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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 123
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0129
Der Brief an Jacobi datiert, wie gesagt, vom 28. Januar 1811 und berichtet
aus mehrjähriger zeitlicher Distanz. Direkten Einblick in die Werkstatt gewährt
indes ein knappes Schreiben an den Freund Friedrich Wilhelm Hitzig vom 6. Februar
1801:

Meine Liebhaberey in den Nebenstunden, zur Schadloshaltung für den
Ungenuß mancher Geschäftsstunde hat sich in ein eigenes Fach geworfen.
Ich studiere unsere oberländische Sprache grammatikalisch, ich versificire
sie herculeum opus! in allen Arten von metris, ich suche in dieser zerfallenen
Ruine der altdeutschen Ursprache noch die Spuren ihres Umrisses und
Gefüges auf, und gedenke bald eine kleine Sammlung solcher Gedichte
mit einer kleinen Grammatik und einem auf die Derivation weisenden
Register der Idiotismen in die Welt fliegen zu lassen. Zi)
Wenn die Alemannischen Gedichte" inhaltlich und formal z. T. in der Nachfolge
Theokrits und Vergils stehen und ohne den Einfluß klassischer Bildung nicht
zu denken wären, so verdanken sie die Sprachgestalt samt und sonders dem
wissenschaftlichen Interesse des Verfassers an den älteren Stufen des Deutschen,
Neben einem starken persönlichen Engagement, das sich aus Heimweh und Sehnsucht
nach geliebten Menschen zusammensetzte, dürfen der Forscherdrang und
die Experimentierlust nicht zu gering angeschlagen werden. Das tritt noch schärfer
hervor in einem Brief an Friedrich David Gräter, den Herausgeber der Zeitschriften
„Bragur" und „Braga und Hermode",26) in denen Hebel den Namen
der Alemannen vermutlich erst kennengelernt hatte.

Ich wünsche auch allgemeiner zu interessiren und dem Studium der
deutschen Sprache, wenn auch nur etwas weniges und mittelbar zu nützen.
Die Bekanntschaft mit den Dialekten unserer Sprache müßte in mancher
Hinsid)t wichtig seyn. Wenn man schon trockene Idiotismen-Sammlungen
für belehrend und wichtig hielt, wie viel mehr die lebendige Darstellung
des ganzen gramatikalischen Baus und Gewebes der Dialekte in zusammenhängenden
Texten. Selbst die Idiotika, die durch die Nachlässigkeit,
womit einige zusammengeraft sind, alle zu leiden scheinen, würden vielleicht
wieder ein neues, allgemeines und einflußreicheres Interesse gewinnen
, wenn ihnen ein gefälliger Text unterlegt würde.
16) habe nur aus der kleinen Anzahl meiner Gedichte, die gedruckt 10 Bogen
füllen können, gegen 300 Idiotismen herausgezogen, die, mit Sdoerz,
Gloss., Schmidts Idiotik und Adelung verglichen, nebst mancherley Erläuterungen
und Winken mit gedruckt werden sollen. Oft fand ich zwar
Ursache meine Unbekanntschaft mit dem Alterthum unserer Stammessprache
durch ihre verschiedenen Perioden und "Zweige zu bedauern. Indessen
Ufere ich doch einige Nachlese zu Schmidt. Eine förmliche Grammatik
, in die ich sogar diesen Dialekt zu bändigen suchte, lasse icfj weg,
weil sie zu groß oder zu unvollständig ausfallen würde. Aber selbst der
Versuch dazu hat mich auf einige, wenigstens mir frappante und für allgemeine
Sprachkunde nicht unwichtige Entdeckungen geführt, für deren
Mittheilung ich vielleicht eine andere Gelegenheit suchen werde. ")
Über die literarischen Vorbilder der „Alemannischen Gedichte" hat Hans
Trümpys8) gehandelt und mannigfache Beziehungen nachgewiesen. Es dürfte
nach den angeführten Zeugnissen feststehen, daß Hebel auch im rein Sprachlichen
nichz wenigen Einflüssen offenstand. Bedauerlich bleibt, daß er seine ihm frappanten
Entdeckungen nicht mitgeteilt hat.

4. Die Kalendergutachten

Im Jahre 1S02 wurde Hebel durch Friedrich Brauer in den neuerrichteten
Redaktionsstab für einen alten kränkelnden Kalender berufen und mit Gewalt

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