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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 97
(PDF, 39 MB)
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eben doch erst im großen Zusammenhang des Lebens, ganz zu schweigen vom Tonfall
und der Färbung einzelner Laute. Schallplatte und Tonband helfen zum Verständnis
, können aber das Belauschen freier Gespräche in des Dichters Heimat doch
nicht ersetzen.

Ermesse ich diese Voraussetzungen, so komme ich mir nicht sehr berufen vor, um
den Wiesentaler Hermann Burte zu würdigen. Gewiß bin ich auch an einem Fluß
aufgewachsen, dessen Wasser schließlich dem Oberrhein zufließen, gewiß verstehe
ich das Alemannische des südwestlichen Schwarzwaldes und seiner Randgebiete
sozusagen Wort für Wort, aber ich habe das Land (noch) nicht gehörig erwandert,
der lebendigen Rede der Leute noch zu wenig oft beigewohnt. Ich bin ein Auswärtiger
geblieben. Vielleicht aber haben Burtes Freunde, die jemand suchten, der
sein Schaffen und Sinnen in kurzen Zügen umreiße, gerade mit Absicht einen
unbefangenen Ausländer um sein Wort gebeten. Freilich bin ich insofern wiederum
nicht unbefangen, als ich das Alemannische werktätig liebe. Aber ohne diese
Liebe kämen wir dem Herzstück von Burtes Dichtung nicht nahe. Blicken wir
aber erst in sein Leben hinein, das vor hundert Jahren begann. — Dabei möchte ich
Frau Dr. Magdalena Neff herzlich dafür danken, daß sie mich aus dem von ihr
betreuten „Burte-Archiv" mit wertvollen und aufschlußreichen Schriftstücken ausgerüstet
hat.

Jugend und früher Ruhm

In einem schlichten Dorfhaus nahe der kleinen Kirche kam Hermann Strübe,
der sich später als Dichter Hermann Burte nannte, am 15. Februar 1879 in der
Wiesentaler Gemeinde Maulburg zur Welt. Der Vater Friedrich Strübe (1842—
1912) war Buchhalter in einer Fabrik, die Basler Herren gehörte. Gleich Gottfried
Kellers Vater war er eine beschwingte Natur, Verehrer Schillers und Uhlands;
er trug beim Hebelmähli in Hausen eigene Gedichte vor. Die Mutter Elisabeth
Strübe geb. Kuhny (1847—1917) war eine Bauerntochter, die in streng evangelischem
Glauben zum Reformator und Sprachschöpfer Luther aufschaute. Der Sohn
hat sie zwiefach dargestellt, einmal als Maler, der die schwarzgewandete Kirchgängerin
eindrücklich festhielt, und als Dichter in einem Sonett, dessen zweite
Strophe lautet:

„I sich Di dostoh in der Haimeth-Tracht,
E Hörnerchappen uf de gäle Hoore,
Im schwarze Gstaat, er baßt wie agibore,
Un stuun, wies gar e nobli Luegi macht."

Der 1878 geschlossenen Ehe entsprossen sechs Kinder, von denen eine Tochter
neulich den 90. Geburtstag feierte. Die Familie siedelte 1896 in die Stadt Lörrach
über. Der begabte Sohn Hermann besuchte nach der Volksschule des Heimatdorfes
die Realschule in Schopfheim und die Oberrealschule in Freiburg, wo er das
Abitur erwarb. Bei der Berufswahl gab er der künstlerischen Ausbildung den Vorzug
gegenüber dem Hochschulstudium. In Karlsruhe besuchte er erst die Kunstgewerbeschule
und dann die Kunstakademie. Dort lernte er den Grafen Friedr.
Franz von Hochberg kennen, und 1904, nachdem Hermann Strübe ein Stipendium
des Ministeriums erhalten hatte, zogen die beiden Freunde nach England, wo sich
dem jungen Maler die Welt von Shakespeare und Burns auftat. Als er nach zwei
Jahren auf das Festland zurückkehrte, um die Welt- und Theaterstadt Paris kennenzulernen
, verschob sich das Schwergewicht der Doppelbegabung weiterhin in
der Richtung der Literatur. Nun lagen die Werke von Rabelais, Balzac und Baudelaire
am häufigsten auf seinem Lesetisch. Als Hermann Strübe nach zweijährigem
Aufenthalt in Frankreich (und dazwischen wiederum in England) heimkehrte,
nahm er Wohnsitz in seiner engsten Heimat, dem südbadischen Markgräflerland
am Westrand des Schwarzwaldes, das er bis zu seinem Tode zur Zeit der Tag- und

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