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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 250
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0054
die elsässischen Kommenden gehörten zum Heitersheimer Großpriorat. Schauenburg
hat als General der Flotte, Großbailli und später auch als Großprior meistens
in Malta gelebt, wo im Großmeisterpalast noch heute das Bild dieses echten Barock-
Fürsten hängt. In Heitersheim vertrat ihn sein Statthalter Josef Benedikt Graf v.
Reinach-Foussemagne, ebenfalls ein Elsässer, der zusammen mit dem Kanzler
Franz Michael Preiß vergeblich versuchte, den Streit um die Landeshoheit zu
aeenden. Reinach war auch Statthalter während der kurzen Regierungszeit des
Priors Franz Sebastian v. Remchingen, der in Malta starb, und wurde dann 1777
selbst Großprior. Als solcher erreichte er dann zusammen mit seinem Kr.nzler
Josef v. Plank das Ende des fast 160jährigen Streits mit Österreich. Dieses erkannte
dem Orden die Landeshoheit über seine 5 Dörfer zu, dafür betrachtete
dieser Österreich hier als seinen Beschützer. Für die übrigen breisgauischen Besitzungen
wurde die österreichische Landeshoheit anerkannt M). Reinach hob auch
als erster der hiesigen Territorialherren, einem Wunsch Josephs IL folgend, die
Fronpflicht der Untertanen auf und wandelte die Schupflehen in Erblehen um 34).

Auf den Fürsten Schauenburg und den Bailli Anton v. Schönau, der ebenfalls
in der Ordenszentrale wichtige Posten bekleidet hatte, geht ein bemerkenswerter
Wechsel im Mitgliederbestand des Ordens zurück, da sie nach Kräften den Eintritt
junger Leute aus ihrer Verwandtschaft und Nachbarschaft gefördert haben. Im 17.
Jahrhundert stammten nur 21 von 132 deutschen Rittern vom Oberrhein, dagegen
gehörten zwischen 1700 und 1800 mehr als die Hälfte der deutschen Ritter zu
diesem Gebiet. Natürlich war die Unterstützung durch ein einflußreiches Mitglied
der Familie bei der Aufnahme nützlich, zumal es einen großen Andrang, aber nur
wenige verfügbare Komtureien gab. Aber allein ausschlaggebend war die Tatsache
nicht, daß man einen Großprior zum Vetter hatte. So mußte der spätere Großbailli
Karl Ludwig v. Schauenburg jahrelang um seine Aufnahme kämpfen, bis
die Abstammung seiner luxemburgischen Vorfahren klargestellt und bewiesen war,
daß seine Familie aus einem Territorium stammte, in dem das Großpriorat Besitzungen
hatte. Nur aus solchen Gebieten nämlich waren Kandidaten zugelassen,
so daß z. B. kein bayrischer Adliger in Heitersheim Ritter geworden ist. Auch dem
gelegentlichen Druck deutscher Fürsten, ihre unehelichen Sprossen im Orden unterzubringen
, hat sich der Orden stets erfolgreich widersetzt

So bildete das Großpriorat einen sehr homogenen Kreis, wenig angefochten von
den neuen Ideen des späten 18. Jahrhunderts, stolz zwar auf seine eigenständige
Stellung innerhalb des Ordens, aber auch bewußter als manche andere Zungen,
daß die Hospitalität eine der 2 Säulen war, auf denen der Orden beruhte. Für
das letzte Generalkapitel des Ordens in La Valetta 1776 wurden aus Heitersheim
eine ganze Reihe praktischer Vorschläge eingereicht, wie die Ordensspitäler besser
verwaltet und ausgerüstet werden könnten 3S).

In Malta selbst, wo neben dem großen Spital der Kampf gegen Türken und
Seeräuber die Grundlage für die Existenz des Ordens war, kam es zu einer Krise,
als der Sultan zum Bundesgenossen Frankreichs wurde. Damit entfiel der Kampf
gegen die Ungläubigen, und es entfielen auch die Einnahmen durch den Kaperkrieg,
die das Rückgrat der Ordensfinanzen bildeten. Die Rettung schien ein geerbter
Besitz in Polen zu bieten, aber zu seiner Verwertung mußten erstaunliche Umwege
beschritten werden. Sie führten über den bayrischen Kurfürsten Karl Theodor
, der schon lange eine bayrische Zunge hatte gründen wollen. Da solche Neugründung
statutenmäßig unzulässig war, entsann man sich der englischen Zunge,
die seit der Reformationszeit nur noch theoretisch existierte. So gründete man
eine englisch-bayrische Zunge, der man dann ein polnisches Priorat inkorporierte.
Dieses fiel nun nach der zweiten polnischen Teilung an den Zaren Paul, einen
begeisterten Verehrer ritterlichen Wesens. Er beschloß alsbald, auch noch ein
russisches Priorat zu errichten und mit der anglobayrischen Zunge zu vereinigen.
Frankreich, bisher die stärkste Stütze des Ordens, sah in diesem Schritt ebenso

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