Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 48
(PDF, 39 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0054
viel älter und seit althochdeutscher Zeit als „erdephili" belegt. Damit bezeichnete
man knollige, eßbare Früchte, die z. T. in der Erde, z. T. auf der Erdoberfläche
gediehen, insbesondere die „Pfeben" (von lat. pepones), eine Art Melonen. Dieses
Wort entspricht natürlich dem neuhochdeutschen Erdapfel, das noch im 19. Jh.
mündlich und literarisch gang und gäbe war.

Das Wort „Herd" ist nun ursprünglich völlig gleichbedeutend mit Erde. In
der alten Sache „Herd" verbinden sich die beiden Elemente Erde und Feuer. Im
alemannischen Mundartbereich haben sich die Wortbildungen mit „Herd" lange
erhalten, und das Schweizerdeutsche Wörterbuch, das auch für unser Gebiet als
vergleichendes Wörterbuch unersetzlich ist, nennt für seinen Bereich Literaturbelege
für den identischen Gebrauch von Herd und Erde bis zu Gotthelf, ja
noch für das Jahr 1863. „Herd" war „die vorherrschende Form für Erde". Heute
ist „Herd" — außer vielleicht in lokalen Redensarten — bei uns nur noch im Wort
Härdöpfel allgemein erhalten. Die große Bedeutung dieser Frucht, die z. Zt.
der frühindustriellen Entwicklung vom Ende des 18. bis zum Ende des 19. Jh.
bei Mißernten und Krisenzeiten die Bevölkerung vor dem Hungertod gerettet
hat, geht aus zahlreichen alten Redensarten hervor. „Z'morge sur (an saurer Soße),
z'Imbig in der Mundur (Montur, Schale, gekocht), z'Nacht gschwellt und ane
gstellt."

Härdöpfel ist im ganzen alemannischen Sprachbereich verbreitet. Von Gegend
zu Gegend wechselnd kommt auch das gleichbedeutende Wort Grumbire (Grundbirne
) vor: bei uns, im Oberelsaß, im Kt. Basel-Land, im Berner Oberland, im
Kt. Schaffhausen und verschiedenen Teilen der Ostschweiz. Auch Härdbire ist in
der Form „Hebbire" da und dort vertreten.

Unsere Gastronomen sollten's für ihre Landes- und Hausspezialitäten einmal
mit „Härdöpfelstock, Grumbiresalat und Härdöpfelbrägel versuchen. Das wäre
viel besser als in jener recht guten Gastwirtschaft in einem bekannten Dorf, das
zu einem unserer international geschätzten Badeorte gehört, wo der Wirt vor dem
Haus groß „Französische Küche" angekündigt hatte. Auf der Speisenkarte im
Lokal bot er „Pommes Fritz" an. (Kein dummer Witz, sondern verbürgte Tatsache
).

Was isch au e Zwiebelwaie?

As ein e richtigi Zibelewaie mache cha, bezwiiflet dr Chemifäger allbott, wenn
er „Zwiebelwaie" höre oder läse mueß. Dä hochdütsch-alemannisch Zwitter verlockt
en ammel zue ganz öbbis anderem als zuem Probiere. Uf d'Chnoche isch
em's gange, wo im Blettli gstande het, aß sogar e hiesigi Füürwehr „Zwiebelwaie"
vo dere zwittrige-n-Art a'zbiete haig.

Wo kommt das Wort Zwiebel denn her? Im Französischen heißt sie oignon,
woraus in der Gegend von Trier önn geworden ist. Der Ausdruck soll von einem
lateinischen Bauernwort „unio" für das klassisch-lateinische cepa = Zwiebel
herkommen. Im Italienischen dagegen heißt es cipolla, im Francoprovencalischen,
zu dem die Dialekte der welschen Schweiz zählen cebollan. Beide sind von der
lateinischen Verkleinerungsform von cepa = „cipolla" übernommen. Die westalemannischen
Mundarten haben alle zi- im Anlaut, die zweite Silbe mit weichem
b, also Zibele. Nur im Schwarzwald kommt die gerundete Form Zübele vor.
Im Ostalemannischen dagegen heißt es Bölle. Da die Ostalemannen über die
Bündner Romanen die engste Verbindung zum romanischen Sprachbereich hatten
(und noch haben), wäre denkbar, daß das auf der 2. Silbe betonte cipolla die
unbetonte erste Silbe verloren hat und zu Bölle wurde. Obwohl diese Annahme
nahe liegt, nimmt das Schweizerdeutsche Wörterbuch eine Herkunft von Bolle,
runder Körper, Knolle, an.

48


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0054