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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 124
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0130
zum Schriftstelleri9) gemacht. Vorher hatte Kammerrat Jägerschmid freiwillig
und ohne Gehalt die Abfassung und Einrichtung besorgt, in den letzten Jahren
freilich mit rückläufigem Erfolg. Außer Hebel saßen noch vier andere Mitglieder
, nämlich ein weiterer Professor, ein Arzt und zwei Geistliche, in der
Kommission, aber nicht zum Vorteil des Kalenders, denn „die Beiträge, welche
man unter die fünf Herren verteilte, wurden weder der Qualität noch der
Quantität nach gehörig und gewöhnlich zu spät geliefert", 30) so daß die Hauptlast
doch wieder auf Jägerschmid fiel. Vier Jahre lang arbeitete Hebel in diesem
Gremium, bis er sich zu seinem Unabgeforderten Gutachten über eine vortheil-
hafiere i'inrichtung des Calenders*1) entschloß und dieses am 18. Februar 1806
einreichte.

Darin spricht er zuerst die von allen Bearbeitern stillschweigend anerkannte
Tatsache aus, daß der Kalender trotz seiner illustren Redaktion in Ansehung
seines Gehaltes sich noch nicht über die gewöhnlich guten erhebe, und in
Ansehung des Drucks, Papirs, Umfanges und ieder andren äußern Ausstattung
zu den schlechtesten gehöre, die auf einen deutschen Jahrmarkt kommen. S2J
Hebel nimmt dann Stellung zu den Äußerlichkeiten und nennt als nachzuahmende
Vorbilder den „Basler hinkenden Boten" und den ebenfalls in Basel erscheinenden
„Schweitzer-Boten" von Heinrich Zschokke mit ihrem größeren Umfang, ihrem
bessere/i Druck, ihrer reicheren Bebilderung und ihrer häufigen Verwendung der
roten Farbe. Denn trotz der starken Konkurrenz durch eine Reihe weiterer
schweizerischer und ausländischer Kalender werde der „hinkende Bote" in rund
zwanzigtausend Exemplaren jährlich abgesetzt. Er zieht daraus den Schluß, daß
ein Calender, der solchen Beyfall des Volkes hat, den Geschmack desselben
glücklich müsse getroffen haben und unternimmt den Versuch, die Ursachen dieses
Hey falls aufzusuchen. M) Als Verbesserungen für den badischen Kalender schlägt
er vor:

/. ein allgemeiner, einladender Name des Kindes statt oder zur Seite
unseres gewöhnlichen. Denn fürs erste thut so ein Aushängeschild wie Hinkender
Bott, Jährlicher Hausfreund, Lug ins Land etc. mehr Wirkung auf
das Volk, zumal bey der ersten Einführung eines Produkts, als meint.
Körnen nicht selbst Zeitungsschreiber und Schriftsteller ihr gebildetes
Publikum mit dieser Lockspeise an? Man denke an die Weltkünder,
Reid)£postreuter, Moniteurs, Teutscher Merkur statt Weimarer Monatsschrift
, Iris statt Freiburger Damenkalender. Fürs andere weiht ein solcher
allgemeiner Titelnamen das Produkt für iedermann, der etwas dahinter
suchen mag. Hinter dem Titel: Curfürstlich badischer gnädigst privilegierter
Landkalender für die badische Marggravschaft lutherischen Antheils sucht
außer dem marggrävischen Unterthan und Lutheraner niemand etwas, als
d:c treuherzige Warnung: Kaufe mich nicht, dich gehe ich nichts an. M)
Ferner fordert Hebel weißliches Papir, etwas größere Lettern und reinen Abdruck
um den Kindern und Alten, die Langeweile und Neugierde am ersten
zum Calender führt das Lesen zu erleichtern, dann die Wiedereinführung des
Rothen, der astrologischen Praktika, der Zeichenstellung, des Aderlaßmännleins,
da man bei Zschokke sehen könne, wie fein und unschädlich sich diese Artikel
behandeln lassen, und wie viel weiser es sey, den Geschmack seines Publikums
zu benutzen als zu verachten und beleidigen 3S).

Der hinkende Bote gibt als Hauptingrediens seiner Leseartikel politische
Begebenheiten des vorigen Jahres, Mord- und Diebsgeschichten, verunglückten
Schatzgräber und Gespensterspuck, Feuersbrünste, Naturerscheinungen
, edle Handlungen und witzige Einfälle, wo möglich meistens aus
seiner neuesten Vaterlands-Geschichte. Ahme man dieses nach! Auch der
Bauer mag gerne wissen, was außer seiner Gemarkung vorgeht, und will,
wenn er unterhalten und afficirt werden soll, etwas haben, von dem er

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