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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 83
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0089
Aus Frankreich kam dann im Februar 1848 das Sturmzeichen. Die Februarrevolution
hatte nicht nur die Monarchie gestürzt und die Republik gebracht, sie
brachte dem Volk auch mehr Rechte wie die Versammlungs- und Pressefreiheit,
das Wahlrecht und den 10-Stundentag. Nun drängten Struve und Hecker zur
Aktion. Unter dem Eindruck des Sieges der Revolution in Frankreich versammelten
sich am 27. Februar in Mannheim über 21 2 Tausend Menschen. In einer
Entschließung wurden die Märzforderungen formuliert, die dann alle deutschen
Länder übernahmen: Volksbewaffnung mit Offizierswahl, Schwurgerichte und die
Bildung eines deutschen Parlaments. Als Sturmpetition sollte sie vom Volk dem
Landtag übergeben werden. Am 1. März eilten darum Delegationen aus dem
ganzen Badener Land mit schwarzrotgoldenen Fahnen und Kokarden nach Karlsruhe
. Sie erzwangen den Eintritt in den Landtag, wo Hecker als Führer der
badischen Demokraten sich zum Sprecher machte. Die Bewegung hatte Erfolg: die
Regierung versprach die Erfüllung dieser Wünsche des Volkes und liberale
Minister wurden berufen.

Im nördlichen Baden war es zwischenzeitlich in diesen ersten Märztagen zu
einem machtvollen Bauernaufstand gekommen. Im Odenwald, am Neckar und
zwischen Tauber und Main zogen mit Sensen und Äxten bewaffnete Bauern vor
die Schlösser der Grundherren und forderten die Herausgabe der Schuld- und
Zinsbücher. Sie wurden auf Scheiterhaufen verbrannt und die Gutsbesitzer wurden
zu schriftlichen Verzichtserklärungen auf die Erhebung weiterer Abgaben gezwungen
. Erst ein Gesetzentwurf über die Aufhebung der Feudallasten schuf Beruhigung
unter der Bauernschaft.

Überall im Lande verbreitete sich nun demokratisches Gedankengut. Dazu trug
wesentlich die Einführung der unbedingten Pressefreiheit bei. Zum Gedanken der
Freiheit kam die Forderung einer Reform des Deutschen Bundes, die sich im
Willen zu einer Nationalversammlung artikulierte. Und vielerorts träumten
Idealisten und Revolutionäre von einer Republik. Und wieder war es der badische
Grenzraum entlang der Schweiz und Frankreich, in dem sich die Ereignisse abspielten
. Von Rheinfelden wie auch von Straßburg aus überschwemmten republikanische
Flugblätter unseren Raum. Sie wurden redigiert von deutschen Flüchtlingen,
die absolute Herrschaft aus der Heimat vertrieben hatte. Die Schweizer Kantonalverfassung
stand Pate bei der erstrebten deutschen föderativen Republik. Verschiedentlich
wurde erwogen, den herrschenden Fürsten das Präsidentenamt anzubieten
.

Ende März konstituierte sich in Frankfurt, dem Sitz des Bundestages das Vorparlament
. Robert Blum, Ludwig Uhland, Friedrich Hecker, Gustav v. Struve
waren dort die Wortführer der kompromißlosen Richtung. Der Heidelberger
Mittermaier war Präsident. Und hier zeigte sich deutlich, wie weit der Riß im
liberalen Lager war: Heinrich von Gagern legte ein konstitutionelles Reformprogramm
, Gustav von Struve dagegen ein Revolutionsprogramm vor. Punkt 15
lautete:

„Aufhebung der erblichen Monarchie und Ersetzung derselben durch frei
gewählte Parlamente, an deren Spitze frei gewählte Präsidenten stehen, alle
vereint in der föderativen Bundesverfassung nach dem Muster der amerikanischen
Freistaaten."

Das war Zündstoff. Damit war der Fehdehandschuh geworfen. Die Gruppe der
Demokraten verließ unter Heckers Führung das Vorparlament. Sie waren entschlossen
, nun zu handeln.

Dem Schopfheimer Abgeordneten Gottschalk erklärte Hecker: „Unsere Wege
und Mittel zum Ziel sind verschieden; aber in einem kommen wir überein: Wir
wollen beide das Glück und Beste unseres Vaterlandes begründen."

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