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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 236
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0040
österreichische Beamte zu Visitationen nach Heitersheim kamen, wird in der
Chronik Werkmanns als Selbstverständlichkeit angesehen. 1778 wurde dann auch
das Sequester in Kirchzarten aufgehoben.

Bereits vor der Regierungsübernahme Kaiser Josefs II. in den Stammlanden
war damit der Landeshoheitsstreit beendet. Die Agrarreformen wurden im
Johanniterfürstentum ohne Widerstand eher durchgeführt als anderswo.

Fragt man nun nach dem Grund, warum die Johanniter ihr Ziel nicht erreichten
, so kann man wohl vor allem folgende Gründe anführen:

1. Sie kamen zu spät. Wenn auch die Territorialbildung noch nicht abgeschlossen
war, so hatte sie sich doch gefestigt.

2. Der Nachbar der Johanniter war das mächtige Haus Österreich, das nicht
weniger auf Ländergewinn aus war.

Die Habsburger konnten am Ausgang des Mittelalters noch viele kleine Territorien
in Südwestdeutschland erwerben, ihr Streben nach dem ganzen Herzogtum
Schwaben kam aber zu spät. Im Breisgau bildeten sie noch ein einigermaßen abgeschlossenes
Gebiet, viele Klöster und Herrschaften bekamen sie noch unter ihre
Hoheit, allerdings mit großen Zugeständnissen. Bei anderen war dies nicht
mehr möglich, wie etwa beim Markgrafen von Baden.

Die großen ständischen Freiheiten im Breisgau dürften mit ein Hindernis für
das Streben der Johanniter gewesen sein. Denn sie konnten unter diesen Umständen
nicht auf allzu große und ungerechte Unterdrückung hinweisen.

Im 17. und 18. Jahrhundert war der Orden unbeliebt geworden. Man sah nicht
mehr seinen Sinn und seine Daseinsberechtigung ein. Im Kampf gegen die Türken
waren die Ritter vollkommen bedeutungslos. Die 60 deutschen Mitglieder in 26
Kommenden waren mehr mit Verwaltung und standesgemäßem Leben beschäftigt
als mit ihrer ursprünglichen Aufgabe der Krankenpflege. Selbst solche, die das
Bestehen der Klöster trotz der Gesetze Josefs II. befürworteten, waren gegen
den Orden eingenommen und warfen ihm Sittenlosigkeit vor, uo) was wohl weniger
für Deutschland und den Breisgau zutrifft, da man sich hier mehr von den
kritischen Augen der schweizerischen, württembergischen und badischen Nicht-
katholiken beobachtet sah.

Hätte Österreich dem Fürstentum Heitersheim die Landeshoheit zugestanden,
so hätte das wahrscheinlich nicht geringe Unruhen unter den breisgauischen Ständen
hervorgerufen. Wiesen sie doch bei allen Leistungen für Österreich auf ihre
freiwillige Unterwerfung hin.ln) Der Heitersheimer Kanzler konnte es 1741
nicht wagen, seine Protestschrift wegen der Huldigung öffentlich zu verteilen.
Weder bei den Ständen noch bei den Nachbarn fanden die Johanniter wirksame
Unterstützung. Hachberg war in der Reformationszeit protestantisch geworden
und hatte kein Interesse, wegen Heitersheim mit östereich in Konflikt zu geraten.
Das Fürstentum lag also nicht zwischen zwei Prätendenten wie etwa der Nachbar
des Großpriors auf der Reichsfürstenbank, der Propst von Berchtesgaden, der
Salzburg und Bayern gegeneinander ausspielen konnte und dazu noch die Unterstützung
östereichs fand.112)

11.

Ausklang: Scheinaufstieg und Ende des Großpriorats und
Fürstentums Heitersheim 113)

Auch der Johanniterorden hatte durch den Frieden von Campo Formio und
Luneville große Besitzungen im linksrheinischen Gebiet verloren. Anders als die
übrigen geistlichen Fürsten sollte der Großprior jedoch wie die weltlichen Fürsten
für die Verluste entschädigt werden. Der Reichsdeputationshauptschluß vom 25. 2.
1803 garantierte im § 26 den Bestand des Großpriorats. „Der Fürstgroßprior und
das deutsche Großpriorat des Maltheserordens" erhielten „die Grafschaft Bonn-

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