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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 117
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0123
Geistesverbildung und Verkümmerung aller nicht buchorientierten Sensorien den
Blick von sich selber abzulenken bestrebt sei. Der grundlegende Fehler, der fast
die ganze akademische Hebel-Exegese in die Irre geführt hat, ist die voreilige
Gleichsetzung des Eindrucks, welchen man von den scheinbar so einfachen Gedichten
und Kalendergeschichten empfing, mit der Arbeitsweise des Autors. Nach
dieser verbreiteten Ansicht sind Hebels Werke ebenso improvisiert hingeworfen,
wie sie sich im Nachhinein mühelos lesen. Daraus folgt dann seine Darstellung
in der Literaturgeschichte: ein gutmütig verschmitzter Kräuterpfarrer, der es
eben aus Mangel an großen Ideen nicht weiter als bis zum Mundartdichter und
aus Mangel an sprachlichem Talent nur bis zum Kalenderschreiber gebracht habe.

Es liegt auf der Hand, daß manche Ungereimtheit nicht ausgesprochen worden
wäre, wenn man sich auch um die Bekanntschaft mit seinen theoretischen Schriften
bemüht hätte. Meines Wissens ist noch nie mit aller Deutlichkeit darauf hingewiesen
worden, welches Gewicht den grundsätzlichen Stellungnahmen Hebels zu
seiner Tätigkeit zukommt, worin die Schriftstellerei neben dem Lehramt und dem
Kirchendienst nur einen begrenzten — wenn auch für uns vielleicht den wichtigsten
— Raum einnimmt. Und dies, obwohl sie mit einer Ausnahme seit über
vierzig, teilweise sogar schon seit über hundert Jahren veröffentlicht sind. Ich
möchte deshalb versuchen, einmal diese zumeist unbekannte Seite seiner Schrift-
stellerei zu beleuchten. Außer einigen größeren, mehrteils für eine Behörde verfaßten
Arbeiten, werden auch die Briefe in Betracht gezogen werden müssen. 5)

1. Einige Gedanken, wie die bisherige Einrichtung der Lektiones des Pädagogiums,
besonders in Rücksicht der zweiten Klasse nach den Umständen könnte abgeändert
werden. %)

Am 29. Oktober 1790 fand in Lörrach eine Konferenz der Lehrer am Pädagogium
statt. In Anbetracht der geringen Schülerzahl und in der Hoffnung auf
Vergrößerung der Anstalt durch die Angliederung eines neuen Schultypus wurden
von Herrn Prorektor Zand und H. Vicarius Hebel die hier anliegenden Gedanken
zur Errichtung einer Real-Schule übergeben, welche dem Hochfürstl. Consistorio
zur gnädigsten Prüfung und weiterer Verfügung in Unterthänigkeit vorgetragen
werden. ") Hebels Denkschrift befaßt sich mit den Zuständen in der Sekunda*
einem Zweijahreskurs für ungefähr zehn- bis dreizehnjährige Schüler, und unterbreitet
Vorschläge für einen effektiveren Unterricht. Da der Text an schwer zugänglicher
Stelle gedruckt ist, sehe ich mich genötigt, ihn etwas ausführlicher zu
zitieren:

Das Lateinische, so sehr es für Studierende eine Hauptaktion ist und so
langsam es auch mit der Erlernung desselben bisher zuging, könnte in
weniger Zeit mit besserm Erfolg betrieben werden, wenn nur die Hindernisse
, die es bisher erschwerten, weggeräumt würden, d. h.

a. Wenn man die lugend, ehe das Lateinische angefangen wird, zu einem
etwas reiferen Alter gelangen ließe. [. . .]

b. wenn auch für dieses Alter nicht zuviel gefordert würde. [. . .]

c. wenn dagegen die Schüler in den zur Erlernung der Lateinischen Sprache
nöthigen und dienlichen Vorkenntnissen länger und zweckmäßig unterrichtet
würden und wie viele Zeit bliebe hierzu übrig bis ins Ute Jahr?
Ich rechne dahin

a. jede Kenntnis überhaupt, welche Namen sie haben mag, in wiefern sie den
Verstand übt, aufhellt und bereichert, insbesondere aber

b. allgemeine Gramatik, für das Alter kurz und faßlich eingerichtet, und Be-
kandtschaft mit der Bücher spräche, beides durch mehrere Übung und
Kultur der Muttersprache erreichbar. Nicht in der lateinischen Sprache als

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