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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 98
(PDF, 39 MB)
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Nachtgleiche 1960, also ein halbes Jahrhundert lang, nie mehr für längere Zeit
verließ. Er vertiefte sich weiter in die schon früher bewunderten Werke des
sprachgewaltigen Alemannen Jeremias Gotthelf, besonders aber in die Bücher
vom herrischen Menschen, wie sie Friedrich Nietzsche und Carl Spitteier schrieben,
die denn auch das Frühwerk des Dichters prägten.

Der im Jahre 1912 erschienene Jugendroman „Wiltfeber" wurde Burtes bekanntestes
Werk. Der volle Titel heißt: „Wiltfeber, der Ewige Deutsche. Die
Geschichte eines Heimatsuchers". Ein junger Mann kehrt heim. In leidenschaftlicher
Liebe prüft er, ob das Volk noch gesund sei an Leib und Seele, ob ihm der Geist
über dem Gelde stehe, ob der Einzelne den Mut habe, sich gegenüber der Masse zu
behaupten, und ob das Ursprüngliche und Echte noch keimkräftig sei. Er kommt
auf dem Gottesacker zur Einsicht: „Das Schöne ist verworfen, weil es schön ist, und
das Häßliche ist Meister geworden, weil es häufig ist; im Jahrhundert des Haufens
sind wir und des Häufens; der Haufe deckt die Kreuze zu und überwuchtet als
Masse die Kunst. O Zeit, o Volk, o Land!" Man sieht: ein Richter ist genaht,
welcher nach der Weise und in der Sprache der Propheten Gericht hält.

Das Werk, das ein großer Atem durchweht, ist eine eindringliche und unerbittliche
Heimatschau, und der da sein Volk mustert, zeigt unverkennbare Züge des
jungen Urhebers dieses Werkes, das mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet wurde. Kurz
danach wurde Burte auch der höchsten Dramatikerehrung für würdig befunden,
denn sein Schauspiel „Katte", das im Juli 1914 erschien, wurde für den Schiller-
Preis vorgeschlagen. Kaiser Wilhelm II. aber erhob Einspruch, weil ihm sein
Herrschergeschlecht der Hohenzollern im Werke nicht so erschien, wie er es
wünschte. Erst als die Weltgeschichte die Monarchie hinweggefegt hatte, empfing
Burte den Schiller-Preis.

Der begabte Dramatiker

Der Dramatiker Burte hatte sich schon vor dem Erzähler gemeldet. Die „Drei
Einakter" von 1908 zeigen — neben einem heiteren Spiel — bereits den Kampf
des Kräftigen. Im Spiel „Der kranke König" hat der Herrscher den Aussatz.
Woher hat er diese bei Königen nicht vorgekommene Krankheit? Er hat sie „von
dem Pöbel, dem er half", und zwar aus Mitleid. Das scheint somit keine Königstugend
zu sein. Jedenfalls ruft ein Feldherr dem Nachfolger zu: „Sei immer König,
meide Pöbelsinn!" — Die „Donna Ines" ist eine Spanierin, welche ihre Liebe demjenigen
schenkt, der ihren Liebhaber ermordet hat. „Weil Roderigo nicht der Beste
war", erklärt die ehrgeizige Stolze: „Ich möchte gern den Besten haben!" — Das
Schauspiel „Herzog Utz" (1914) führt uns an die Schwelle der Neuzeit. Herzog
Ulrich von Württemberg lebt mit seiner Gemahlin in liebloser Ehe. Seine Leidenschaft
richtet sich auf die schöne Ursula, die Tochter seines Rates Thumb, die
Gattin seines Stallmeisters Hans von Hutten. Wiewohl diese Jugendgespielin des
Herzogs nicht glücklich verheiratet ist, unternimmt sie es, den Herzog von seiner
Begehrlichkeit abzubringen: „Den Fürsten will ich in dem Manne wecken!" —
„Der Menschheit Baustein ist und bleibt die Ehe." — Als aber ihr Gatte, meineidig
geworden, dem Tod verfällt und die Herzogin entflieht, hätte Ursula den Weg
zum Herzog frei gesehen, während dieser sich jedoch so überwunden hat, daß er
fortan nur noch seiner Fürstenpflicht leben will. Im Drama „Katte", das schon
1907 entworfen wurde, aber erst sieben Jahre später erschien, wird die Tragödie
offenbar, welcher der Freund des jungen Friedrich des Großen zum Opfer fiel. Man
weiß, wie der strenge Vater die musischen Züge des Sohnes nicht schätzte. Die
Flucht der beiden Freunde mißlingt. Katte will die Schuld auf sich nehmen: „Vater
und Sohn begreifen sich nicht. Zwischen beiden stehe ich und gebe beiden recht.
Aber ich kann keinem ganz mein Herz geben; wer aber sein Herz teilen muß, der
stirbt." Er fühlt sich sozusagen als „Bauopfer" bei der Aufrichte des auszu-

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