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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 114
(PDF, 39 MB)
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der Hintergrund des Ölbildes und der Nachfolgelithographien zwischen den beiden
Personen in der Ferne die Kirche von Hausen, — so das Basler Aquarell die
katholische Stadtpfarrkirche St. Stephan in Karlsruhe, allerdings vom tatsächlichen
Sandsteinrot ins Graue verändert: Eine Kirche also, mit der Hebel eigentlich
nichts zu tun hatte; seine Kirche war die am Marktplatz, die evangelische Stadtkirche
. Freilich war die eine wie die andere von Friedrich Weinbrenner geplant
und gebaut worden, doch mit geringen zeitlichen Differenzen: die katholische
Stephanskirche mit ihrer Kuppel war im Jahre 1814 fertig geworden, die evangelische
wurde erst 1815 vollendet. Und eben im Jahre 1814 zeichnete und malte
Agricola das Basler Doppelporträt nach Aussage der zeitgenössischen Unterschrift,
die überdies als Signierung von Agricolas Hand zu werten ist. Sie lautet:

Elisabeth Baustlicher von Langendenzlingen, als 19. Jahr, gez. den 20.

November 1814 von Karl Agricola. — Johann Peter Hebel von Basel,

alt 56 Jahr, gez. den 6. Dezember 1814 in Karlsruhe.
Man darf sich nicht daran stören, daß Hebel zu dem genannten Zeitpunkt erst
54 Jahre alt war; dergleichen kleine Zeitdifferenzen spielten bei einem wandernden
Maler keine Rolle. Jedenfalls ist mit den präzisen Datierungen des Kirschgartenbildes
auch für das fraglos mit diesem in Entstehungszusammenhang
stehende Fräulinsche Ölbild eine Datierung gewonnen, besser gesagt ein Terminus
post quem: Allen Umständen nach ist im Kirschgartenbild die originale Skizze
nach der Natur zu sehen, im Ölbild die Ausführung. Zweifellos hat die gleiche
Hand beide gemalt bzw. gezeichnet, denn abgesehen von Konterung, anderer
Technik, Hintergrund — ist auf beiden Objekten das Vermögen des Künstlers,
Gesichter miniaturistisch wiederzugeben, gleich groß und gleich geartet, — gleich
aber auch sein Unvermögen in der Wiedergabe von Händen. In den sehr gekonnt
wiedergegebenen Gesichtszügen wiederum ist die Übereinstimmung in linearen
Einzelheiten so vollkommen, daß das Fräulinsche Gemälde — obwohl nicht signiert
— den gleichen Künstler zum Urheber haben muß wie die signierte und
datierte Basler aquarellierte Zeichnung. Diese Übereinstimmung zwingt auch
dazu, den genannten engen zeitlichen Zusammenhang zwischen beiden Doppelporträts
anzunehmen. Das bedeutet: Das Ölgemälde ist frühestens im Dezember
oder wenig später entstanden, höchstwahrscheinlich im Zusammenhang mit den
ebenfalls konternden Lithographien.

Ein Wort noch zu dem dargestellten Mädchen: Wenn man sich die Arbeitsund
Lebensweise der damaligen Porträtmaler und -Zeichner vor Augen hält —
sie reisten, um ihre Kundschaft aufzusuchen —, so wird man keinen Anstand
an dem divergierenden Entstehungsdaten des Mädchen- und des Hebelporträts
nehmen: Agricola ist offenbar von Süden nach Norden gereist, über Langendenzlingen
, d. h. Denzlingen bei Freiburg, nach Karlsruhe; in Denzlingen bestand
eine alte evangelische Gemeinde. Über eine verwandtschaftliche oder dienstliche Beziehung
der Elisabeth Baustlicher zu Hebel weiß man nichts. Längin (Joh. Peter
Hebel. Ein Lebensbild von Georg Längin, Karlsruhe 1875, S. 216) sagt nur:

„. . . das Mädchen — ihr Name ist Christine Bauschlicher — war ihm zur

Aufsicht empfohlen . . .*
In einer Fußnote gesteht Längin aber, daß dies eine Vermutung sei: Der Name
des Mädchens habe sich in einem alten Katalog von Kupferstichen feststellen
lassen. Weiter sagt er:

„. . . über die äußere Veranlassung der Zusammenstellung Hebels mit dem

genannten Mädchen konnten wir nichts mehr erfahren . . ."
Längin ließ in sein Buch gegenüber dem Titelblatt eine verkleinerte und vergrößernde
Wiedergaben des Doppelporträts in Holzstichtechnik aufnehmen; die
Unterschrift nennt das Mädchen wie auch im Text schon „Christine Bauschlicher".
Er kannte demnach das Kirschgartenbild nicht, denn dort steht „Elisabeth" und
„Baustlicher". Ob nun Bauschlicher oder Baustlicher — ein wandernder Porträt-

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