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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 1/2.1979
Seite: 156
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-01-02/0162
die Funktionen der heutigen Oberschulämter wahrnahm, mit Hebels Arbeit zufrieden
war.

Es seien nun noch einige Rezeptionsvorgänge von Alters- und Studiengenossen
Hebels angeführt, um ein Urteil darüber zu ermöglichen, ob Hebel gegenüber
seinen „Kameraden" zurückgesetzt worden ist. Der bereits genannte, 1755 geborene
Gabriel Gmelin bat laut Protokoll vom 8. Dez. 1780 (Nr. 1401) um Zulassung
zum Rigorosum; diese wurde gewährt. Der Kandidat bestand es und
durfte ordiniert werden, da er ja bereits 25 Jahre alt war, und bekam auch sofort
eine Stelle — wohl als Pfarrverwalter — in dem Dorfe Rodt bei Landau, das
seit dem 14. Jahrhundert württembergisch, von 1603—1801 aber badisch war.
Gmelin wurde dann 1781 Diakonus in Durlach, 1782 Professor am Karlsruher
Gymnasium und starb 1822 als Pfarrer in Unteröwisheim. ä3)

Jakob Friedrich Theodor Zandt, ebenfalls dem Geburtsjahrgang 1760 angehörend
, hat 1782 Examen gemacht. Er hat sich in Aarau eine Lehrerstelle beschafft
. Aus dieser wurde er im Herbst 1783 an das 2. Präceptorat nach Pforzheim
berufen und nahm laut Protokoll vom 12. Dez. 1783 (Nr. 1783) „mit Freuden"
an.

Der 1762 geborene Philipp Ernst Maler, der jüngste Sohn des schon genannten
Wilhelm Maler, hat laut Protokoll vom 4. Mai 1781 bereits Antrag auf Zulassung
zum Rigorosum gestellt, obwohl er erst 19 Jahre alt war (Nr. 539). Er
bestand. Schon am 13. Juli 1781 erfolgte die „Ablage" seiner Examenspredigt und
seine Aufnahme unter die Kandidaten (Nr. 839). Nach Neu mußte dieser
junge Mann bis 1786 warten, bis er seine erste etatmäßige Vikarstelle als Diakonus
in Müllheim bekam. 24)

Angesichts dieser Anstellungsverhältnisse der „Kameraden" wird man nicht
behaupten können, daß Hebel ihnen gegenüber zurückgesetzt wurde. Er ist
gleichzeitig mit seinen Konexaminanden in eine Planstelle eingerückt, obwohl
er ihnen gegenüber 2—3 Jahre jünger war.

Der Rückschluß auf ein schlechtes Examen muß dann auch fallen, da seine
Prämisse nicht zutrifft. An Wissen war Hebel sowohl vor wie nach dem Examen
ausgezeichnet. Vielleicht hat es an der Predigt etwas gehapert, also am Können.
Es fehlte ihm dazu auch die physische Grundlage, die tragende Stimme. Ein guter,
überdurchschnittlicher Prediger ist Hebel nie gewesen, wie auch die Biographen einräumen
. 25) Möglicherweise hat gerade diese Tatsache den jungen Hebel bestimmt,
sich dem Schuldienst zu widmen, wo er sein reiches Wissen anwenden konnte.
(Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der „Theolog. Gesellschaft", herausgegeben
von der Theolog, Fakultät der Universität Basel)

Anmerkungen:

(1) Zwei ältere Hebel-Biographien erschienen zusammen mit Neuherausgaben von Hebels
Werken. Die erste stammt von dem Hebel-Schüler Gustav Friedrich Nikolaus
Sonntag (1832; Neudruck 1838). Sie berichtet vom „wohl bestandenen Examen" und
von der „Rückkehr in die geliebte Gegend, in der er einst als Knabe gelebt" hatte.
Diese panegyrische Darstellung verschweigt die Freundschaft mit Gustave Fecht.
Die zweite, von Albert Preuschen, dem Neffen des Kirchenrats (1843), spricht von
einem „nur nothdürftig bestandenen Examen" und schildert das Verhältnis zu
Gustave Fecht. Angeschlossen ist dieser Biographie ein Schreiben des „Adjunkten
des Rheinischen Hausfreundes", des ehemaligen württembergischen Gesandtschaftssekretärs
Kölle, das auf Anforderung an Staatsrat Nebenius von Stuttgart aus gerichtet
ist und Erinnerungen Kölles enthält. Das „nur notdürftig bestandene Examen"
wird hier zum „Durchfall" gesteigert, in einem zweiten Termin habe Hebel das aber
wettgemacht. Aus den zwei Terminen des einen Examens macht Kölle zwei Examina.
Daß von einer Nachprüfung Hebels gar keine Rede sein kann, ergibt sich schon
aus dem Termin seiner Heimreise ins Oberland (3.—7. Oktober 1780), es war also
eine Fußreise. — Bei Georg Längin, Johann Peter Hebel, Ein Lebensbild (1875),

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