Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 420
(PDF, 42 MB)
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werte Summe Geldes flüssig machen und in aller Eile über die Grenze nach Deutschland
gelangen konnten. Am Ufer des Rheines erinnerte sich Karl an einen jungen Deutschen,
welchen er als Rechtsstudent in Paris kennengelernt hatte. Er ließ seinen Bruder den Weg
nach Frankfurt fortsetzen, während er sich mit Frau und Kindern nach Heidelberg begab,
wo die Familie seines alten Freundes wohnte. Er wurde dort mit offenen Armen aufgenommen
; man wollte ihn nicht weiterziehen lassen. Man zeigte ihm die Stadt und die
schöne Umgebung der kurfürstlichen Residenz. Der Anblick einer solchen Menge von
Schönheit der Natur bestimmte Karl Belier bald zum Bleiben. Bereits ein Monat nach
seiner Ankunft erwarb er ein beträchtliches Stück Land, auf welchem er dieses bewunderungswürdige
Haus errichten ließ, das bis in unsere Zeit bekannt ist als „Hotel zum Ritter
" dessen wechselvolle Geschichte ich wieder vor Augen führen möchte.

Karl Belier ließ 1592 die Fundamente dieses reichen Hauses errichten, wobei er selbst
als Baumeister sich betätigte. Einige Berichterstatter versichern, daß er die Vorderseite
des Otto-Heinrichsbaues als Vorbild genommen habe. Sei es wie es wolle, Karl Belier bleibt
das Verdienst, der Stadt Heidelberg einen herrlichen Bau geschenkt zu haben. Es war
sicher nicht aus Hochmut, daß er sein und seiner Frau Wappenzeichen und zwischen dem
zweiten und dritten Stockwerk ihre beiden Büsten in Stein hauen ließ. Er wollte vor
allem, daß man sich an seinen Namen recht lange erinnere, nachdem ihm die Bürger von
Heidelberg so brüderlich Gastfreundschaft gewährt hatten. Karl Belier verheiratete seine
Tochter Susanne mit dem Theologieprofessor Heinrich Alting aus Emden in Westfalen.
Glücklich über diese Verbindung, hoffte er in Frieden sein und seiner Familie Leben hier
zu beenden, ohne zu ahnen, daß er nochmals seine neue Heimat und seine schöne
Wohnung verlassen müßte. Sein Schwiegersohn teilte mit ihm sein Los. Er mußte nur zu
bald erkennen, daß es nichts Bleibendes in dieser Welt gibt: 1618 begann der 30jährige
Krieg, der fast ganz Deutschland vernichtete. 1622 wurde Heidelberg von den Bayern
überfallen, angezündet und geplündert von einer zügellosen Soldateska. Karl hatte mit
seiner Familie gerade noch Zeit zu entkommen. Man zeigt noch heute die Geheimtür,
durch die sie entwischten. Sie flüchteten nach Groningen in Holland, wo Professor Alting
einen Lehrstuhl für Theologie erhielt. Es scheint, daß die Familie sich über diese Stadt weit
verbreitete. Man sieht in der Universitätskirche das Grabmal, das ihre irdischen Reste
birgt. Die Feuersbrunst zerstörte die Stadt Heidelberg vollkommen. Einzig die Heilig-
Geist-Kirche und das Haus Beliers sind die Gebäude, die die Flammen übrigließen.

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