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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 128
(PDF, 39 MB)
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alten, so sehr accreditirten Volksliedern mit Weglassung aller eckelhaften
und pöbelhaften und gar zu albernen zusammengetragen -werden.

2. Daß eine solche neu zu veranstaltende Sammlung vereinzelt in der beliebten
Form: „Vier neue weltliche Lieder etc. gedruckt in diesem Jahr" gefertigt,
und zum Verkauf vereinzelt der Wahl des Käufers überlassen werde.

3. Daß zu lieb den sinnigem Gemüthern, die auch für etwas Besseres Empfänglichkeit
haben, je zuweilen unter drei gemeine ein oder zwei edlere
Lieder ebenso eingeschwärzt werden, wie es bisher mit den unanständigeren
geschah a).

6. Meine Bemerkungen über das mit Abänderungen in unsern Schulen
einzuführende Geschichtsbuch von Schmidtsi)

Hatte sich Hebel 1807 in seinen Abhandlungen zum Kalender vor allem mit
den Problemen der äußerlichen Präsentation befaßt und sich zu den eigentlich
redaktionellen nur am Rande geäußert — vermutlich weil sie ihm selbstverständlich
waren und der, der die Last ja nicht auf sich nehmen wollte, gleichzeitig sah,
daß sich die individuelle Schreibweise nicht übertragen läßt —, so ergab sich doch
Jahre später noch einmal die Gelegenheit, zur direkten Sprachgestaltung etwas
zu sagen. Auch hier kam der Anstoß von außen:

Die napoleonische Zeit hatte der alten Markgrafschaft Baden gewaltigen Gebietszuwachs
und den Namen eines Großherzogtums gebracht. Dem bisher lutherischen
Staat waren die katholischen Vorderösterreichischen Lande und die mehrheitlich
calvinistische Pfalz zugefallen. Schon bald trug man sich mit dem Gedanken
, alle drei und später wenigstens die beiden evangelischen Bekenntnisse einander
anzunähern und dem Ziel einer Union — die denn auch 1821 zustande
kommen sollte — durch ein gemeinsames Lehrmittel entgegen zu arbeiten. 1814
übernahm der reformierte Kirchenrat Johann Ludwig Ewald den Auftrag, die
1802 erschienene „Biblische Geschichte für Kinder, zum planmäßigen Unterricht
für deutsche Schulen", des katholischen Volksschriftstellers Christoph von Schmid
für die eigenen Bedürfnisse umzuschreiben. Als die Arbeit bereits bis ins Neue
Testament gediehen war, legte Hebel 1815 seine Bedenken vor.

Die Grundsätze, die Hebel in diesem Gutachten vertritt, stellen gewissermaßen
die Summe seiner Erfahrungen als Lehrer und als Schriftsteller dar, sie müssen also
auch schon für den Hausfreund weitgehend gegolten haben. Wenn seine eigenen
Prosahauptwerke, der Kalender und die Biblischen Geschichten, stilistisch trotzdem
spürbar voneinander abweichen, so liegt das an der begreiflichen Scheu vor Änderungen
am Wortlaut der Heiligen Schrift, einmal weil er als Offenbarung Gottes
der Willkür menschlichen Zugriffs entzogen war, und zum andern, weil wenn der
Bibeltext in Luthers Wort nimmer gut ist, so machen wirs auch nimmer besser ss).

Noch einmal werden also die grundsätzlichen Forderungen aufgestellt, denen
ein Unterrichtswerk zu genügen habe:

so muß der Verfasser einer biblischen Geschichte für die Schuljugend vor
allen Dingen wissen nicht nur verständlich s. a. populär zu seyn, er muß
sodann gut erzählen — gut für Kinder — erzählen können 5,J.
Die drei Anforderungen Verständlichkeit, Popularität und Qualität werden
aber nicht einfach postuliert, sondern — in einer andern Reihenfolge — erläutert.
Dabei wird hier erstmals in der deutschen Geistesgeschichte 57) die Unterscheidung
zwischen echter und falscher Popularität getroffen, was einmal mehr Hebels hohe
Achtung vor dem Mitmenschen beweist.

Schmidt scheint aber Itens nicht bekannt zu seyn mit jener ächten und edlen
Popularität, die zwischen gebildeten und ungebildeten Lesern keinen Unterschied
erkennend aus dem Menschen hervorgeht und den Menschen er-


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