Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 50
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0056
Nämlich der Tatsache, daß das betreffende Gelände feucht, moosig bis sumpfig
ist oder früher war. Man kann darauf gehen. Moos heißt im Alemannischen Mies,
Miess, im Kanton Aargau auch Miesch (ie als Diphtong gesprochen). Flurnamen
dazu gibt es mit den Grundwörtern moos, mos, mis, mies und müs. Die ursprüngliche
Form in Minsein hieß sehr wahrscheinlich „Miesmatt". Nicht weit davon, in
Karsau-Riedmatt (Ried!) gibt es noch den Miesme, den Miesmann im Mooskleid.
Nach altem Jahreslauf-Brauch tut er zu Mittfasten, am Sonntag Lätare, seinen
Heischegang. Er ist anderen Fasnachtsfiguren vergleichbar, deren Gewand aus
Stroh oder Bohnenstroh geflochten ist. Noch enger verwandt dürfte er dem
Wilden Mann sein, denn beide Figuren, der Miesme und der Wilde Mann kommen
aus unkultivierten Fluren. Der Miesme eben aus dem Moor, dem Moos,
dem Sumpf.

Die Meiseier Mäusmatt müßte also richtig Miesmatt heißen und wenn man's
hochdeutsch haben will (aber warum?), dann müßte es Moosmatt heißen. Es isch
also nüt mit de Müs, den Mäusen. Zue seilere Zit, wo die Flur ihre Name
kriegt het, hän d'Müs dort nit tanze chönne. In ihre Näschter wäre si elend versöffe
. D'Müs hän das zwar gwüßt, aber der Katasterbeamti us Karlsrueh, wo's
verhochdütscht het, hets halt nit gwüßt. Wer seile Schlauberger gsi isch, wo de
Meiseier bibrocht het, es dörf nit Mies- oder Müsmatt, sondern mieß Mäusmatt
(ohni e) heiße, dä sott mer emol use finde. Aber in dr Nöchi gits no-n-e Fall, wo
der Kolleg zue sellem gmeint het, ellei richtig mieß Meisematt gschribe werde.
Z' Haage sin aber selli Meise nit uf ere Meisematt umeghüpft, nit emol uf dr
Miesmatt, nei selli sin neumen anders ghockt. Uf de Bäum oder was hän er gmeint?

Sehr geehrter Nichtschpezi,

Schulprobleme, das Wort sagt es, sind schwierig, die deutsche Sprache scheint
aber noch schwieriger zu sein, selbst für Konrektoren. Aber auch wenn Sie als
Gmeirot „optimalste Organisation" verlangen, sollte man etwas mehr Sprachbewußtsein
erwarten können. Versuchen sie doch einmal, hochverehrter Kollege
M., vielleicht mit Ihren Schülern, den Unterschied zwischen einer optimalen
und einer optimalsten Organisation herauszufinden. Oder genügt vielleicht eine
optimalere? Der Superlativismus ist nicht nur eine Krankheit unserer Sprache,
sondern auch unseres heutigen Lebens. Möglicherweise könnte das sogar Ihre
Schüler bei dieser Gelegenheit einmal interessieren. Kurzum: Herzliche Bitte an
den Schulmann, vor lauter (schwierigem) Organisationskram die deutsche Sprache
nicht zu vergessen. Und zum Schluß eine ganz allgemeine und dann doch spezielle
Bemerkung: Probleme der deutschen Sprache lassen sich häufig am einfachsten
mit Hilfe des Alemannischen verdeutlichen und lösen. Das Alemannische ist
sparsam und scheut die Übertreibung. Selbst für Hermann Burte war das ein
Glück. Das Hochdeutsche, das Schwelgen in der Schriftsprache, hat ihn verführt
. Und auf Hochdeutsch ist er selbst wieder verführt worden, zum Liebedienern
. Allein das Alemannische hat ihn auf dem Boden der Wirklichkeit und
der Selbstkontrolle zu halten vermocht,
ceterum censeo: alemannisch sott me chönne.
(Hoffentlich merkt er, was i mein)

Die „optimalste Organisation

Versuch, einen Gmeirots-nüt-Schpezi zu überzeugen

SO


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