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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 353
(PDF, 42 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0139
— mit diesem Mahnvers als Grenze ihren Angriff in der Kirche aufbewahren
wollte: womit erläutert wäre, warum das ganze Bild so unverletzt den erzwungenen
Frieden überstand. Da jedoch das ganze bewahrte Bildprogramm der
Kirche9) dem Aufstand sich mehrfach zuzuneigen scheint, mag das Gebot zur
Rechten bereits rechter Hand und Fuß der Eindringlinge ausgehändigt worden sein.
Denn schließlich steht auch auf dem rechten Wappen (Probstei St. Peter) keiner,
der segnend oder tröstend diesem Vers zu folgen scheint. Bundschuh und Bauernkrieg
, als ein sozialer Aufruhr, waren überdies mit religiöser Reformierung unbeschränkt
verbunden 18). In solcher Gedankenspiegelung fällt uns sodann — an
des Fensters anderer Seite — eine weitere Einzelheit auf (Abb. 7a), welche, nicht
allein optisch (Abb. 8a), den Zusammenhang gar noch vergrößern mag. Denn
einer (wenn auch kleingeschriebenen) 8 waren die Buchstaben (B)ott dort nachgestellt
, unter welchen das krähende Profil eines Adlerkopfes seinen Schnabel spreizt,
der, Symbol des Reiches, gleichfalls nach der Kette schnappt 30). Doch zur Wertung
wie Verbindung solcher Reste behindert ihre Ubertünchung uns ebenso wie hier der
Zeilenraum. Ungelöst bleibt auch die Frage, wie solcher Sinngehalt über Probstei,
Kriegsjahre und Reformen an dieser Kirchenwand erhalten blieb.

Da uns aber die Rückwand, von ihrem Anstrich in gleicher Schicht befreit26),
noch die Jahreszahl 173(8?)5 präsentierte (Abb. 8), bleibt die Vermutung aufbewahrt
, daß Zeichnung, Wandkritzeleien, Vers und Worte bis wenigstens zu
diesem Jahre (welches abermals der Ortsgeschichte zugehöre!) der Gemeinde noch
vor Augen standen. Was dieser zur Erinnerung verblieben war, ruht auf besagtem
anderen Blatt. Wir stellen uns deshalb vor, ihren Raum sachgemäß rekonstruiert
zu haben, sachgemäß (den Text gelöscht) dazu die längst vergessenen Bilder —
worüber der Leser dann zu bedenken mag, daß Vergangenes oft nicht anders
sich verhält, wie noch die Zukunft: als nur möglich, wenn doch objektiv. Als
wirklich schnellt der Augenblick — und Gottes Zirkel um diesen Raum ist damit
abermals gezogen.

Der Ätti sait:

Jee, 's isch nit änderst, lueg mi a, wie d' witt.

Un mit der Zyt verbrennt die ganzi Welt.

Es goht e Wächter uus um Mitternacht,

e fremde Maa, me waiß nit, wer er isch;

er funklet wie ne Stern un rüeft: „Wacht auf!

Wacht auf, es kommt der Tag!"

(J. P. Hebel ,Die Vergänglichkeit')

Anmerkungen:

(1) Cod. Laureshamensis 3, 64; bereits von H. Bender ,Betberg-Seefelden-St. Ilgen' Die
Markgrafschaft 3, 1951 (Heft 7, S. 3—6; 8, S. 6—9) S. 3 miteinbezogen.

(2) Nach Jul. Mayer ,Geschichte der Benediktinerabtei St. Peter auf dem Schwarzwald'
Freiburg 1893, S. 76—77; und anderen. Auf die Gruppe der Pietas (welche gar auf
dem Hauptaltar der Wallfahrtskirche „unserer lb. Frowen" gestanden haben könnte?),
die ihren Weg über Heitersheim auf einem Seitenaltar der Kath. Kirche zu Buggingen
beenden konnte, sei aufmerksam gemacht.

(3) Jul. Mayer, s.o. Anm. 2, S. 45, A. 2; 76 f.; 88. Löste sich im Reformationsjahr 1556
die Probstei auch auf, so blieben Lehnshöfe (wenigstens 3 im Gewann des kleinen
Dorfes) und Zehnter (von Betberg, Buggingen, Laufen, Seefelden und St. Ilgen),
welche zum Pfarrsatz gehört hatten, dem Kloster bis gegen das Säkularisationsjahr
1803 erhalten.

(4) Ed. Chr. Martini ,Die schönste alterthümliche Kirche im Bezirk Müllheim' Schauinsland
4, 1877, S. 65—7. Geistliche und weltliche Verwaltungsräume überschoben
sich bis dahin häufig. Weltlich dem Amtsort Badenweiler zugeordnet, welchem die
,7 oberen Vogeteien' der Markgrafschaft zu unterstehen hatten, teilte die geistliche
Teilnahme sich in die dritte (Laufen/St. Ilgen) wie fünfte (Seefelden) der Vogteien

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