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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 419
(PDF, 42 MB)
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es eine lange Arbeit werden würde. Nichts konnte ihn abhalten von seinem Ziel,
und nach vielen Versuchen und manchen Zweifeln gelang es ihm endlich, einen
kleinen Dampfwagen mit hohem Druck und der Leistung einer Pferdestärke auf
der Straße zum Laufen zu bringen.

August Zürcher beendete seine aufsehenerregende Erfindung gerade zu dem
Zeitpunkt, als der König Charles X. das Elsaß bereiste. Er war vornehmlich zu
einer Ausstellung von Industriewaren nach dem Oberelsaß gekommen, die in
Mülhausen zur Besichtigung aufgebaut war. Beide, er und der Thronfolger, waren'
am 10. September 1928 nachmittags um 3.30 Uhr in Colmar eingetroffen. Am
darauffolgenden Tage gegen 7 Uhr früh bestieg der König nach der Messe seinen
Wagen, um sich nach Mülhausen zu begeben. Am gleichen Tage hatte August
Zürcher in aller Frühe seinen Wagen unter Dampf gesetzt und war unter dem
Beifall der Bevölkerung von Masmünster davongefahren. Er legte die Strecke
von 35 km auf unebener Straße von Masmünster nach Mülhausen ohne Unfall
zurück. Aber welchen Schrecken hatte er unterwegs beim Durchfahren der Dörfer
angerichtet! Die alten Frauen bekreuzten sich und liefen ihren Männern davon,
die etwas tapferer jedoch mit mißtrauischen und drohenden Blicken die Fahrt des
jungen Colmarer Ingenieurs verfolgten.

Seine Ankunft in Mülhausen rief gleichermaßen eine lebhafte Erregung unter
der Bevölkerung hervor, besonders als August Zürcher auf der gepflasterten
Straße daherrasselte.

Seine Majestät, die von der Erfindung unterrichtet war, erwartete auf dem
Börsenplatz die Ankunft des Dampfwagens, der krachend Funken sprühte und
Dampf ausstieß. Unter den entzückten Augen Charles X. und der Menschenmasse,
die sich auf dem Börsenplatz drängte, führte August Zürcher mehrere Bewegungen
mit seinem Wagen aus.

Die Begeisterung hatte ihren Höhepunkt erreicht, als der König den Erfinder
des neuen Verkehrsmittels aufs wärmste beglückwünschte. Glücklich und hochbefriedigt
kehrte August Zürcher wieder auf der Straße nach Masmünster zurück,
während seine Majestät am Abend auf dem Ball in der Präfektur seiner Umgebung
gegenüber die Überraschung nicht verbergen konnte, die der kleine Dampfwagen
bei ihm am Vormittag hervorgerufen hatte. „Wer weiß, meine Herren", sagte
Charles X., „vielleicht kommt einmal der Tag, wo Kraftwagen in 6 Stunden auf
der Straße Reisende von Paris nach Mülhausen bringen!"

Auf den Ausspruch des Königs lachte seine Umgebung kriecherisch und mit
einigen Zweifeln.

Was den Erfinder August Zürcher betrifft, ist zu sagen, daß er sich in der
Folge in Kandern im Großherzogtum Baden niederließ, wo er einen Industriebetrieb
aufbaute. Ich weiß nicht, wann der heute vergessene Colmarer Erfinder
verstorben ist.

Henri Erichson

Anmerkung: Seine Ehefrau Constanze Emilie Henriette Z., geborene Donmet, starb,
66 Jahre alt, am 31. V. 1887 in Binzen. Sie war die Tochter des Louis Donmet, Hauptmann
in Colmar, und der Johanna Bindeisen (Schülin).

Zur Erinnerung an meine Großmutter Henriette Belier-Doumet (* 23. II. 1818, f 31. V.
1887 in Binzen). Auszug aus der Druckschrift „Hotel zum Ritter" in Heidelberg.
Verf. Hormuth-Heidelberg. Der Text wurde der Zeitschrift „Badische Mosaiken",
die sich über alle Gebiete Europas verbreitet und den Reichtum und die Schönheit
des Badischen Landes weitergeben möchte, entnommen; Heidelberg, im September 1852.

In der französischen Stadt Tournay hatten es die Mörder der Bartholomäusnacht anscheinend
weniger eilig, die Befehle Karls auszuführen. So hatten einige evangelische Familien
noch Zeit ins Ausland zu entkommen. Die beiden Brüder Karl und Jakob Belier
gehörten dazu, die — bekannt als reiche Leute — in kurzer Zeit noch eine bemerkens-

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