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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 256
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0060
nach dem bald darauf erfolgten Tod des Herzogs auch offiziell Landesherr wurde.
Mit der Leitung der Geschäfte beauftragte der Erzherzog den bisherigen vorderösterreichischen
Regierungsrat Hermann v. Greifenegg, der jetzt zum großen
Gegenspieler des Ordens wurde. Beide stützten sich auf Rechtsakte, die unvereinbar
waren. Der Erzherzog wies Greifenegg am 11.3.1803 an, den Maltesern unter
Berufung auf die Pariser Convention keine Beschlagnahmung der Klöster zu gestatten
56), und Rinck schrieb dem Regierungspräsidenten eine Woche später, er
habe bisher nur aus Verehrung gegen den Kaiser nichts unternommen, aber nunmehr
werde er auf Grund des § 26 und der begleitenden Noten des französischen
und des russischen Botschafters die ihm zugesprochenen Klöster besetzen 3T). Beide
Parteien kämpften um ihre Existenz. Ohne den reichen Klosterbesitz und seine
Einnahmen wäre der Breisgau nicht lebensfähig gewesen, andererseits brauchte man
in Heitersheim eben diese Einnahmen dringend, um die großen Einbußen der
letzten Jahre auszugleichen.

So begann zwischen Freiburg und Heitersheim ein epischer Kampf, der teils
offen, teils unterirdisch geführt wurde. Den verschlungenen Wegen der beiden
Kontrahenten kann man fast Tag für Tag nachgehen, Abt Ignaz Speckle von St.
Peter in seinem Tagebuch 5?), die Berichte Greifeneggs an seinen Herrn im Staatsarchiv
von Modena und die Korrespondenz der führenden Ordensmitglieder im
Stadtarchiv Mülhausen (Fonds Scey-Ferrette) sind die reichlich fließenden Quellen.
Beide Parteien waren über die Absichten des Gegners leidlich unterrichtet. Greifenegg
hatte einen Beamten in Heitersheim bestochen, der ihn über die dortigen
Vorgänge unterrichtet, aber darüber klagte, daß Ittner die wichtigeren Papiere
unter Verschluß hielt59). Im Großpriorat wiederum war man durch Freunde und
Verwandte in der Freiburger Regierung über mancherlei Interna dort auf dem
Laufenden. Da man auf beiden Seiten wußte, oder doch mindestens ahnte, daß
die Gegenseite sozusagen Akteneinsicht hatte, entwickelte sich ein Grabenkrieg,
dem sich nur der alte Fürst Rinck fernhielt.

Wie in aller Heimlichkeit Greiffenegg durch den Freiburger Kirchenrechtler
Professor Sauter eine Kampfschrift gegen die Malteser verfassen ließ und sich dann
vergeblich „bemühte", den Autor zu entdecken, als man von Heitersheim aus sich
beim Erzherzog beklagte, hat Dr. Kopf geschildert 60).

Zwei Meinungen wurden im Kapitel vertreten, wie man am besten die Ansprüche
auf die Klöster durchsetzen könnte. Flachslanden trat dafür ein, dem
alten Großprior einen Coadjutor aus fürstlichem Hause mit dem Recht der Nachfolge
beizugeben, der den Forderungen der Malteser größeren Nachdruck verleihen
könnte. Rinck war aber von der Idee wenig angetan und lehnte insbesondere
einen bayrischen Prinzen entschieden ab 61). Auch der Bailli de Ferrette
widersprach dem Vorschlag, da er sich auf Grund der Anciennität selbst Hoffnungen
auf die Nachfolge machen konnte. Es wurde daher ein Vorschlag von
Ittner und Pfirt-Blumberg angenommen, den Kaiser in Wien um eine authentische
Auslegung der widersprüchlichen Bestimmungen zu bitten 62).

So schickte man den Komtur Müller nach Wien, der aber dort nichts erreichte.
Man wollte sich nicht in modenesische Angelegenheiten mischen, wurde ihm erklärt
63). Auch direkte Verhandlungen mit Erzherzog Ferdinand führten nicht
weiter. Auf Greifeneggs Rat ließ sich der Erzherzog weder auf Entschädigungsangebote
für eine Abtretung der Klöster ein, noch ließ er sich durch den Gedanken
einer Coadadjutorie für einen seiner Söhne zum Nachgeben bewegen M).

Da diese ganzen Verhandlungen endgültig gescheitert schienen und offenbar aus
Wien keine Hilfe zu erwarten war, schlug Ferrette vor, nunmehr die Hilfe
Napoleons zu erbitten. Frankreich sollte nach seinen Vorstellungen die Schutzmacht
des Ordens werden, das als Kaiserreich die von der Revolution eingezogenen
französischen Kommenden gewiß wiedererstatten würde. Ein französischer Prinz
als Großmeister werde die internationale Stellung des Ordens stärken, und das

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