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seits die übrige freye Obrist Meisterliche Cameralgüther denenselben in wohlfeileren
bestand belassen, forth zu deren Erhaltung auf diese arth ein ansehnliches,
undt vielleicht mehr als keiner, guthwillig alljährlich mit leyden diäte." 103)
Doch nicht einmal der Vertrag von 1630 und die Aufhebung des Sequesters in
Kirchzarten wurde dem Fürsten zugestanden. Nach einer Heitersheimer Schrift
hatte der Großprior einen „mächtigen feind an dem damahligen Hof Cantz-
ler.101) Den Vorsitz beim Prälatenstand hatte man, seitdem der Großprior ab
1665 weder in eigener Person erschienen, noch einen Vertreter gesandt hatte, dem
Abt von St. Blasien übertragen. Der Abt von St. Blasien, P. Marquard, befand
sich damals ebenfalls in Wien und arbeitete gegen den Fürsten von Heitersheim.
Der Hofkanzler sagte dem Großprior „einmahl unversehens in das gesicht: der
Praelat von St. Blasien habe viel Geld und seye dem Hof nutzlich, mithin müsse
mann ihm conservirn." 10S)
Auch der Kaiser ließ sich Zeit. Als dann 1733 der Polnische Erbfolgekrieg
ausbrach, sah der Großprior die Vergeblichkeit seiner Bemühungen ein, und verließ
Wien. Angeblich reichten die Heitersheimer Einkünfte nicht für ein standesgemäßes
Leben aus, deshalb begab er sich nach Malta und hinterließ seinem Kanzler
, der aus Wien zurückberufen wurde, die Regierung in Heitersheim mit all den
Streitigkeiten mit den vorderösterreichischen Stellen.
In Heitersheim fügte man sich de facto den österreichischen Anordnungen.
Wenn das Risiko aber nicht zu groß war, protestierte man auch wieder zwischendurch
. Man verweigerte die Annahme eines unbedeutenden landständischen Zirkularschreibens
, 103) protestierte gegen einen Erlaß der vorderösterreichischen Regierung
, der das „Bettel, Dieb, und Gaunergesindel" usw. betraf ,04) und ähnliches.
1739 bat der Großprior von Malta aus den Kurkölnischen Residenzen in Wien
Herrn von Heinrich um seine Unterstützung. Zugleich ersuchte er den Großbailli
Grafen von Troutson, er möge dem Kaiser ein Memorial überreichen und empfehlen
. Wiederum bat er um Aufhebung des Sequesters und begründete seinen
Protest damit, daß die Johannitermeister „nur mere Administratores Bonorum
Ordinis" seien und „dahero das factum Antecessorum . . . nicht büßen sollen."
Noch ungerechter werde die Sequestierung deswegen, weil nicht der Orden oder
der Meister dem Kaiser, sondern Österreich „dem Obristmeisterthum und dem
Capitulo provinciali 40 000 fl," schuldig sei, ungerechnet die Zinsen, die ebenfalls
nicht bezahlt worden seien. Der Großprior schloß dann sein Schreiben mit
der alten Bitte um den Vergleich von 1665. Am 15. Juni schrieb er auch an den
Kaiser um eine Verminderung des Beitrages zum Türkenkrieg. Er sei ein so
armer Fürst, „daß ich nur in das Sechste Jahr mich wieder hirhin (= Malta) begeben
müßen, weilen mich leyder! nicht getraue, in meiner Residenz Heitersheim
standesgemäß zu leben." 10S)
Kurz nach dem Tod Kaiser Karls VI. ließ man von Heitersheimer Seite aus
eine lateinische Streitschrift106) drucken, die aller Welt das Unrecht, kund tun
sollte, das dem Orden in Deutschland zugefügt würde.
Gedrängter und bedeutend schärfer als Storps „Synoptica iuris et facti deduc-
tio" bringt sie ebenfalls eine kurze Geschichte der Privilegien und des Streites.
Wahrscheinlich hoffte man in Heitersheim, in den Wirren nach dem Tod Karls VI.
doch noch ans Ziel zu kommen. Sollte man diese Hoffnung gehabt haben, so hatte
man sie doch bald aufgeben müssen, als die Stände vor einer Kommission Maria
Theresia huldigen sollten. Auch der Heitersheimer Kanzler wurde zur Huldigung
aufgefordert. Er erschien schon zwei Tage vor dem Termin in Freiburg. Sein
eigener Bericht schildert anschaulich, was man in Heitersheim jetzt noch erwartete
.
Gemäß seiner Instruktion besuchte der Kanzler die Kommissare. Zuerst wollte
er den Syndikus Weißerfeger aufsuchen, der aber dem Abt von St. Blasien entgegengeritten
war. Er machte darauf dem Statthalter Freiherrn von Sickingen,
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