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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 44
(PDF, 39 MB)
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deutsch sprechende Pfarrer häufig schlauer sein wollten als ihre Bauern und einfach
lange Vokale diphtongiert haben, ob das sprachlich sinnvoll war oder nicht18).
Man wollte dem Volk „richtiges Deutsch" beibringen ,7).

Für Tscherter dagegen fehlt noch eine sichere, überzeugende Deutung. Eine
französische Namenform kommt wohl nicht infrage und als Herkunftsname fällt
mir nur Chartres ein, was sprachlich allerdings möglich wäre. Aber wir müssen
hier wohl, ähnlich wie beim Berner Namen Tscharner, eine Herkunft aus Graubünden
ebenfalls erwägen 18). Um das besser beurteilen zu können, müßte man mehr
und ältere Belege (als 17. Jh. im Kleinen Wiesental) haben. Romanisten, besonders
auch Kenner des Franco-Provencalischen, könnten uns hier vielleicht weitere
Hinweise geben. Klar ist dagegen die Ableitung des Alt-Lörracher FN Tschira von
französisch Girard.

Zum Schluß sei hier noch eine Gruppe von Herkunftsnamen besonderer Art
besprochen: die Walser, Walliser, Walch, Walcher und Welsch. Walch und
Welsch haben urspünglich nichts anderes bedeutet als „Fremd", auch übertragen
auf „fremdsprachig" (kauderwelsch). Bei frühem Auftreten der FN Walch, Walcher
und Welsch ist deshalb keineswegs sicher, daß hier Zuwanderung von Westen
bzw. aus romanischen Ländern vorliegt. Diese jüngere Vorstellung ist erst durch
die stärkere Westorientierung der deutschen Geschichte entstanden. Genauer
abgegrenzt auf einen bestimmten Herkunftskreis sind die Namen Walser, Waltzer
und Walliser. Sie können bedeuten, daß die direkte Zuwanderung aus dem
Wallis erfolgt ist. Walser hat man aber auch ganz allgemein die Gruppen von
Auswanderern aus dem Wallis genannt, welche im 13. und frühen 14. Jahrhundert
über die Alpenkämme nach Süden und Osten gewandert sind, um hochgelegene
Täler und Alpgebiete zu erschließen, (z. B. südl. des Monte Rosa, Bosco
Gurin im Tessin, in Graubünden bis Davos und ins Weißtannental, das Große
und Kleine Walsertal in Österreich). Das besondere Geschick der Walser zu solch
schwieriger Kultivierungsarbeit hat vielfach dazu geführt, daß an Ausbausiedlung
interessierte (kirchliche und adlige) Herrschaften mit Walsergruppen Ansied-
lungsverträge mit besonderen Walserrechten geschlossen haben. Später, unter
für die Berglandwirtschaft veränderten Verhältnissen, auch bedingt durch große
Kopfzahlen, sind auch Abwanderungen einzelner Familien erfolgt, so daß wir in
Oberdeutschland ziemlich überall verstreut Namensträger dieser Herkunft finden.
Bei uns trifft dies zu für Welsch (Woelsch) 1394 in Wollbach (Walapah!), 1465 in
Oberweiler, für Walch 1298 in Haltingen, 1323 ff. in Egringen, 1395 in Wilen,
1410 ff. in Kirchen, für Walser 1373 ff. in Egringen, Walleser 1510 ff. in Schönau,
Walliser 1528 in Maulburg und im 16. Jahrhundert in Lörrach. Die Formen
Welchlin, WäldAin tauchen im 18. Jahrhundert von Buggingen kommend in
Britzingen auf, und Weltz am Anfang des 17. Jahrhunderts ebenfalls in Britzingen.

Der von den Waisern im Mittelalter besonders verehrte Heilige war Theodul.
Überall wo Theoduls-Kapellen stehen oder standen, kann man organisierte oder
wenigstens gruppenweise Ansiedlung von Waisern vermuten. Bei uns standen
solche Theodulskapellen oberhalb Binzen und oberhalb Egringen.

Diese Zusammenhänge sind für unser Gebiet noch wenig erhellt. Die namenkundliche
Forschung, allein schon die Namensammlung in dieser Richtung,
könnte einiges dazu beitragen.

Schluß

Dies Thema vermag uns einige Aufschlüsse über die Herkunft von Zuwanderern
zu geben, wobei interessant ist, daß sich eine ähnliche Tendenz zeigt, wie sie aus
namenkundlicher Sicht schon einmal für Basel festgestellt wurde Zwar hatte
Basel als bedeutende Stadt des Mittelalters einen sehr viel weiteren und intensiveren
Zustrom, aber es fehlte dabei fast ganz ein bajuwarischer Anteil15), dafür

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