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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 220
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0024
es bey baiderseits Religions Ständen und Verwandten, im Heyl. Reich für ungleich
praejudicierliche Nachgedenckhen und bös consequenz verursachen wurde, wann
zumal die Protestierende, theils wie bewust, gegen den Katholischen nicht zum
besten gewogen, bevorab bey jetzigen gefährlichen aufrürigen Zeiten wider die
geistliche Stifter und Ihre in denselben Landten habende Ordens Häuser, Gefäll
und Einkommen, auf ebenmeßige weis zu procediren (wie dan gar leichtlich
geschehen könte) anleitung nehmen sollen, worbey dann nicht weniger auch,
mehr besagter Joanniter Ordens Maister als ein unmittelbahrer unzweiflicher
Reichsstand und desselben Ordens habende und von uns bestätigte Privilegia in
sondere obacht zu nehmen, . . . und wie dan aus friedliebender Affection und
sorgfeltigkeit dieses werck ja nicht gern in größerer Weitläufigkeit und schwere
nachfolg gebracht sehen wolten."

Der Kaiser fordert dann den Erzherzog auf, bei der vorderösterreichischen
Regierung dafür zu sorgen, daß die „beschwärungen" abgeschafft würden. Vor
allem schlägt er vor, mit dem Orden einen Vergleich auszuarbeiten. Ferdinand IL
trat also für den Orden ein, aber ohne ihn direkt in seinem Bestreben um die
Landeshoheit zu unterstützen. Nur die „beschwärungen" sollten im Hinblick auf
den Krieg und das Aufsehen, das sie erregen könnten, abgestellt werden. Mit
wie wenig Nachdruck der Brief geschrieben war, zeigt allein die Tatsache, daß
der Kaiser bereits vier Monate später wieder an den Erzherzog schrieb, weil die
Beschwerden von Seiten des Ordens nicht nachließen.66) Der Großprior habe ihm
geschrieben, es sei zwar vom Erzherzog eine Verordnung ausgegangen, aber die
„Arresta" würden „nit allein stättigs und ohne unterlaß continuirt und vorgetrieben
, sondern auch fast von einem Dag zum andern mit neuen gravaminibus
und eigenthätlichen attentaten mehrers gehäufet." Der Kaiser meinte, der Erzherzog
müsse dafür sorgen, daß seine Verordnungen beachtet werden und betonte
nun nachdrücklicher, doch mit Rücksicht auf den Krieg und seine kaiserlichen
Pflichten den Reichsständen gegenüber die Sache baldmöglichst in Ordnung zu
bringen. „Hierumben so ist anderwert Unser ganz freundt- und Brüderliches
gesinnen an E. L., sie wollen bay vielgerürter Vorder österr. Regierung und
gedachten Camer Procuratorn, und wo es weiter von nöthen sein mag, alsbaldt die
nachmahlige ernstliche Verfügung thun, damit obgehörte, beharrlich continuirende
und weiter anmaßende neue Beschwärungen und Trangsalen würcklich abgestellt,
die angedeutete Arresta relaxirt und aufgehebt, und diesem ganzen Werckh durch
hievor angezeigte unpraejudicirliche Mittel, durch Niedersetzung beiderseits quali-
ficirt unparteyisch friedliebenden Räthen, ohne größere Weiterung und unge-
legenheit sein abhelfung und erledigung gegeben werden möge." Auch hier war
wiederum keine Rede davon, daß der Kaiser etwa die Landeshoheit des Groß-
priorats anerkennen und schützen wollte. Die Haltung des Kaisers ist nicht eindeutig
. Die Beschlagnahmungen sollen eingestellt werden, was ja etwa einer
Anerkennung gleichkäme, denn die Güter wurden mit Arrest belegt, weil die
Johanniter sich selbständig gemacht und keine Abgaben bezahlt hatten. Aber
von einer Anerkennung der Landeshoheit ist andrerseits nichts zu merken, denn
wozu wären dann Verhandlungen nötig?

Auch der zweite Brief des Kaisers hatte keinen Erfolg. Die vorderösterreichische
Regierung und der prälatenständische Syndikus ließen von neuem die öffentliche
Feilbietung und Versteigerung der Ordensgüter zu Kenzingen und Neuenburg
verkünden. Gleichzeitig hatten die Johanniter durch Mißernten mit einer Münzverschlechterung
zu kämpfen, die den Wert der Münze auf ein Drittel herabsinken
ließ. Doch gelang den Fürsten schon 1623 wieder die Münz Verbesserung
und die Ordnung im Innern des Fürstentums. Vom Krieg merkte man in Heiters-
heim noch kaum etwas, da die Kaiserlichen stets in der nahen Markgrafschaft
Quartier nahmen.6T)

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