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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 87
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0093
Die Marmorsuche in Württemberg erfolgte aus dem entsprechenden Anlaß, nämlich
zur Auffindung einheimischer Dekorationssteine für den Bau des Neuen Schlosses in
Stuttgart. Über die Ergebnisse berichtet ein Anonymus A. in den in Stuttgart erschienenen
Selecta physico-oeconomica im zweiten Band (1753) in drei Beiträgen. Die Entdeckungen
waren in den Jahren vor 1753, vor allem in 1752, gemacht worden. Der erste Beitrag
gibt eine Liste der Funde („ein ganzer Sack voll Marmor"). Dabei wird auf die Eintragung
der örtlichkeiten auf der dem ersten Beitrag vorgehefteten „Mineral-Charte von dem
Herzogthum Wurtemberg" von /. F. Stahl verwiesen. Als besonders geeignet erwiesen sich
Marmore von Kirchheim/Teck und Blaubeuren (zweiter und dritter Beitrag).

Am 3. 4. 1754 wurde seitens der Baudeputation an den Fürsten der Antrag
gestellt, Versuche zur Auffindung von Marmor zu genehmigen (Protokoll Nr.
239). Noch am gleichen Tage erging von Carl Friedrich ein Rescript an die Oberämter
und Forstämter in dieser Sache (Wortlaut in Reinhard 1763: 448—449),
worin Fundmeldungen und Einsendung von Probestücken an die Deputation
verlangt werden.

In seinen Schriften schildert nun Reinhard im einzelnen den Gang der Dinge.

Das Rescript „wäre von glücklicher Folge", besonders im Hochbergischen,
aber auch in der Herrschaft Sausenberg - Röteln - Badenweiler. Von jeder eingesandten
und brauchbaren Probe „hat man in denen Reposituren der fürstlichen
Bauverwaltung zu Carolsruhe ein Muster aufgehoben." Die Stücke wurden in der
Registratur in der Reihenfolge des Eingangs mit römischen Ziffern versehen. Diese
Nummer wurde aber einem Gestein nicht eher erteilt, als „bis wir Werkstücke von
ihme gebrochen und diese bearbeitet" hatten (1767: 900).

Die ersten Proben (I bis VI) kamen aus dem Kraichgau, die Probe VII aus
Emmendingen, alles Trochitenkalke aus dem oberen Muschelkalk.

Nur nebenbei liest man da auf S. 454: „Noch neulich sendete mir der fürstl. Factor
Fuchs, auf denen Eisenwerkeren zu Oberweiler, ein feines Ammonshorn zu, welches unter
denen Rheinthaler Bohnerzen wäre gefunden worden." Dazu wäre nur zu bemerken, daß
es sich um oolithisches Doggererz gehandelt haben muß, nicht um Bohnerz.

Als ganz so einfach erwies sich die Marmorsuche nicht, „da die wenigste von
denen Bauersleuten den Nahmen des Marmors vorhero wohl einmal mogten
gehöret haben" (1763: 460). Daher wurde auf Veranlassung von Reinhard, der ja
noch Beziehungen ins Nassauische hatte, aus Dietz der „Marmorsteinhauer"
Andreas Reichman gewonnen, „mit deme man in alle Wege zufrieden war"
(S. 458—459). Er begann mit seiner Arbeit im Kraichgau (Wössingen und Niefern
), er fertigte die ersten „Tischblätter" und hat „überhaupt der Marmorarbeit
in dem Lande ihre rechte Gestalt gegeben."

Dieser Reichman nun wurde gemäß Protokoll Nr. 345 vom 25. 9. 1754 am
3. 11. auf eine Prospektionsreise ins Oberland geschickt. Er reiste erst nach Emmendingen
und am 6. 11. von dort nach Müllheim, wo er aber keinen Erfolg hatte.
Von da fuhr er weiter nach Lörrach, wo ihn das Oberamt mit den nötigen Papieren
ausstattete, dann nach Schopfheim und Marzell („was die dortigen Einwohnere
vor Marmor gehalten hatten, das wäre ein weiser Wackenstein") und schließlich
nach Kandern (S. 460). Hier machte er seinen ersten Fund. Wir lesen auf S. 461:
„Von dannen [Marzell] setzete er seine Reise nach dem Marktflecken Candern
fort, woselbst er einen grosen Berg, über eine halbe Stunde lang antraffe, worin die
gröseste Felsen von einem weislechten mit gelblichten Aderen vermischeten schönen
Marmor zu finden waren. Er fände auch oberhalb des Dorfes Holzen einen
grosen und ganzen Felsen, welcher einen mehr gelben Marmor, in Stücken zu
zehen und mehreren Schuhen lang, gäbe." Es handelt sich dabei um Vorkommen
von Jurakorallenkalk (Rauracien) in Aufschlüssen und Felsen auf der Westseite
des Kandertales südlich Kandern (Böscherzen, Wolfsschlucht) und nördlich des
Dorfes Holzen am Weg auf den Behlen.

Am 21. 11. fuhr er weiter nach Sulzburg und wieder nach Müllheim, blieb
dort bis zum 23. 11. und kam am 1. 12. 1754 nach Karlsruhe zurück, um sogleich

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