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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 108
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0114
Meyer führt darin als von Agricola nach eigener Zeichnung selbst lithographiert
an: Nr. 42: Brustbild im Oval — „sehr seltener lithographischer Versuch". —
Nr. 43: J. P. Hebel und Elisabeth Baustlicher. Halbe Figur. Nach der Natui
gemalt und auf Stein gezeichnet von Agricola. Lithographie bei Mansfeld & Co.
K. qu. Fol." — Unmittelbar danach wird interessanterweise ein Gegenstück zu
Nr. 43 angeführt: Nr. 44: „D. Berger, hundertjähriger Greis und Julie A.".
Weiter dann als nach Agricola lithographiert: Nr. 12: „J. P. Hebel, nach Nr. 42.
C. Agricola p(inxit). N. Strixner del (ineavit). — 13: derselbe, nach Nr. 42
lith. v. C. F. Müller in Karlsruhe. Oval. — 14: J. P. Hebel und Elisabeth Baustlicher
. „Stell di nit so närsch, du Dingli". Lith. v. T. Hurter nach Nr. 43". Ein
Gemälde allerdings führt auch Meyer — 1872 — nicht auf. Halten wir aus diesen
Erwähnungen und Aufstellung folgendes fest:

— Es gab ein Gemälde mit dem Doppelporträtmotiv von der Hand Agricolas,
das schon 1872 nicht mehr bekannt, dessen frühere Existenz aber nachgewiesen
war;

— die Lithographien nach dem gemalten Doppelporträt waren sehr weit verbreitet,
müssen also — und damit auch das Gemälde — Charakteristisches über das
Aussehen Hebels, zumindest über die Vorstellung von Hebels Äußerem und
Wesen, wie sie im Volk bereits verbreitet war, enthalten haben,

— der Maler jenes Urgemäldes war seiner Vorbildung und Tätigkeit nach ein
Miniaturenmaler, d. h. auf Porträts kleinen und kleinsten Formats spezialisiert,
und dies mit allen Vorzügen und Schwächen dieser Spezifizierung,

— der Technik nach war er ebenso in Ölmalerei wie im Aquarell versiert,

— seine späteren Beurteiler glaubten in seinem Stil eine gewisse Weichheit und
einen Hang zum Süßlichen zu erkennen, wobei man aus ihren Urteilen natürlich
die Zeitgebundenheit ihres eigenen Geschmacks eliminieren muß,

— in allen Angaben wird der Begriff „gemalt" benutzt, der des Aquarells taucht
nicht auf; soll man daraus schließen, daß das Urgemälde ein Ölbild war?
Soweit, so gut. Nun entdeckte im Jahre 1976 Hr. Hans Fräulin aus Zell im

Wiesental im Berliner Kunsthandel ein gemaltes Doppelporträt (siehe Titelbild),
das ihn mit Recht an eine jener weitverbreiteten Lithographien mit dem gleichen
Motiv erinnerte und das er erwarb. Hr. Fräulin hatte mit diesem — bis dahin seit
rund 100 Jahren als verschollen gegoltenen und heute erstmals der Öffentlichkeit
wieder vorgestellten Gemälde eines der wenigen authentischen und zeitgenössischen
Hebelporträts für sich und für das Wiesental und Markgräflerland wiedergewonnen
, die es gibt.

Authentisch und zeitgenössisch — zunächst eine Behauptung. Aber sie wird
bewiesen werden können. Zwar ist das Gemälde nicht signiert, doch signieren
Miniaturisten nicht in jedem Fall. Darf man also den Lithographieunterschriften
und den daraus resultierenden Katalogangaben, daß Agricola Hebel selbst gesehen
und porträtiert habe, überhaupt Glauben schenken? Man darf und muß.
Agricola scheint in seiner alten Heimat öfter Besuch gemacht und Hebel mehrfach
gezeichnet zu haben, wie zu zeigen sein wird. Jedenfalls bedeutet der jenen
Unterschriften beigegebene Zusatz „nach der Natur", daß der signierende Zeichner
oder Maler seine Zeichnung oder sein Gemälde vor dem Objekt, hier also vor
der zu porträtierenden Person, gefertigt hat. Im übrigen erwähnt Hebel selbst
den Namen Agricolas im Zusammenhang mit einem Porträt von ihm in einem
Brief an Freund Hitzig v. 6. 2. 1815 (J. P. Hebel: Briefe. Hrsg. u. erl. v. W.
Zentner. Karlsruhe 1957. Bd. 1.2.; hier: Bd. 2, Nr. 390) so:

„. . . Den Auftrag an Müller will ich besorgen. Aber schwerlich hat er
mehr gute Abdrücke. Indessen erwarte ich einen Kupferstich von Agricola
nach einer neuen Zeichnung, der alsdann auch hinauf spatziren soll . . .*
Eine andere Briefstelle (a. a. O. Bd. 2 Nr. 382) stellt ein Porträt von Müller
vor, ein anderes, diesmal ohne Angabe des Zeichners; es kann sich jedoch bei dem

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