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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 76
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0082
Frau", so möchti unsere verehrte Hedwig Salm ganz gwiss nit z nooch trete, num-
me das isch für Neuwäg e bizzeli übertriebe, denn sie isch ganz zuefällig do gebore
, ihre Vadder isch nämlich e baar Johr Schuellehrer z Neuwäg gsi.

Degege het unse „Burte" über sie Ur-Ur-Großmuedder Bluet vom Waldland,
ei Vorfahrelinie goht über d Holl, nach Hohnegg, über Raich, nach Bürchau und
vo do in Heubronn uf d Gemarkig Neuwäg24), während unse Ernscht Niefethaler
selig im Bluet e recht Waldbuurechind gsi isch und mit sim Geischt ganz gwiss
hüt zobe unter uns sitzt.

Um nonemol uf Neuwäg zruckcho; d Entwicklig isch glich wie an de andere
Ort au, us eim Hof isch im Lauf vo 700 Johr e ganz Dorf worde. Daß de alt
Dorf-Cherne vor 75 Johr abbrennt isch, wüsse mer alli, wurum aber an däm
historische 8. Oktober innerhalb von ere Vi Stund 11 Hüser und 4 Doppelhüser
liechterloh brennt hän, isch bis hüt no nit dusse und würd wahrschinli au nie me
usecho. Bereits 7 Johr noch em Brand, also 1910, het me d Akte gschlosse und resignierend
dezue gschriebe: „. . . und keine Menschenseele wird je die Wahrheit
erfahren und die, welche darum wissen, schweigen wie das Grab."

Tatsach isch: 1905 het d Bolizei z Mühlhuse äne e junge Bursch als Brandstifter
verhaftet und dä het überraschend zuem Untersuechungsrichter gsait: „. . . er seig
vor zwei Johr de Ochsehirt vo Neuwäg gsi und e baar Neuwägner Männer heige-
nem Geld gee, er soll des alt Glump vo me Dorf azünde und das heig er au
gmacht." Noch sire Ussag het er e halb Johr brobiert und drno in de Nacht
zuem 8. Oktober 1903 (sisch e trochene Herbscht gsi) drei Blechbüchse mit Benzin
, Werch vo Pechfackle und Streichhölzli gfüllt, obe druf e Brennglas bunde
und im früsche Stroh vo s „Botze", s „Grethers" und s „Brehe" so versteckt, daß
d Sunne, wenn sie am andere Dag zmittag am zwölfi die gröschti Chraft gha het,
dä Brand uslöse het müeße. (Tatsächlich e baar Minute nach zwölfi hets bi s „Botze
" a-fange brenne.)

D Staatsanwaltschaft het no johrelang ermittlet, sie isch au z Neuwäg gsi und
het die betreffende Männer vernoh, aber kein het e Sterbenswörtli gsait und vo
de Neuwägner het d Obrigkeit nüt usebrocht, sie hän ihre Geheimnis mit in s
Grab gno.25)

Me meint aber grad, d Bürchauer heige de Brotis gschmeckt, denn bi de Hilfsaktion
, wo dur s ganz Land isch und über 21 000 Mark iibrocht het, elei d
Spendelischte isch 17 Site dick, hän d Bürchauer nit gsammlet, sie hän numme
glöscht und de Vollmer, wo für d Neuwägner mit em Fuehrwerch Lebensmittel
an de Sammelort abgholt het, het de Neuwägner sogar e Rechnig gschriebe: 2 mal
fahren macht je 8 Mark und 1,50 Mark für eine Büchse Wagenschmiere, die mir
gehörte und versehentlich unter die Brandgeschädigten verteilt wurde, Zahlung
sofort erbeten." Er het si Geld übrigens vo de Neuwägner griegt und Kompliment
, de Brand het sich glohnt. Neuwäg het 1904 neui Hüüser und e neui Bauflucht
griegt, d Vergangeheit isch aber die alti bliebe.

Us dere hän d Neuwägner numme ei historische Extrawurscht, sie hän sich
nämlich früeh scho usem Verwaltigsverband vo de andere Dörfer glöst und bereits
im 16. Jhdt. e eigene Vogt und e eigeni Vogtei gha, während Bürchau, Elbeschwand
, Holl, Langesee, Hohnegg, Raich mit acht andere Flecke zämme, die alti
„Waldvogtei Tegernau" bildet hän, d. h. sie hän ei Vogt, ei Gricht, ei Verwaltig
gha und sin in alte Zite jewilig dur e Gschworene oder Stabhalter in däm Vogtei-
verband vertrete gsi.

De Vogt über die 14 Flecke (wem mer richtigerwis Ober- und Niederdägernau
getrennt nämme, sin s 15), isch nit allewil e Dägernauer gsi, sondern de jewi-
ligscht tüchtigscht usem Vogteiverband, wo lese und schriebe het chönne. So chen-
ne mer de „Lenz Pipp vom Langesee", wo vor em 30-jährige Chrieg johrzehnte-
lang als „ehrwürdige Vogt" über 2/3 vom hütige Chleine Wiesedal gwacht het, mir

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