http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0149
„Z' Bürgle uf der Höh,
Ei! — was cha me seh?
D' Frau Natur in Frühlingstracht,
Wie si g'chleidet isch voll Pracht,
Was me schön's cha seh!"
Etwas besser oder doch erträglicher wird's in der nächsten Strophe immerhin:
„Wu me ane blickt,
Wird eim's Herz entzückt;
D' Landschaft lacht ein a voll Freud;
's isch e Bild der Lieblichkeit,
Wu me ane blickt."
Ein Feiner hat Pate gestanden, es aber in einigem wohl doch besser gemacht
(jedoch schon die Mischung von Dialekt und Schriftdeutsch erinnert einen unwillkürlich
an ihn!). Erträglich ist's, und in seiner Art wie auch wieder einmalig
(wobei ja nicht alles Einmalige gut zu sein braucht), daher nochmals eine Strophe
aus dem „Bürgeln"-Gedicht:
„Ueb'ral Suntigrueh!
Luege abezue,
D' Rebe grüne scho am Buck,
Feld un Matte stehn im Schmuck
In d'r Suntigrueh."
Und zu guter Letzt der Abgesang auf das Schloß selbst, immerhin herzlich gemeint
, so daß wir es uns erlauben können, nochmals zu zitieren:
„Schlößli uf der Höh',
's goht an's Abschiedneh.
Adje Bürgle, leb denn wohl!
Gern chum i en andermol,
Schlößli uf der Höh'!"
Zwischen den beiden Muser-Gedichten findet sich „Von Badenweiler zum Hochblauen
", ein zehnstrophiges Gedicht (wieder ä acht Zeilen) des gebürtigen Straßburgers
Adolf Stöber (1810—1892), der sich u. a. durch seine Mitarbeit an Cottas
„Morgenblatt" und Gustav Schwabs „Musenalmanach" und auch als Mitherausgeber
der Zeitschrift „Erwinia" (1838/39, zusammen mit seinem Bruder August)
einen Namen gemacht hat. Seine Gedichte, daraus das unsere entnommen, sind erschienen
1845 in 1. Auflage in Straßburg. Stöber hat protestantische Theologie
studiert und im Anschluß daran als Lehrer, nachmalig als Stadtpfarrer und Kon-
sistorialpräsident in Mülhausen im Elsaß gewirkt; bekannt geworden sind vor
allem seine „Reisebilder aus der Schweiz" (1850) sowie seine Geschichten- und
Legendensammlung „Spiegel deutscher Frauen" (1892). Sein Badenweiler-Hochblauen
-Gedicht gibt sich als typisches Wander- und Deskriptionsgedicht jener
Jahre:
„Hinauf, hinauf, zum Blauen,
Wie zieht es mich mit Macht,
Vom Gipfel auszuschauen
In meines Rheintals Pracht!
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