Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 263
(PDF, 31 MB)
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Die Mutter trug ihm Hebels Gedichte und Geschichten vor. Und Hebels Welt
wurde ihm zu einem Paradies der Erinnerung, aus dem er nicht mehr vertrieben
werden konnte. Und das sein ganzes Leben lang.

Im Dreikaiserjahr 1888 kam er nach Schopfheim auf die Höhere Bürgerschule
und fand gute Lehrer, so daß er zu Freiburg auf der Oberrealschule einen guten
Vorsprung vor den anderen Schülern hatte. Leidenschaftlich malte er, und der
Zeichenlehrer Ehret förderte ihn im Schauen und Gestalten mit großem Geschick.
Und im Denken! — Ehret erklärte z.B. das Geheimnis des menschlichen Sehens
oder versuchte wenigstens, dies zu tun. Es sei falsch, behauptete er, zu sagen: Ich
sehe die Sonne an dem Himmel. Der große Physiologe Häring habe gesagt: Ich
sehe die Sonne an den Himmel! — Darauf erhob sich ein großes Gelächter in
der Klasse, aber Hermann Strübe lachte nicht, er verstand den tiefen Sinn des
lichtvollen Satzes.

Ehret suchte den Schüler in seinem Wunsch, Maler zu werden, noch zu bestärken
. — „Wenn Sie dies tun", sagte er, „haben Sie lebenslang ein Ideal vor
sich, nach dem Sie streben, und das ist das wahre Leben!"

Nachdem Hermann Strübe sein Reifezeugnis mit „Sehr gut" erworben hatte,
ging er auf die Kunstgewerbeschule nach Karlsruhe, wo er seiner guten Zeugnisse
wegen gleich in den 2. Jahrgang aufgenommen wurde.

Mit heißem Bemühen rang der Kunstjünger um seine Bildung und gewann die
Anerkennung seiner Lehrer. Anschließend besuchte er die Akademie der Bildenden
Künste.

In Karlsruhe traf Hermann Strübe mit Adolf Glattacker von Wehr-Enkendorf
und dem Hans Adolf Bühler von Steinen zusammen. Die drei Oberländer hielten
gute Kameradschaft. Zusammen gestalteten sie die Festschriften, malten und
dichteten.

Der Schüler wurde sich des eigenen Könnens bewußt. Es war ein Wettbewerb
ausgeschrieben worden — es ging um die Gestaltung einer gotischen Truhe — und
er gewann den 2. Preis. Da bat er um eine Unterredung mit den Preisrichtern
und überzeugte sie, daß er den 1. Preis verdient hätte, und er erhielt ihn nachträglich
.

Schon mit 21 Jahren durfte er an der Kunstgewerbeschule Aktzeichnen und
Aquarellieren unterrichten. Die Schüler waren meist älter als der Lehrer.

Es wäre schön gewesen, wenn er nach der Natur nach Herzenslust hätte zeichnen
und malen können. Aber die Schule verlangte ganz anderes. Man hing an der
Verbildlichung von Vorlagen und stoppelte aus allen möglichen Stücken ein neues
zusammen, so gut es eben gehen wollte. Das bereitete Mißbehagen.

Da las er in der Zeitschrift „Studio" von den Arbeiten des Engländers William
Morris. Dieser webte Teppiche eigener Erfindung und färbte die Wolle selbst mit
Pflanzensäften. Er schuf Glasfenster seines Stils und druckte wunderbare Bücher
in gotischer Schrift. Der Engländer hatte es dem Sucher nach der eigenen Form
angetan. Er fand in der Bibliothek der Landesgewerbehalle einen dicken englischen
Band über diesen William Morris; er entlieh ihn, las ihn, übersetzte ihn
und machte ihn sich ganz zu seinem Eigen. Englisch hatte er hauptsächlich in den
Gottesdiensten der englischen Gemeinden in Freiburg und Karlsruhe gelernt, die er
eifrig besuchte und deren Predigten in sich aufnahm.

Im Februar 1904 hielt er im Rathaussaale in Karlsruhe einen Vortrag über seinen
verehrten Meister und dessen Reformen. Das brachte ihm viel Anerkennung
ein. Der i. Vorsitzende des Badischen Kunstgewerbevereins sandte ihm folgenden
Brief: „An Herrn Maler Hermann Strübe. Sie hatten die Güte, für unsere Mitglieder
und sonstige Interessenten einen Vortrag zu halten über William Morris
und hierdurch unsere Bestrebungen in uneigennütziger und liebenswürdiger Weise
zu unterstützen. Vermöge des so zeitgemäßen äußerst interessanten und belehrenden
Themas und insbesondere der vorzüglichen Beherrschung des Stoffes wurde

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