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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 372
(PDF, 42 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1978-03-04/0158
diesen Brücken aus führte eine Straße rheinaufwärts in Richtung Waldshut und eine weitere
über Grenzach, Weil, Haltingen nach Norden. Mehrere römerzeitliche Gutshöfe lagen
in dem Gebiet zwischen Grenzach und Säckingen. Bei Grenzach wurden Überreste einer
Anzahl großer Bauwerke gefunden, dabei handelt es sich vermutlich um Landsitze reicher
Römer von Augusta Raurica und Basilea. Es gibt kaum einen Ort im Markgräflerland,
der nicht zumindest Spuren von römischer Besiedlung aufzuweisen hat. Es gab auch
einige größere Siedlungen in unserem Gebiet, wie das Römerbad in Badenweiler oder das
Standlager der 19. Legion in Rheinheim-Dangstetten. Diese Legion wurde bei der Schlacht
im Teutoburger Wald völlig aufgerieben, danach wurde das Lager von den Römern aufgegeben
und nie wieder belegt. Weitere römische Fundstellen im Markgräflerland: Schlien-
gen, Efringen-Kirchen, Fischingen, Huttingen, Hertingen, Blansingen, Haltingen, Weil,
Müllheim und Krozingen. Römische Gebäude wurden gefunden in Nollingen, Brennet,
Schwörstadt, Wallbach und Säckingen. Während der Zeit der römischen Besetzung wurde
in unserem Land ein Netz von Straßen und Wegen angelegt, der Schwarzwald wurde
besser und schneller passierbar, es konnten mehr und schwere Wagen transportiert werden.
Der Handel mit den anderen Völkern wurde leichter und schneller, dadurch kamen
vielfältige Güter in unser Land, die als Fundstücke heute noch Zeugnis dieses weltweiten
Handels geben. Mehrere unserer modernen Verkehrswege liegen in ihrer Linienführung
noch heute teilweise über alten römischen Straßen und Wegen.

Die Alamannenzeit 250—800 n. Chr.

Die ersten Alamanneneinfälle ins römisch besetzte Gebiet rechts des Rheines fanden in
den Jahren 235—254 statt. Im Hinterland dieses Gebietes wurden dabei immer wieder
Zerstörungen angerichtet. Im Jahre 260 durchbrachen die Alamannen in breiter Front den
Limes und kämpften sich bis an den Rhein vor, der nunmehr zur Grenze zwischen Germanien
und dem römischen Reich wurde. Die ursprüngliche Heimat der Alamannen lag an
der mittleren Elbe, im heutigen Brandenburg und Mecklenburg. In dem neu eroberten
Gebiet war ihnen ein ruhiges Siedeln nicht möglich, denn die Römer versuchten öfters
das verlorene Land zurückzuerobern und drangen dabei bis nach Württemberg vor. In
umgekehrter Weise machten die Alamannen häufig Raubzüge über den Rhein und drangen
bis tief nach Gallien, ja sogar bis nach Oberitalien vor. Wir sind über diese Vorgänge gut
unterrichtet durch Berichte, welche der spätrömische Schriftsteller Amianus Marcelinus
überliefert hat. Die römischen Gutshöfe rechts des Rheines verfielen in dieser unruhigen
Zeit, denn die Alamannen haben die Gebäude aus Stein nicht benutzt. Sie wohnten mit
jeder Familie für sich gesondert, in einzelnen Häusern, welche aus Holz gebaut waren.
Die reichen Römer hatten vor dem Einbruch der Alamannen das Gebiet verlassen, sofern
ihnen noch eine Flucht möglich war. Die ansässige Bevölkerung, romanisierte Kelten und
Germanen, blieben im Lande, sie wechselten nur ihre Herren. Etwa um das Jahr 300
suchten die Römer das linksrheinische Gebiet durch Anlage von Befestigungen vor den
Alamannen zu schützen. Kaiser Julian brachte im Jahr 357 den Alamannen in der Schlacht
bei Straßburg eine schwere Niederlage bei, doch diese war nicht von entscheidender Bedeutung
. Kaiser Valentinian errichtete um das Jahr 370 an den Rheinübergängen von
Zurzach-Rheinheim, Äugst, Wyhlen und Breisach befestigte Brückenköpfe. Ferner baute
er auf dem linken Rheinufer eine dichte Kette von Befestigungen, die in der benachbarten
Schweiz teilweise noch gut erhalten sind. Gegenüber Wyhlen unmittelbar am Rhein wurde
ein starkes Kastell angelegt, von dem heute noch die Mauern, die eine Dicke von 4 Meter
aufweisen, in ansehnlicher Höhe erhalten sind. Um das Gebiet des Kastells hat sich dann
später das Dorf Kaiser-Augst angesiedelt. Im Jahre 401 wurden alle diese Befestigungen
von den Römern aufgegeben. Der Grund dieser schnellen Aufgabe war der Einfall der
Goten in Italien. Deshalb mußte der römische Kaiser seine Legionen vom Rhein abziehen
zum Schutze des bedrohten Heimatlandes. Im 3., 4. und auch noch im 5. Jahrhundert
war unser Markgräflerland noch nicht sehr dicht besiedelt, denn Siedlungen und
Gräber aus dieser Zeit sind äußerst spärlich. Mit dem Ende des 5. Jahrhunderts läßt sich
der ununterbrochene Beginn der alamannischen Besiedelung feststellen.

Gräber, die in das letzte Viertel des 5. Jahrhunderts anzusetzen sind, wurden gefunden
in Herten, in der Nähe des Badischen Bahnhofs in Basel, in Kleinhüningen nahe der
Landesgrenze gegen Weil und in Lörrach. Im 6. und 7. Jahrhundert wurden die großen
Reihengräberfriedhöfe angelegt, die oft mehrere hundert Gräber umfassen. Die Toten
wurden jetzt auch häufig mit Beigaben versehen. Den Männern wurden ihre Waffen und
Werkzeuge, den Frauen ihr Schmuck mitgegeben. Solche Friedhöfe kennen wir aus Bug-

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