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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 118
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0124
lateinischen ligen die Hindernisse ihrer leichten und geschwinden Erlernung
, vielmehr sollte sie wegen ihrer großen Regelmäßigkeit eine der
leichtesten seyn, sondern darin, daß die Jugend in einem Alter, wo man
ihr alles so einfach als möglich machen sollte, die Gramatik, die im Grund
in allen unsern gebildeten Sprachen die nemliche ist, und den eigenen Bau
der Büchersprache insbesondere an einer noch ganz unbekandten Sprache
lernen und üben soll. [. . .]

c. Allgemeine Begriffe und Bekanndtschaft mit der Materie die in dem
Autor abgehandelt wird. Nichts kan der Jugend verdrießlicher seyn, und
die Erlernung der Sprache selbst mehr hindern, als wenn sie Sachen lesen
und übersetzen soll, wovon sie keinen Begriff hat, die also weder ihren
Verstand beschäftigen noch ihre Aufmerksamkeit binden, und nichts
zweckwidriger und hinderlicher, als wenn man erst bei jedem Wort
stehen bleiben und begreiflicJj machen muß, was praetorium, castra metari,
vineae et testudines, was consul, aedilis, tyrannus etc. sey. Hierzu wäre
zugleich sehr dienlich und erforderlich

d. wenn in Absiebt der Autoren selbst eine vorteilhaftere Wahl getroffen
würde. Ich reche dahin

a. weniger Autoren zu gleicher Zeit. [. . ./

b. stetere Ubergänge vom leichtern zum schwerern.

c. die Wahl solcher Autoren, die einen für die Jugend faßlichen und angenehmen
Gegenstand bearbeiten.

Diese zwey Erfordernisse b. und c können schwerlich änderst, als durch
Einführung solcher Lesebücher erreicht werden, die von Gelehrten unsrer
Zeit absichtlich für die Jugend entweder aufgesetzt oder gesammelt sind.
Denn darf es des Erweisens, daß die römischen Schriftsteller nicht für sie
geschrieben haben? Oder darf man erwarten, daß 12jährige Knaben in
Teutschland ein Buch verstehen, und mit Vergnügen lesen sollen, bey
dessen Verfassung sich der Schriftsteller vor 1800 Jahren römische Männer,
Zeitgenossen und oft Augenzeugen der Begebenheiten dachte. [. . .]

d. gänzliche Verbannung der poetischen Schriften aus Sekunda.

Für die deutsche Sprache hingegen wären so wohl um der Realschüler willen
als wegen der Studierenden, weil die lateinische Lektion auf die teutsche gebaut
würde, vier Stunden wöchentlich nicht zu viel.

Man erkennt schon an dieser Denkschrift des dreißigjährigen Lehrers die hervorragende
Begabung, „gesellschaftliche Verhältnisse [. . .] als Naturverhältnisse
[. . .] zu behandeln".8) Mit keinem Wort versucht er an der traditionellen Vorzugstellung
des Lateins Kritik zu üben, da er die Bedeutung dieser Sprache für
den Studierenden seiner Zeit kennt und anerkennt. Was er fordert, ist neben einer
kleinen Reduktion der Wochenstunden lediglich eine naturgemäße Bezogenheit
dieses „Naturverhältnisses" auf das Verständnis des noch kindlichen Schülers.

Hebel sieht, daß die Schwierigkeiten des Schülers beim Übersetzen weniger von
der Andersartigkeit der Fremdsprache als vom Mangel an Welt- und Leseerfahrung
des jungen Menschen herrühren. Daß dem Markgräfler- oder Wiesentaler-
buben die Welt eines antiken Autors, der ja für erwachsene Zeitgenossen schrieb,
in jeder Beziehung fremd ist, ist eine Erkenntnis, die nicht nur für das badische
Oberland des 18. Jahrhunderts und das Latein, sondern für jede Schule auf Erden
und Literaturunterricht Gültigkeit hat.9)

Auch in der Forderung nach Texten, die „absichtlich für die Jugend entweder
aufgesetzt oder gesammelt sind", erweist sich Hebel als fortschrittlich. Er läßt es
indessen nicht bei der Forderung bewenden, sondern befolgt seinen Rat selber,
indem er im Lateinunterricht angemessene Texte übersetzen läßt. Aus der Karls-

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