. Das vom Geistlichen auf dem Altar gesegnete
Büscheli wird zu Hause getrocknet und für alle Krankheiten und „Ungfäll" im
Stall ehrfurchtsvoll aufbewahrt.

In der Sorge um Gedeihen und Mißernten folgten Frauen wie Männer, um
Segen bittend, in der „Bittwoche" und an der „Uffert" den Flurprozessionen,
den „Umgängen" durch die Ackerflur und in den Rebberg, am „Marxe-Tag"
(25. April) durch die Flur und die Reben, am „Vitus-Tag" (15. Juni) zum St. Vit
in der „Vitskapelle", am Klotzen, wohin auch die Mütter mit bettnässenden Kindern
aus der Umgegend wallfahrteten, um zu bitten:
„Heiliger St. Vit — weck mi in der Zit;
Weck mi nit z früh, nit z spot,
aß alles ins Häfeli goht!"

Um Schonung von Hagel, Unwetter und Blitz wird jeden Tag von Kreuzauffindung
(3. Mai) bis Kreuzerhöhung (14. September) beim „Wettersegen" nach der
täglichen Messe mit dem Segen des „Wetterkreuzes" und dem Läuten der Wetterglocke
gebetet.

Die Wetter- oder Sturmglocke mahnt auch bei Gewitter und Feuer zur Aufmerksamkeit
und zum Gebet, wie auch das Toteglöckli mit dem „Scheidzeichen"
den Tod eines Nachbarn aus dem Dorfe kundtut. Der Tote wurde bis vor wenigen
Jahren noch in seiner Sterbekammer zu Hause aufgebahrt. Neben dem Totenbett
brannte Tag und Nacht das Totenlicht, ein auf öl schwimmender Docht in einem
Glas voll Wasser. Daneben steht ein kleines Gefäß mit Weihwasser, mit dem man

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