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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 254
(PDF, 31 MB)
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in 3 Balleien hatte, wurde erwogen, diese mit den Johannitern zu verschmelzen
und aus den ja überwiegend katholischen Rittern beider Orden ein gemeinsames
Priorat zu bilden. Man dachte sogar an die Gründung eines orthodoxen Priorats,
das dann mit den beiden anderen einem gemeinsamen Großmeister unterstellt
werden sollte. Solche, ihrer Zeit weit vorauseilenden Vorstellungen fanden nicht
den Beifall Rincks; sie sind dann letzten Endes auch am Widerstand des Hochmeisters
des Deutschen Ordens gescheitert4S).

In Heitersheim selbst sahen sich die Verantwortlichen vor neuen Schwierigkeiten
. Briefe aus Malta und eine überall zirkulierende „liste des traitres" brachten
Unruhe vor allem unter den jüngeren Mitgliedern des Kapitels. Ihnen erschien
der geflohene Großmeister nicht mehr tragbar. Selbst Inner und Pfirt-
Blumberg erwogen damals Pläne, wie man Hompesch zur Abdankung bewegen
könne, um in Heitersheim ein Generalkapitel einzuberufen. Dabei sollten dann in
aller Ruhe geeignete Schritte überlegt werden, wie man dem Orden ein neues
Fundament geben könnte 44).

Doch die Ereignisse überstürzten sich. In St. Petersburg, dem Sitz des russischen
Priorats, waren die französischen Emigranten tonangebend, sie baten nun den
Zaren Paul, das Protektorat über den Orden anzunehmen, und nach Hompeschs
Verrat, von dem man überzeugt war, für die Wiederherstellung der Ordnung zu
sorgen. Schon bald darauf, im Oktober 1798, ging man noch einen Schritt weiter,
und der Zar wurde zum Großmeister ausgerufen, nachdem Hompesch für abgesetzt
erklärt worden war 45). So hatte nun der katholische Orden ein schismatisches
Oberhaupt, und der neue Großmeister zögerte auch nicht, ein russisch-orthodoxes
Priorat einzurichten 46).

In Heitersheim war man durch diese Entwicklung tief beunruhigt. Der reichstreue
Fürst Rinck hielt das ganze Vorgehen für eine Verletzung, nicht nur der
Ordensregeln, sondern auch der Rechte des österreichischen Kaisers, der ja der
Schutzherr des Großpriorats war 47). Die jüngeren Ritter drängten auf eine Anerkennung
des Zaren-Großmeisters, obwohl der Papst die Anerkennung versagt
hatte. Die älteren Mitglieder des Kapitels plädierten für eine hinhaltende Behandlung
dieser Frage, bis sich die Wiener Regierung geäußert habe. Dort aber
hüllte man sich in Schweigen. Die Lage erschien um so bedrückender, als man
dringend Hilfe brauchte. Einmal war die finanzielle Lage fast hoffnungslos, und
dann wurde die Gefahr einer Säkularisation immer greifbarer.

Erst als am 10. Februar 1799 Frankreich an Österreich den Krieg erklärte,
hatte Wien gegen eine Anerkennung des neuen Großmeisters keine Einwendungen
mehr. Jetzt waren ja Franz II. und Paul I. Bundesgenossen, so daß der Weg nach
St. Petersburg frei war. Dort hatte der Zar inzwischen auch einen neuen Sacre
Conseil als oberstes Ordensgremium eingesetzt, in das der Wiener Ordensgesandte
Ferrette und Flachslanden berufen wurden 48). Zudem dankte in der Zwischenzeit
Hompesch mehr oder minder freiwillig ab. Zuletzt hatte er noch eine Art Kommandounternehmung
organisiert und den Bailli v. Neveu nach Malta geschickt, um
die Insel wieder für den Orden zu erobern. Mit dem totalen Mißerfolg war auch
der letzte Kredit Hompeschs verspielt49).

So schickte nunmehr Rinck seinen besonderen Vertrauensmann Pfirt-Blumberg
in Begleitung des Freiherrn v. Baden auf die lange Reise nach St. Petersburg, um
dem Zaren-Großmeister zu huldigen. Die Delegation wurde freundlich empfangen,
Pfirt wurde zum Ordensgesandten für Deutschland ernannt, bekam ein Bild des
Zaren für den Kapitelsaal und das Versprechen, das Großmagisterium werde sich
tatkräftig für die Erhaltung des Ordens einsetzen 50).

Hilfe war in der Tat dringend notwendig. Die linksrheinischen Besitzungen
waren durch den unglücklichen Ausgang des zweiten Koalitionskriegs endgültig
verloren, der Breisgau war von französischen Truppen besetzt, die ständig neue
Forderungen an die ohnehin leeren Kassen stellten, und der Schutzherr in Wien

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