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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 104
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0110
enge Deutschtümelei", stellte der Hebelbiograph Wilhelm Altwegg 1935 fest. Und
der Humanist unter den Staatsmännern, Bundespräsident Theodor Heuss, bezeugte
Burte in einem persönlichen Briefe (den Willi Ferdinand Fischer jüngst
veröffentlichte) im Mai 1952, daß der alemannische Dichter „den Hebelschen
Ansatz ja individuell stark zu erweitern verstanden" hat.

Es ist erstaunlich und sehr anerkennenswert, daß Hermann Burte dem in solchen
Belangen grundanders empfindenden Hebel keine Schwäche vorwarf, sondern ihm
über siebzig Jahre unerschütterliche Treue hielt. Der Vater lehrte ihn den Dichter
ehren; der Heranwachsende pries ihn in einer beachtlichen Rede. Ja, es hieße Tannengrün
in den Schwarzwald tragen, wollte man all das Lob aufzählen, das Burte
Hebel entgegenbrachte. Er hat es ja im Sammelband „Die Seele des Maien"
überzeugend selber besorgt. Und wollte man Hebel verniedlichen, so wies er darauf
hin, daß dem Urheber alemannischer Dichtung der Blick ins Abgründige
nicht fehlte, z. B. mit dem Fingerzeig auf die Verszeile: „Braiti Dosche hüete dort
e zaichnete Chörper". So zu lesen bei der Einstimmung in die unheimliche
Erzählung vom „Karfunkel", wo die häßlich-widerlichen Kröten (Dosche) das
Unheimliche andeuten. Ganz zu schweigen vom Tiefsinn, der das Gedicht von
der „Vergänglichkeit" durchwaltet. Burte war zu ritterlich, um den Talgenossen
Hebel abzuwerten, damit er selber um so höher geachtet werde. Statt vieler Zeugnisse
halten wir fest, daß Wilhelm Altwegg sowohl seine grundlegende Hebel-
Biographie von 1935 wie auch die Einführung in die Auswahl alemannischer
Gedichte („Gute Schriften Basel") nicht besser beschließen konnte und wollte als
durch das Sonett Burtes, „Hebels größten Nachfolgers", weil ihm dieser Anruf
Hebels als der „schönste dichterische Preis des Unsterblichen" erschien:

„Du hesch as Wälderbüebli Beeri gunne
Am Alzebüehl, sie riife so-n-ekaim:
Im Sunndigchinderland bisch all dehaim
Vo luter Liecht un Liebi überspunne.

Verzellsch e Gschicht, so lächlet 's Läbe-n-Aim,
Erklärsch d' Naduur, verklärsch sie voller Sunne,
De singsch e Lied, no bruuscht e ghaime Brunne,
Wenn aber briegsch, no gaisterets us em Laim!

So lang e Muul no: Mueder! sage cha,
Bisch du die guedi Stund ob alle Mode,
Ne Stärn, do hangen Aller Auge dra.

Du ziehsch vom Volch, vom Volch dy diefen Ode
Un chuuchsch es wieder warm un läbig a,
Du rainsti Seel ab eusem beste Bode."

Über den Verfasser:

Professor Dr. Georg Thürer wurde am 26. Juli 1908 in Tamins, Kanton Graubünden,
geboren. Nach dem Besuch der Primär- und Sekundärschule in Netstal (Kt. Glarus) besuchte
er von 1924—28 das thurgauische Lehrerseminar in Kreuzlingen und studierte dann
bis 1932 an den Universitäten Zürich und Genf sowie in Paris. Im Jahre 1932 promovierte
er mit einer Dissertation über „Die Kultur des alten Landes Glarus". Nach achtjähriger
Tätigkeit als Gymnasiallehrer wurde er 1940 zum ordentlichen Professor für deutsche
Sprache und Literatur sowie für Schweizer Geschichte an die Hochschule St. Gallen berufen
.

Schon anfangs 1939 trat er als Sekretär in die von Professor Karl Meyer begründete
„Res publica" ein, die eine Widerstandsbewegung gegen totalitäre Einflüsse darstellte.

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