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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 223
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0027
Der Erzherzog ließ nach einer wiederholten abschlägigen Antwort durch seine
Kommissare „auf öffentlichen Markt in Freyburg dreyen Ordens Underthanen
von Bremgarten, Schlatt und Ufhausen 14 Ochsen wegnehmen, und solang in
Arrest behalten, bis das ausständige quantum der Contribution von der ganzen
Herrschaft. . . bezahlt gewesen." 78)

Der Fürst protestierte heftig, und die Streitfragebriefe gingen wieder hin und
her. Als Friedrich dann im März 1652 nach Heitersheim kam, wandte er sich
auch an Frankreich über Charlevais, den damaligen französischen Kommandanten
von Breisach. In Frankreich scheint man darin einen willkommenen Anlaß gesehen
haben, sich in österreichische Angelegenheiten einzumischen. Im Mai 1652 ließ
Frankreich bei der Regierung in Freiburg 79) verlauten, daß der französische König
als Protektor des Ordens es nicht dulden könne, wenn das Haus Heitersheim zu
unberechtigten Anlagen herangezogen und gewalttätig belästigt werde. 80)

Mit dieser Unterstützung Frankreichs konnte sich Friedrich von Hessen gegen
die vorderösterreichische Regierung stellen. Im August verbot er seinen Untertanen
durch angeschlagene Patente die Zahlung weiterer Kontributionen. Die
Regierung in Freiburg konnte es unter diesen Umständen nicht wagen, wieder
gewaltsam ohne einen Bescheid des Kaisers vorzugehen. Ein solcher Bescheid war
bereits unterwegs und wurde Anfang September dem Fürsten vorgelegt. Der
Kaiser verbot darin dem Großprior, „das erzpreisliche Haus Österreich in seiner
althergebrachten possession iuris collectandi ferner zu turbiren, beeinträchtigen
noch zu beschwehren." 81)

Aber Friedrich von Hessen kümmerte sich nicht darum, sondern verbot seinen
Untertanen von neuem, irgendwelche Abgaben zu zahlen. Wiederum ließ die
vorderösteireichische Regierung auf Befehl des Erzherzogs Ferdinand Karl einige
Bauern von Wendlingen „sambt Roß, waagen und Ochsen" festnehmen, bis sie
ihr „betroffenes prälatenständisches quantum" bezahlt hatten. Aus Schlatt wurde
die ganze Viehherde nach Staufen getrieben. Friedrich bemühte sich nun darum,
daß das Mandat des Kaisers aufgehoben würde. Die Sache kam auch vor den
Reichstag in Regensburg, wo aber nichts entschieden wurde. Auch das neuerliche
Eingreifen der römischen Kurie war erfolglos. Die „decreta und censures wider
den vorderösterreichischen Prälatenstand" wurden zwar in Freiburg an die Kirchtüren
angeschlagen, jedoch sofort wieder entfernt.

Der Streit ging unvermindert im alten Gleise weiter: Österreich kollektierte,
Heitersheim protestierte. Friedrich von Hessen, der sich in dem kleinen Heitersheim
nie richtig wohl gefühlt hatte, strebte schließlich mit verstärkter Energie
zu einem Vergleich. Er bemühte sich vor allem um die Vermittlung des Kurfürsten
von Mainz. Auch Frankreich schaltete sich ein. Auf österreichischer Seite
war man jetzt ebenfalls entgegenkommend. Dem kinderlosen Erzherzog Ferdinand
Karl war sein Bruder Erzherzog Sigmund Franz, Fürstbischof von Salzburg nachgefolgt
. Auch er bemühte sich um einen Ausgleich und beauftragte am 14. Januar
1665 den vorderösterreichischen Vizekanzler Dr. Johann Theobald Zeller und
Johann Hannibal Girardi von Castell mit den Abgeordneten des Ordens, Friedrich
Korf, „genandt Schmirfink zue Tattenhausen, Komtur zu Frankfurt, Mosbach
und Rüdigheim" 82), dem Kanzler Arnold von Lohn u. a. zu verhandeln.

Bereits nach fünftägiger Beratung vom 2. bis 6. Juni 1665 hatte man sich auf
ein Projekt geeinigt:

1. Der Johanniterorden soll über die Dörfer Heitersheim, Gündlingen, Bremgarten
, Grißheim und Schlatt die „landesfürstliche Obrigkeit" haben ohne irgendeine
Beeinträchtigung durch die vorderösterreichische Regierung. Vollständig unabhängig
sollte das Fürstentum damit jedoch nicht werden, denn es mußte die
oberste Territorialhoheit von dem Erzhaus Österreich und den Erzherzog als
Protektor anerkennen. In Appellations- und Prokurationssachen sollten deshalb
auch die Untertanen nicht vor den Reichstag, sondern vor die vorderösterreichische

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