Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 53
(PDF, 39 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0059
legt, weitergepflegt worden sind, oder bei denen die verwendeten Symbole (hier
die heilige Rose) einen christlichen Inhalt erhielten.

Für Lörrach ist der Name Rosgarten für das Burghofgelände hinter der
evangelischen Stadtkirche nachgewiesen. Eben dort war bis 1610 der Gemeindefriedhof
. Der frühere Stadtbaumeister Heinz Kayser hat 1923 10) in seiner Beschreibung
der Pläne für eine markgräfliche Schloßanlage am selben Platz auch
die Lage des mehrfach erwähnten „Roßgartens" angegeben, nämlich an der Stelle
der früheren Hofküferei (zuletzt Heimatmuseum). Durch die barocke Schreibweise
hat er sich verleiten lassen anzunehmen, es handle sich um einen Garten
für Pferde, obwohl die Roßmatte, also die Pferdeweide, unweit im Talboden
lag. Es handelt sich natürlich um den Namen des Friedhofs, der genau hier gewesen
war. In Stetten ist der Name Rosengarten n) sogar noch in einem Straßennamen
neben der Kirche St. Fridolin erhalten. Wahrscheinlich führte der kleine Weg
vom Kirchplatz auf den alten Friedhof. Man müßte das über eine baugeschichtliche
Untersuchung bei Gelegenheit nachprüfen.

Es gibt aber noch mehr hierhergehörige Beispiele in unserer Landschaft. In
Binzen I2) gibt es den Flurnamen „am Roßberg" mit der Erläuterung: stoßt gegen
die Kilchmur. Auch die Wendung „ob der Kirche" kommt dabei vor (1566). Die
Haltinger Ortschronik nennt für 1361 einen Rosagker, 1553 das gleiche Feld als
Rcsenacker. Auch diese Flur ist oberhalb der Kirche, aber weiter entfernt als der
heutige Friedhof, jedenfalls nach der bisherigen Lokalisierung auf der Gewannkarte
. (Am Ende der Gemarkung gegen den ötlinger Bann hin). Man muß sich
fragen, ob eine Roßweide, wie hier die Deutung lautet, oben am Berg angenommen
werden kann. Daß die Friedhöfe oberhalb der Orte angelegt wurden, war
dagegen üblich.

Das Wollbacher Ortssippenbuch 1S) weist als Besitzer einer Flur „ob dem
Kilchhof" den „zem rosengarten" aus. 1663 heißt wahrscheinlich das gleiche Stück
noch „zu den Rosen", auch Roßenmatt genannt. Dieses Wort kann wegen der
vorkommenden Schreibweise Ruosen, wie auch hier geschehen, auf mhd roezen
zurückgeführt werden, was soviel wie rösten von Flachs und Hanf, das lange
Wässern als ersten Verarbeitungsgang zum Spinnrohstoff, heißt. Wenn man hier
die Realprobe macht, also an Ort und Stelle das Gelände nach der Richtigkeit
dieser Deutung prüft, hat man Zweifel, ob hier ob dem Kilchhof je ein Wässerlein
floß. Eine Hanfröste wäre auch im Mittelalter viel eher in der Nähe des Talbodens
möglichst am Bach angelegt worden. Viel wahrscheinlicher ist deshalb
auch hier die Ableitung des Namens vom benachbarten Friedhof.

Der Friedhof selbst ist bei unseren Beispielen zweimal, in Stetten und Lörrach,
direkt mit Rosgarten und Rosengarten genannt. Die überlieferten Flurnamen
finden sich meist in alten Güterbeschreibungen und Berainen, in denen natürlich
nur nutzbare Flächen erscheinen. Ihre Namen erhielten sie oft indirekt, nämlich
von benachbarten, eindeutig bekannten und kennzeichnenden Punkten, anhand
derer wir sie vielfach heute noch bestimmen können, wie in unseren Fällen von
Kirchen und Friedhöfen. Meist dürfte es sich dabei noch um den heutigen Friedhof
handeln, obwohl nicht ausgeschlossen ist, daß z. B. in Pestzeiten einmal ein
zweiter Friedhof in etwas größerer Entfernung angelegt und über längere Zeit
benützt worden ist14). Daß immer wieder Schreibweisen wie Roßgarten, Roßenmatt
, am Roßberg vorkommen, fällt natürlich auf und verleitet zur Deutung als
„Roßweide", mit der Begründung, das Roß sei im Mittelalter bevorzugt gehalten
worden. Daß diese „Roßweiden" alle neben der Kirche und zwar „ob der Kirche",
„gegen die Kilchmur", „ob dem Kilchhof" liegen, sollte uns doch veranlassen, das
Argument vom Roß als bevorzugt gehaltenes Haustier zu prüfen. Diese Angabe
trifft zwar für den feudalen Bereich des mittelalterlichen Lebens durchaus zu.
Es trifft auch für viele wirtschaftliche Bereiche zu, den Groß- und Fernhandel,
Verkehr und Post, große Gastwirtschaften. Aber im ländlichen Leben konnten sich

53


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0059