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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 62
(PDF, 39 MB)
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dem Tambourmajor und den Drachenhornbläsern, während ihr Ende von vier
Reitern gebildet wird. Die Soldaten mit ihren charakteristischen keltischen Ovalschilden
tragen auf den Spitzen ihrer Lanzen ein Gebilde, das die ältere Forschung
lediglich als eine trennende Blattranke zwischen den beiden Prozessionsteilen
ansah, bei dem es sich aber bei genauem Zusehen, um eine lange, gerade
sorgfältig umwickelte Stange handelt. In die Umwicklung sind Blätter oder Blüten
eingebunden . . . Der Schacht ist vermutlich in wochenlanger Arbeit gebaut — es
ist der scheinbare „Kessel" der Opferszene links . . . Nun wird auf seiner Sohle
der Kultpfahl eingesetzt, der, reich geschmückt, von rechts in feierlicher Prozession
herangetragen wird . . . Nach dem Einsetzen des Kultpfahls folgt das feierliche
Brandopfer, bei dem der Kultpfahl vermutlich in Flammen aufging. Das auf den
Wällen des Heiligtums versammelte Volk, das gleiche, das den Kultpfahl herangebracht
hatte, wird andächtig und fasziniert zugleich die schwarzen Qualmwolken
verfolgt haben, die so unvermittelt aus dem Erdinnern zu steigen schienen
und aus deren Richtung die göttliche Gunst oder Ablehnung geschlossen werden
konnte. Stieg der Rauch himmelwärts, war man göttlicher Gnade gewiß, dann
folgte der letzte Akt, der durch Blut seine höchste Weihe erhielt. Der Priester
durchschnitt einem Menschen die Kehle und ließ das Blut in den Schacht rinnen,
der im Anschluß daran wieder zugefüllt wurde"!

Daß diese grausamen Opferszenen nicht unserer heutigen Phantasie entspringen
, zeigen uns verschiedene antike Berichte. Bei Caesar heißt es u. a. „Wenn
jemand schwer krank wird oder Kämpfen und Gefahren entgegengeht, so pflegt er
Menschenopfer zu geloben, deren Durchführung natürlich Sache der Druiden ist.
Diese nämlich verkünden, daß die Götter nur dann besänftigt werden können,
wenn ihnen zum Ersatz ein anderes Menschenleben dargebracht wird. Auch von
Staats wegen finden dergleichen Opfer regelmäßig statt. Zu ihrer Durchführung
macht man riesenhafte Götterfiguren aus Stroh und Reisig, die mit lebenden
Menschen gefüllt werden. Dann wird das ganze angezündet, so daß die Menschen
in den Flammen umkommen. Genehm waren den Göttern vor allem solche
Personen, welche einen Diebstahl, einen Raub oder einen Mord begangen haben.
War zum Zeitpunkt des Opfers keine solche Person vorhanden, nahm man auch
Unschuldige."

Von Strabo ist überliefert, daß vor einer wichtigen Wahrsagung, etwa im
Kriegsfalle, ein Druide dem zu Opfernden ein Messer in den Rücken stieß, um
denn aus der Art seines Niederstürzens, seiner Todeszuckungen und aus dem
strömenden Blut die Zukunft zu deuten. Die Kaiser Tiberius und Claudius haben
diese Menschenopfer zum Anlaß genommen, das Druidentum generell zu verbieten
.

Die keltische Besiedlung des „Markgräflerlandes" in der Mittel- bis Spät-
Latene-Zeit verdeutlichen einige Fundstellen aus der näheren Umgebung der
„Auggener Viereckschanze". So konnten etwa 1300 Meter südöstlich der Schanze
auf Äckern der Mauchener Gemarkung zahlreiche Scherben von Gefäßen als
Oberflächenfunde aufgesammelt werden, die den Beleg einer hier gelegenen An-
siedlung erhärteten. Die Auswertung des Fundmaterials ist noch nicht abgeschlossen
und es bleibt auch offen, ob diese Siedlungshinweise unmittelbar zu der
kultischen Anlage von Auggen gehören 5)6).

Für eine lockere Besiedlung dieser Landschaft in der genannten Epoche spricht
auch das seit 1924 bekannte Tongefäß von Grißheim, das als Uberrest einer
Bestattungsbeigabe angesehen wird. Die näheren Fundumstände konnten nicht
mehr ermittelt werden, doch sollen in diesem Zusammenhang noch weitere
Scherben gefunden worden sein, die verschollen sind. Das der späten Latene-Zeit
zugesprochene Gefäß ist eine in Drehscheibenware gefertigte 16,8 cm hohe Flasche
aus lederbraunem Ton, außen geglättet, mit zwei Paar Horizontallinien verziert
(Abb. 5)7)8).

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