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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 258
(PDF, 31 MB)
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Rettungsmöglichkeit bot. Flachslanden nämlich, der ein enges persönliches Verhältnis
zu König Max Joseph von Bayern hatte, wandelte die Vorstellungen
Ferrettes vom vorigen Jahr ab und schlug dem König vor, seinerseits Schutzmacht
des Ordens zu werden, der dann für Bayern eine Art Pfründe für seine
Staatsdiener werden sollte. Der Prinz Karl, ein jüngerer Sohn Max Josephs, sollte
das Großpriorat übernehmen und damit das Interesse der Wittelsbacher an der
Erhaltung des Fürstentums Heitersheim dokumentieren. Die konservative Partei
im Kapitel war von diesen beinahe revolutionären Vorschlägen, die den Charakter
des Ordens völlig geändert hätten, wenig angetan; vor allem Rinck sträubte sich
gegen eine Abdankung. Erst im Juni 1806 gab er nach, und einer Übernahme des
Großpriorats durch Prinz Karl stand nichts mehr im Wege, nachdem auch die
Zustimmung Napoleons erreicht worden war88). Die badische Regierung beschränkte
sich zunächst darauf, entsprechende bayrische Noten zurückzuweisen und
in Paris Gegenminen zu legen.

Aber bevor es durch eine Amtsübernahme des Prinzen Karl kam, wurde am
12. Juli 1806 der Rheinbund geschlossen, und im Artikel XIX wurde Heitersheim
endgültig an Baden übergeben. Am 23. Juli kamen die beiden Ubernahmekommissare
Drais und Mahler in das Schloß; dem Fürsten und Pfirt-Blumberg
blieb nur noch die Möglichkeit eines förmlichen Protests. Die Ordensbeamten
wurden in badische Dienste übernommen, darunter auch der Kanzler Ittner. Der
noble Mann erklärte aber, er wolle für die nächste Zeit noch bei dem alten Großprior
bleiben, den er jetzt nicht ohne Beistand lassen könne69). Die rechtliche und
finanzielle Auseinandersetzung mit dem bisherigen Großprior wurde auf Befehl
Karl Friedrichs in würdigen Formen geführt. Rinck blieb das freie Wohnrecht im
Schloß, eine hohe Pension, die der eines Fürstbischofs entsprach, und er behielt
einen kleinen Hofstaat von 7 Personen. Die badischen Beamten waren erstaunt,
mit welch geringem Aufwand man in Heitersheim regiert hatte und wie bescheiden
der ganze Lebenszuschnitt gewesen war 70).

Ignaz Rinck v. Baldenstein, der letzte Fürst-Großprior von Heitersheim, starb
bereits am 30. Juni 1807 und liegt in der Kirche dort begraben.

Er und seine Confratres waren die letzten Erben einer Tradition, die vom
Hlg. Land über Rhodos und Malta nach Heitersheim geführt hatte. Unvermeidlich
hat der Wandel von der Ordensgemeinschaft zum Ritterstaat Wesen und Charakter
des Ordens selbst verändert. Auch das deutsche Großpriorat blieb von diesem
Wandel nicht unberührt. Die Entstehung des Heitersheimer Fürstentums brachte
eine Ausrichtung auf Reichsinteressen, die dem ursprünglichen Stiftungszweck
fremd war. Mit dem Kapitel des Fürst-Großpriors Ignaz Rinck verschwand eine
Form des Ritterordens, für die nach 1789 kein Platz mehr war. Aber es erwies
sich, daß die alten Ideale stark genug waren, um innerhalb von 2 Generationen
nach dem Fall Maltas eine erneuerte Form zu finden, die mit der Abkehr von
staatlichem Schein den ganzen Akzent auf christliche Caritas legt. Mit Johanniter-
Unfallhilfe und Malteser-Hilfsdienst gehören beide Ordenszweige ganz zum
modernen Leben.

Für Heitersheim selbst sind die Malteser aus der Geschichte des Ortes nicht
wegzudenken. Durch die Verwaltung des Ordens sind neue Familien hierher gekommen
und ansässig geworden. Es würde sich eine genauere Untersuchung wohl
lohnen, welch wertvolle Kräfte der Stadt durch diese Geschlechter zugewachsen
sind, und wie die vom Orden geförderte Ausbildung junger Leute den Söhnen
der Gemeinde den Weg nach draußen und nach oben ermöglicht hat . . . Ortswappen
und Baudenkmäler erzählen jedem Betrachter von der Besonderheit der
Heitersheimer Geschichte. Die so verdienstvollen und erfolgreichen Bemühungen
um Erhaltung und Renovierung der historischen Bauten der alten Malteserstadt
verdienen den Dank jedes Heimatfreundes.

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