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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
40.1978, Heft 3/4.1978
Seite: 435
(PDF, 42 MB)
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ursprünglichen Eigenbegriffen (statt drno-dann, statt allewil-immer), der Verlust der überlieferten
Sachbegriffe durch die radikal modernisierte Umwelt und Einrichtung im bäuerlichen
und bürgerlichen Haus- und Hofwesen, aber mitbestimmend auch die leichtfertige
Verwilderung unserer Hochsprache in vielen Bereichen unseres Lebens, der alltäglichen,
kultur- und geistfremden Einflüsse bei der Werbung und der Berichterstattung durch die
Medien.

Von außen erleidet die althergebrachte Sicherheit beim Gebrauch der Muttersprache
gerade in unserem alemannisch-deutschen Sprachraum das viele Gerede um die Sprachbarriere
, welche schon das Schulkind zu überwinden habe, weiter das hochnäsige Vorurteil
vieler Neubürger aus dem Norden, aus Unkenntnis unserer heimisch gepflegten und
gebrauchten Mundart gegenüber, dem leider viele Einheimische zum Opfer fallen. Eine
andere extreme Gefahr droht auch von der Seite und dem Mißbrauch der „politischen
Liedersänger", welche ihr zuweilen auch gutgemeint motiviertes Anliegen dem heimischen
Publikum auf diese „hautnahe Art" offenbaren möchten. Und so man aber die Absicht
spürt, auch verstimmt wird! — Unverständlich ist dem Leser bei einigen der zahlreich
gebotenen Dichterproben, welche ihre Kunst revolutionierend in der totalen Kleinschreibung
bieten, die sicher nicht leichter lesbar, dafür aber eher zum kritischen Hinschauen
und Nachdenken über das „Warum" in dieser Form herausfordert.

Das vorliegende Buch erfüllt im ganzen seinen Auftrag: Es regt von verschiedenen Seiten
durch erfahrene Autoren zum hilfreichen Nachdenken über den Stand, Ort und die Lage
des Dialekts an, ermuntert aber auch die Zwiespältigen und Zweifler zur Gelassenheit und
zum Mut beim liebevollen Gebrauch der Muttersprache, im Bewußtsein des Wertes und
der Bedeutung im täglichen Umgang, für sich selbst und der innewohnenden, schöpferischen
Kraft für das heimische Volkstum.

(Schü.)

Axel Huettner: „Die jüdische Gemeinde von Kirchen (Ebringen-Kirchen, Kreis Lörrach)
1736—1940. Beiträge zur geschichtlichen, politischen, wirtschaftlichen und religiösen
Situation der Juden im Markgräflerland." Herausgeber: Axel Huettner, 7889 Grenzach
, Hornrain 11 (Selbstverlag des Verfassers), 395 Seiten, 58 Photographien, 4 Pläne,
6 Skizzen Preis DM 23,—.

Im Blick auf die Neuerscheinungen wird mit Nachdruck auf die vorliegende Arbeit
unter dem oben genannten Titel verwiesen, die nicht nur das Interesse der Heimatforscher
, sondern eines weiteren Kreises von Historikern, aber auch von Lesern, die an
der Geschichte der Juden in Baden und in Deutschland interessiert sind, beanspruchen
darf. Auch das Markgräflerland hat nicht nur seine gute, sondern auch seine verhängnisvolle
Geschichte mit den Juden gehabt, die in die Gesamtgeschichte unserer Heimat
hineinverwoben ist, die aber noch nicht genau beschrieben wurde, weil die hinter uns
liegenden Ereignisse Herz und Gewissen belasten. Neben Basel und einigen anderen
schweizerischen Orten, neben elsässischen Dörfern und der Kreisstadt Lörrach war es vor
allem Kirchen, das eine relativ hohe Anzahl von jüdischen Bürgern in sich beherbergt hat.
Mit feinem Gespür für das wechselnde Geschick dieser jüdischen Einwohner von Kirchen
zeichnet Huettner die wechselvolle Geschichte der Gemeinde, die jene Bürger begründet
haben.

Die Vorgeschichte zeichnet in wenigen, knappen und straffen Zügen überblicksweise das
Umfeld, in welchem die Geschichte der Judenschaft von Kirchen zu sehen ist. Dabei
werden — in Abgrenzung zur schon vorhandenen Spezialliteratur — neue Einsichten
offengelegt: Schon vor 1736 muß es in Kirchen Juden gegeben haben. Die Datierung des
ersten Auftretens jüdischer Namen in den Quellen ist eingehend und verantwortlich
diskutiert. In lebendiger Sprache, bisweilen in spannendem Erzählstil, wird berichtet, wie
die Juden zunächst vor allem aus der Schweiz einwanderten. Im Zuge dieser Aus- und
Einwanderungsbewegung entstanden kleinere und größere Gemeinden im südlichen Markgräflerland
und im Elsaß. Sehr schön ist die Gründung der Synagoge (zum Schutz vor
der geistigen Zerstreuung) beschrieben. Dabei ist es dankenswert, daß der Vf. die Definition
einer jüdischen Gemeinde einfließen läßt. Man erfährt mit großem Interesse, wie
die physiokratischen Ideen und Bestrebungen, die von Frankreich sich ins badische Land
ausbreiteten, ihren Einfluß im Blick auf die Berufsstruktur der Jugend geltend machen
konnte. Sehr schön ist das Gefälle zur Liberalisierung der Gesetzgebung (Dohm: „Über
die bürgerliche Verbesserung der Juden', 1781) und die gleichnamige Theorie des badi-

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