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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 58
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0064
Spätkeltische Viereckschanze bei Auggen /Markgräflerland

Fundstellen der Mittel- und Spät-Latene-Zeit aus der Umgebung
von Mauchen, Grißheim, Niedereggenen und Neuenburg

von Winfried Zwernemann

In der Vorbergzone des Südschwarzwaldes wurde 1972 hoch über dem Weinort
Auggen, am Nord-Westhang des Mischwaldes „Steinacker", zwischen 365 m NN
bis 390 m NN, eine Viereckschanze entdeckt. Von einem am östlichen Waldrand
liegenden Parkplatz aus läßt sich die Schanze auf dem Waldlehrpfad „Steinacker
" zu Fuß erreichen. Als Orientierung wird dabei die Übersichtstafel des
Waldlehrpfades am Parkplatz und ein Hinweisschild mit einer kurzen Beschreibung
an der Schanze dienen *).

Die zum Teil noch gut erhaltene Anlage aus zwei miteinander verbundenen
Flächen hat im Umriß die Form eines Stiefels (Abb. 1). Durch einen von Süden
nach Nordosten verlaufenden Waldweg wird der nördliche Teil der Anlage
durchschnitten. Vom Weg aus, etwa beim Hinweisschild, läßt sich der am besten
erhaltene südliche Abschnitt mit den für Viereckschanzen typischen überhöhten
Wallecken erkennen (Abb. 2). Dieser Wall und ein vorgelagerter Graben, der
das Schüttungsmaterial dazu liefert, umschließt die etwa 8.000 qm große Anlage.
Die Höhendifferenz zwischen der Wallkrone und dem fast zugeschwemmten
Graben liegt im südlichen Abschnitt zwischen 0,55 m bis 1,25 m, während der
nördliche zum Teil nur noch von einer flachen, kaum erkennbaren Bodenwelle
begrenzt ist. Auffallend ist, daß diese schwache Andeutung des Walles an der
Nord-Westseite zugleich die Grenze zwischen Gemeinde- und Privatwald bildet
und in früherer Zeit somit eine gut sichtbare Markierung gewesen sein muß.

Am neuzeitlichen Einschnitt des Waldweges wurde 1975 durch das Landesdenkmalamt
, Außenstelle Freiburg, Abtl. Bodendenkmalpflege, unter der örtlichen
Leitung des Berichterstatters ein 8,5 m langer Querschnitt durch Wall und Graben
angelegt, um hier die kaum noch zu erkennende Bodenwelle zu überprüfen. Der
Querschnitt zeigte, daß der Graben 0,55 m unter der heutigen Oberfläche sich
deutlich abzeichnet und bis 1 m tief reicht (Abb. 3). Er hat die Form einer Mulde,
zeigt keine Schichtung und ist mit dunkelbraunem Lehm verfüllt. Da weitere
Grabungen an diesem geschützten Bodendenkmal bisher nicht möglich waren, kann
über Details noch nicht berichtet werden. Viereckschanzen sind typisch für das
Gebiet östlich des Schwarzwaldes, des Mains und des nördlichen Alpenrandes in
Deutschland. Durch die Entdeckung einer Schanze auf dem Rührberg bei Wyh-
len2) und der oben beschriebenen Auggener Anlage schließt sich diese Lücke
etwas.

Der Sinn und Zweck dieser Erdwerke war lange umstritten. Erst durch Untersuchungen
in den letzten beiden Jahrzehnten wurde Klarheit gewonnen 3). Während
man sie bis in die dreißiger Jahre hinein noch als Viehkrale, befestigte Gutshöfe
, Schanzen und dergleichen interpretierte, ergaben die neueren Untersuchungen
, daß es sich hierbei um keltische Heiligtümer, Kultstätten, handelte, in denen
die Bevölkerung zu bestimmten Jahreszeiten und Anlässen ihren Göttern opferte.
Sie gehörten ausnahmslos der Spät-Latenezeit an (2. bis 1. Jh. v. Chr.) und sind
eine der zahlreichen Ausdrucksformen keltischer Religiosität. Dazu gehörte auch
das Einhegen bestimmter heiliger Plätze durch Pfostenstellungen, das Anlegen von
Viereckgräben und das Versenken von Waffen in Flüssen und Seen. Bei diesen
spätkeltischen Schanzen fällt der mehr oder weniger viereckige, manchmal auch
trapezförmige Grundriß auf, der oft — wie bei der Auggener Schanze — mit
einem Anbau versehen ist. Alle Anlagen sind durch einen gut sichtbaren Erdwall
mit Außengraben umschlossen, der an einer Seite in der Mitte durch ein Eingangstor
unterbrochen ist, wobei aber der vorgelagerte Graben durchläuft. Dieses

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