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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 119
(PDF, 39 MB)
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ruher Zeit sind Stilübungen mit natur- und erdkundlichen Stoffen, Sittenlehren
und Hausfreundexempeln erhalten.10)

Auf den ersten Blick könnte der Wunsch nach gänzlicher Verbannung der
poetischen Schriften aus Sekunda etwas befremden. Aber dahinter steht die
richtige Einsicht, daß eine Fremdsprache an korrekter Prosa leichter und besser
erlernt werden kann als an den von Verszwängen und poetischen Lizenzen aller
Art beeinflußten Hexametern. Und neben der Rücksichtnahme auf den Schüler
dürfte auch der Respekt vor dem Gedicht als einem Kunstwerk den Wunsch diktiert
haben.

Die Spannweite der wissenschaftlichen Beschäftigung Hebels, die sich ja keineswegs
auf Philologie und Theologie beschränkte, zeigt sich in der Forderung nach
der Erweiterung des Lehrprogramms durch Naturgeschichte und Physik. Schon in
seiner Hertinger Zeit hatte er sich durch ausgedehnte Lektüre in verschiedenen
Wissenszweigen beachtliche Kenntnisse erworben; in den letzten Lörracher Jahren
erwog er den Gedanken, noch auf Medizin umzusatteln; bald nach seiner Berur
fung nach Karlsruhe erteilte er vertretungsweise Botanik- und Biologiestunden,
und schon 1799 ernannte ihn die „Mineralogische Gesellschaft" zu Jena zum
Ehrenmitglied und 1802 die „Vaterländische Gesellschaft der Ärzte und Naturforscher
Schwabens" zum korrespondierenden Mitglied. u). Es ist also auch kein
Zufall, daß die astronomischen und die andern naturkundlichen Aufsätze im
Kalender einen so breiten Raum einnehmen.

Neu an seinem Konzept ist aber vor allem die Forderung vermehrten muttersprachlichen
Unterrichts. Zwar wird man ihm heute dort nicht mehr beipflichten,
wo der deutschen Sprache Handlangerdienste für die lateinische zugemutet werden
, doch wird man ohne weiteres zustimmen, daß in den Bereichen, in denen
die deutsche und die lateinische Sprache kongruieren, die grammatischen Phänomene
leichter am Bekannten als am Unbekannten erarbeitet und bewußtgemacht
werden.

Außerdem wird man auch nicht fehlgehen, wenn man die gewünschte zeitweilige
Beschränkung auf einen einzigen Autor zur Konzentration der Aufmerksamkeit
sowie die Einbeziehung der Realien und jeder Kenntnis überhaupt [. . .], inwiefern
sie den Verstand übt, aufhellt und bereichert in den Schulunterricht als Ansatz
zu einer Ganzheitsmethode interpretiert. Hebel steht ohne Zweifel im lebendigen
Austausch mit den pädagogischen Strömungen seiner Zeit, aber seine Konzeption
wirkt nicht als Abklatsch einer fremden Idee, sondern entspringt der Verbindung
aus eigener Erfahrung und Gedankenarbeit.

Aus diesem ersten Gutachten darf man gewisse Rückschlüsse auf die Ansprüche
ziehen, die Hebel an ein Lesestück für Schüler stellte. Danach soll ein idealer Text
folgende Eigenschaften aufweisen:

1. Er soll verständlich sein.

2. Er soll dem Leser angemessen sein.

3. Er soll sich durch sprachliche Güte auszeichnen.

4. Er soll die Verstandeskräfte anregen.

5. Er soll vom Bekannten zum Unbekannten führen.

6. Er soll den Leser in der Ganzheit seiner Geisteskräfte ansprechen.

Ein Blick in den „Rheinländischen Hausfreund" erweist, wie umfassend Hebel
später diesen ursprünglich nur für den Schulunterricht gedachten, aber auch auf die
Volksschriftstellerei anwendbaren Vorschriften gerecht geworden ist.

2. Ideen zur Gebetstheorie 12J

1798, sieben Jahre nach der Versetzung in die Residenz Karlsruhe, erhielt
Hebel vom Direktor des Kirchenratskollegiums Geheimrat Friedrich Brauer den
Auftrag, im Rahmen einer Umgestaltung der Gottesdienstordnung die Formulare

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