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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 75
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0081
gmacht, sondern vor allem „Liechtspöh", amtlich gschriebe „Spähne", ellei in eim
Winter hän sie über 1000 Stuck verchauft.

De Holzbezug isch im Lauf vo dene 90 Johr aber nümmi einheitlich gsi, sondern
het sich nooch em „Schatzungsfuß" grichtet, d. h. nach de Proportion vo de
Stüür. Wer viel gha het, het mehr „Schatzig", also mehr Stüüre zahlt wie dä wo
weniger gha het (des isch jo hüt no so), doch will sich noch däm System au de Bürgernutze
grichtet gha het, het dä, wo meh gha het, au meh Holz griegt.

So isch natürli d Parteibildige in de Dörfer selber nit usbüebe. 2 Bürchau hets
z. B. drei Holzklasse gha, wo sich gegesitig bechriegt hän. Die riichere Bürger hän
jedes Johr 10 Klafter, also 40 Ster, die mittlere 32 Ster und die ärmere Bürger 24
Ster Holz us em Gmeiwald haue chönne und während im Forschtamt z Chander
d Hoor z Berg gestände sin: „in Birchau hauen, holzen, schnefeln sie, es ist eine
Schand wie der Wald ruiniert wird", hän sälli vo de dritte Holzklass mit em
Schlachtruef: „Gleichheit für Alle", de Zweifrontechrieg eröffnet.18)

Zwar hän alli Parteie die beschte Absichte gha und de Gmeiwald unter sich
verteile welle wie s d Rieder 100 Johr früeher scho gmacht gha hän19) (Raich isch
also mit Ried im Gmeiverband nit riich worde, denn sälli hän bi de Hochzit num-
me Privatwald gha), doch Bürchau het für d Waldverteilig kei amtlichi Genehmigung
me griegt. 1750 hän s d Bürchauer s erschtmol brobiert, 1835 s letschtmol,
sie hän dewäge sogar prozessiert, sin aber allewil wieder zruckgwiese worde:
„Eine Gemeinde ohne Wald ist eine arme Gemeinde, sie kann niemalen Geld aufnehmen
, auch in Kriegszeiten nicht."20)

D Neuwägner bruche sich wägedäm aber nit freue, bi ihne isch es dupfeglich
gsi, do sin sich dorfintern insgesamt 70 Johr zwei Parteie gegenüber gstande, amtlich
: „Die Partei der größeren Bauern gegen die Partei der kleineren Bauern."-1)
Beidi Parteie hän sogar Anwält gha und sich zitwilig zue n ere „Sunnewirtshus-"
und „Chronewirtshuspartei" etabliert. Bi ihne isch es hauptsächlich um s Bergfeld
gange, au das isch noch däm unglückliche Schatzigsfueß verteilt worde, wer
viel zahm Feld gha het, het viel Bergfeld in d Nutzig griegt und dä wo weniger
gha het, wenig. Doch wenn s um de Pfarrer oder um d Bürchauer gange isch,
drno hätt s keini Parteie, drno hets numme no Neuwägner gee.

Blibt also siedligsgschichtlich numme no die letschti Frog: „Vo welere Site us
hän unsi Alte vor 1278 e neue Weg dur de Wald ghaue?" — Au uf die Gfohr hi,
daß d Neuwägner jetz bitterbös sin, blibt ernschthaft numme eins; vo Süde, vo
Bürchau her! Dodemit wäre mer wieder bi de Iileitig: „Verwandti sin au numme
Mensche", glichwie d Bürchauer und d Neuwägner, dur s gemeinsam Kirchspiel
bedingt, johrhundertilang so durenander ghürote hän, daß es in beide Dörfer
eigentlich numme no Verwandti git.22)

Denke mer numme emol an unser Neuwägner Dorfoberhaupt, wo mir emol
gsait het: „Ich stamm nit vo do, mi Vollmer-Großvadder chunnt vo Obereg-
gene", und däm ich hüt zobe sage mueß: ,aber de Ur-Ur-Großvadder vo Bürchau
.'" Und zwar us em alte Vollmer-Gschlecht, wo sider 1572 z Bürchau nochwis-
bar isch, er het 1809 si schöne Hof z Bürchau um 5 700 fl und 60 kr verchauft
und isch mit Frau und Chinder uf de Lippersbacher Hof bi Obereggene zöge.
Doch niemer anderscht wie d Großtante vo de hütige Frau Burgermeischter vo
Bürchau isch schuld, daß es hüt e Burgermeischter Vollmer z Neuwäg git, denn sie
het däm sie Enkel, also de legendäre „Vollmer-Grossvadder vo Obereggene" wieder
nach Neuwäg zöge, bzw. 1868 ghürote.23)

Im Schnitt sieht jedes iiheimisch Gschlecht glich us; nit numme Bürchau und
Neuwäg sin mitenander bluetsverwandt, sondern alli Jubiläumsdörfli schreg dur
de Garte. Wie sie do hinte früeher d Höf übergee und nach welem System sie
gegesitig iighürote hän, han i als Grueß für unsi Jubilar im letschte „Markgräfler-
land" gschriebe, wer s lese will, cha s lese. Doch wenn s dä Summer in de Zitig
gheiße het: „Den größten Sohn, den Neuen weg hervorgebracht hat, ist eine

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