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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 23
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0029
Literatur verwiesen werden. Für den vorderösterreichischen Breisgau stellt W. Leiser
z. B. fest: „Zum Unterschied von anderen Landständen nannten sich die Breis-
gauer gern „freie Stände"; einige von ihnen hatten sich in der Tat freiwillig unter
Österreichs Schutz begeben; es war Grund genug für alle, das Gleiche von sich
zu behaupten. . . . Die Entwicklung vollzog sich auf Kosten der Landesherrschaft.
Was jeder andere deutsche Staat aus Gründen der Selbsterhaltung schon im
Keime hätte ersticken müssen, konnte die Großmacht Habsburg sich gefahrlos
gestatten: Auf die volle innere Souveränität verzichten und sich mit der bloßen
Suzeränität begnügen. Entscheidend war nur, daß die finanzielle und militärische
Leistungsfähigkeit des Landes verfügbar war, die Rechtsform galt als Nebensache
." Hier sind vor allem die kleinen Adelsherrschaften gemeint. In diesen
wenigen Sätzen ist ausgedrückt, warum im Breisgau der landsässige Adel bis 1806
eine solch große Rolle spielen konnte, im Gegensatz zur Oberen Markgrafschaft,
wo ihn einerseits sein Unabhängigkeitsdrang, andererseits die zunehmend unbequemere
Entwicklung der bäuerlichen Selbstverwaltung bis auf wenige Ausnahmen
zum Verlassen seiner Landsitze bewog.

Geistesgeschichtliche Zusammenhänge

1) Das Aufkommen der deutschen Sprache in Urbaren

Im Alemannischen Jahrbuch 1973/75 ist eine bemerkenswerte Untersuchung
von Wolfgang Kleiber über das Aufkommen der deutschen Sprache in Urbaren
Südwestdeutschlands 31) erschienen. Das Ergebnis der Arbeit, das mittels Karten
den zeitlichen und räumlichen Verlauf des Vorgangs verdeutlicht, war etwa folgendes
. Der Übergang zur deutschen Sprache in den Urbaren begann um 1250 im
deutsch-schweizerischen Gebiet von Oberrhein bis zur Innerschweiz, verdichtet sich
nach 1300 und setzt sich nach Norden und Osten fort. In der Zeit von 1250—1450
hat sich die deutsche Sprache beiderseits des Oberrheins mit besonderem Schwerpunkt
im Breisgau, in der nördlichen und Innerschweiz, am Bodensee und in
Schwaben völlig durchgesetzt, während in den Nachbargebieten das Latein noch
vorherrscht. Bei uns beginnt der Vorgang mit den Urbaren der Klöster um Freiburg
herum, mit Säckingen, Tennenbach, St. Blasien. Nach 1370 ist gerade für
St. Blasien der ausschließliche Gebrauch des Deutschen festzustellen. Der Grund
für den Ubergang von der lateinisch-kirchlichen Hochsprache zur Volkssprache
(man spricht von Vulgärsprache) wird in einigen Rodeln erwähnt. Es ist der
Zwang, die Aussagen der Zeugen protokollieren („usser der lehenlüte mund" —
Amt Schönau) und die Weistümer und Rödel den Beteiligten wieder vorlesen zu
müssen (Weitenau). Bei den Frauenklöstern, aber nicht nur dort, dürfte auch die
zunehmende Laien- (also nichtlateinische) Bildung eine Rolle gespielt haben. Eine
Urbarübersetzung ins Deutsche geschah Anfang des 14. Jh. ausdrücklich, damit es
eine Laien-„frawe chunne lesen und ouch versten" (Frauenkloster Sonnenberg
Tirol). Kleiber sieht für diese Entwicklung „wichtige soziale, wirtschafts- und
bildungsgeschichtliche Hintergründe", so auch den „fortschreitenden Ausbau der
Rechtsfähigkeit und der Rechtsposition der Hintersassen durch das Grundrecht
der Weisung", schließlich vermutet er „schwerwiegende Gründe verfassungsrechtlicher
, wahrscheinlich auch sozialer Natur . . ." „Es ist sicherlich kein Zufall, daß
die deutsche Urbarsprache am Oberrhein und in Südalemannien so besonders früh
auftaucht. Es ist ein Gebiet, in dem das Bauerntum sich eine wesentlich bessere
Rechtsstellung als anderswo errungen hatte. Hier gab es eine große Zahl freier
Bauern; hier hat (vor allem in der Schweiz) die genossenschaftliche Freiheitsbewegung
sich besonders entfaltet."

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