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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 369
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0155
Gegen Ende der Mittelsteinzeit finden wir die ersten Spuren von Ackerbau; die ersten
Keramikgefäße tauchen auf. Auch wurden schon Waldrodungen vorgenommen, wenn
auch nur in geringem Ausmaß. Diese ersten Anzeichen der Seßhaftwerdung zeigen uns
an, daß der Mensch sein ruheloses Nomadendasein aufgab und sich vom Jäger und
Sammler zum Ackerbau entwickelt hat.

Jungsteinzeit (Neolithikum) 3 000—1 800 v. Chr.

Ubersicht und Reihenfolge der Jungsteinzeitlichen Kulturen: Bandkeramik, Rössener
Kultur, Michelsberger Kultur, Schnurkeramik und Glockenbecher-Kultur.

Bevor wir auf die einzelnen Kulturen eingehen, seien einige allgemeingültige Worte
vorangestellt. Mit dem Beginn der Jungsteinzeit vollzog sich ein grundlegender Wandel
der Menschheitsgeschichte. Neue Völkergruppen besiedelten, vom Osten her kommend,
unser Gebiet und brachten den Ackerbau aus ihrer alten Heimat mit. Der Mensch war
nun nicht mehr ruheloser Jäger und Sammler, sondern Ackerbauer und somit an die
Scholle gebunden. Es wurden Haustiere gehalten und gezüchtet, z. B. eine kleinere Form
unseres Hausschweines und das Rind. Das letztere mußte schon mithelfen, den Boden zu
pflügen. Bedingt durch das Seßhaftwerden des Menschen wurden auch auf weiteren Gebieten
große Fortschritte erzielt. Die ersten Webstühle wurden erbaut, es konnten jetzt
Kleider aus Schafwolle und Flachs hergestellt werden, so daß der Mensch nicht mehr
auf die Felle als Bekleidung angewiesen war. Es wurden Brennöfen erstellt, man konnto
nun Keramikgefäße der verschiedensten Größen und Formen herstellen. Das Werkzeug war
zwar noch aus Stein, aber die Steinbeile wurden jetzt gesägt, geschliffen und teilweise zur
besseren Schäftung durchbohrt. Es blühte Handwerk und Gewerbe, es wurde über weite
Strecken Handel betrieben, die Menschen lebten in größeren Gemeinschaften in Dörfern.
Durch dieses Gemeinschaftsleben bedingt, vergrößerte sich der Wortschatz. Erste noch ungeschriebene
Gesetze entstanden, von denen die meisten bis in unsere Zeit erhalten
sind und unser kulturelles Denken und Handeln entscheidend beeinflußt haben. Was wir
nicht wissen, sind die Namen der jungsteinzeitlichen Kulturen und so bezeichnen wir sie
nach den Formen ihrer Gefäße als Bandkeramiker, Schnurkeramiker, Glockenbecherleute
oder nach großen wichtigen Fundorten, die Rössener Kultur und die Michelsberger Kultur,
benannt nach einem Fundplatz auf dem Michelsberg von Untergrombach bei Bruchsal.
Siedlungen im Markgräflerland sind sehr zahlreich zu erkennen. Ein großer Teil unserer
heutigen Gemarkungen hat Fundstellen der Jungsteinzeit aufzuweisen.

Die Bandkeramiker

Erkennbar ist diese Kultur an ihrer linearbandverzierten Keramik. Die Bandkeramiker
sind in unserem Gebiet nicht stark vertreten. Einige kleine Siedlungsstellen wurden gefunden
in Efringen-Kirchen, Säckingen, in Grießen am Hochrhein und in einer größeren
Ausdehnung in Opfingen am Tuniberg, einige Kilometer westlich von Freiburg.

Die Rössener Kultur

Kugelförmige Gefäße mit meist reicher Stich- oder Stempelverzierung kennzeichnen
diese Kultur. In Efringen-Kirchen wurde eine Bestattung mit Beigaben gefunden und
ausgegraben. Eine Siedlungsstelle dieser Zeit liegt auf dem „Hagschutz" bei Niedereggenen.
In Brennet wurde in den letzten Monaten vom Verfasser eine weitere Siedlungsstelle gefunden
, die aber erst noch näher untersucht werden muß. In Jechtingen am Kaiserstuhl
wurde vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg Außenstelle Freiburg in den Jahren
1974 bis 1976 ein Friedhof der Rössener Kultur mit über 100 Bestattungen ausgegraben.

Die Michelsberger Kultur

Die Keramik besteht in der Hauptsache aus Tulpenbecher, Henkelkrug, ösenkranz-
flasche, und als weiteres Leitmerkmal der sogenannte Backteller. Es wurden Höhensiedlungen
mit Schutzwällen angelegt, auch die Viehzucht wurde stark betrieben. Im Markgräflerland
war diese Kultur an vielen Orten vertreten. Es können hier nur einige Orte
stellvertretend für all die andern genannt werden. In Kleinkems, im Gewann „Kachelfluh"
wurde 1938—1939 ein Jaspisbergwerk der Michelsberger Zeit ausgegraben. Dabei wurden
zwei Bestattungen mit Beigaben gefunden. Weitere Siedlungsstellen wurden entdeckt in
Istein, Niedereggenen, Efringen-Kirchen, Lörrach, Rheinfelden, Karsau, Brennet, Wallbach,
Säckingen und an vielen anderen Orten.

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