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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 54
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0060
nur die größten Bauern bei uns einen, wenn es hoch kam, zwei Pferdezüge leisten.
Für die Masse der Bauern war das Pferd ein Luxustier, das er sich nicht leisten
konnte. Als Zugvieh wurden noch weit ins 18. Jh. mehr Ochsen gehalten als
Pferde, weil man sie auch als Fleischtiere verkaufen konnte. Aber auch für die
Ochsenzüge gilt, daß nur wenige sie sich leisten konnten. Wir sehen schon in den
alten Berainen die extreme Güterstückelung bei uns, bedingt durch das Erbrecht
der Realteilung. — Man muß also wohl überall, wo in der Nähe von alten
Kirchen, vor allem auch in erhöhten Lagen, Roßgärten, Rosenäcker und ähnliche
mit Roß- und Rosen- zusammengesetzte Flurnamen zu finden sind, in erster
Linie prüfen, ob nicht der Name Rosengarten auf einen bestehenden oder früheren
Friedhof zurückgeht. So ist bei den in der Geschichte der Stadt Weil 15) aufgeführten
Flurnamen für 1490 die Bezeichnung „im Rosengarten" genannt, anscheinend
ohne daß dieser Beleg lokalisiert werden konnte. In Tumringen 16) gab
es im Gewann Kirchberg (!) einen Flurnamen „im Rösli", leider ist keine Jahreszahl
für den Beleg aufgeführt. Für Efringen und Kirchen 17) finden wir solche
Bezeichnungen weitab von den Orten am äußersten Ende der Gemarkung vor
dem Engetal. Noch im 18. Jh. kamen dort Flurnamen wie Rosgarten, Roßgarten,
auf der Eck 18) beim Rosen-Garten. Und es wird beigefügt (Efringen) alle „Ros"-
namen seien im gleichen Bezirk.

Daß die Bezeichnung Rosengarten in der hier geschilderten Bedeutung im
16. Jh. durchaus noch lebendig war, läßt sich historisch nachweisen. Appenwiler
berichtet in seinem Gedenkbuch von 1544 zum Jahrtag der Schlacht zu St. Jakob
an der Birs über den Garten des Hospitals, in dem die Schar der Eidgenossen —
bis auf wenige Schwerverletzte, die überlebten — bis zum Tode gegen die
französisch-armagnakische Ubermacht gekämpft hatte: „Ich siehe in ein rosse-
garten, den min fordern geret hand vor hundert joren." 19).

Zweifellos gehen auch die Bezeichnungen des Rosgartenmuseums in Konstanz
und der Rosengarten in Straßburg auf historische Friedhöfe zurück, hierüber liegt
uns freilich noch kein Beleg vor.

Aber Vorsicht ist bei jeder Deutung im Einzelfall geboten. Es gibt in oberdeutschen
Städten beispielsweise Rosengassen, die — jedenfalls nach offizieller
Erklärung — ihren Namen nach historischen Gasthäusern „zur Rose" tragen. In
Villingen freilich gibt es zwei Beispiele, die auf Spottnamen zurückgehen, die
„Rosengasse" und die „Goldgrube". Beide waren im Mittelalter Hinterhofgassen,
an denen sich die Ställe, deren Misthäufen und die Abortgruben befanden. Uber
diese Hinterhofgassen erfolgte die Abfuhr des Unrates bzw. Düngers, daher der
Name 20).

An diesen wenigen Wörtern, denen der interessierte Landeskundler immer
wieder begegnen kann, wird deutlich, wie eng verschiedene Wissensgebiete und
wissenschaftliche Fachgebiete miteinander verflochten sein müssen, hier Geschichte,
Sprachwissenschaft und Volkskunde, wenn man zu schlüssigen Ergebnissen
kommen will.

Anmerkungen

(11 „Kleiner Lexer", Matthias Lexer, Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. 32. Aufl.
Stuttgart 1966

(2) A. Baumhauer „Ein Kern der Lörracher Stadtsiedlung: die „Ufhabi" in Badische
Heimat Heft 3/4 1955 und in Das Markgräflerland Heft 1/2 1964, vgl. auch die

(3) Diss. von Jürgen Springwald „Grundherrschaften im Markcrräflerland ..." in Das
Markgräflerland 1. 2 1978 S. 124.

(4) Eine ausführliche Darstellung als wortgeschichtlicher Versuch zu diesem Lörracber
siedlungsgeschichtlichen Thema wird wohl im Lörracher Jahrbuch „Unser Lörrach"
1979 folgen.

(5) Joh. Christoph Adelung, Hochdeutsches Wörterbuch, Leipzig 1798

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