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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 275
(PDF, 31 MB)
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Die Armut und die Not haben ihm die Augen und das Herz nicht vernagelt.
Im Gegenteil, unbeschwert von vielem Besitz und dummen Wünschen waren Augen
und Herz offen für die "Welt. Im Reichtum und Guthaben wird der Mensch gern
innerlich blind und eng und geht, er merkt es nicht einmal, am rechten Menschsein
vorbei. Das ist eine der Weisheiten des Dinkelberger Philosophen.

Alban Spitz schreibt in seiner Autobiographie „Mein Leben — ein Wagnis":
„Am 13. November 45 war ich endlich wieder daheim. Es galt nun, sich in andere
Verhältnisse hineinzufinden. Vieles war oder ging überzwerch. Meine Mutter,
kurz vor Weihnachten 42 gestorben, war nicht mehr da. Der Vater lebte noch,
war aber schon über die 80. In der folgenden Zeit sammelte ich die verschiedensten
Erfahrungen. Zwischendurch fuhr ich nach Tübingen, in der Hoffnung, eine mir
gemäße Arbeit zu finden. Das war nichts, und also wieder daheim, mußte ich für
die Franzosen in den Wald als Holzmacher. Aber es war zunächst keine unglückliche
Zeit, sondern sogar eine glückliche. Eigentlich war ich zeit meines Lebens nie
so . . . glücklich wie damals, wo ich mir einfach abgewöhnte, Wünsche zu haben.
Aber Glück und Glas, wie bald bricht das! Oft gingen später die Dinge doch
durcheinander wie im Schwartenmagen. Ein Glück war mir da jenes, was ich in
der Gefangenschaft gelernt hatte. Geduld und . . . mauern. Mit diesen erlernten
Mauerkünsten gesegnet, nämlich mit der Fähigkeit, aus nichts was zu machen,
ging ich schließlich daran, mir eine nötig gewordene Bleibe zu schaffen. Das erregte
zunächst Lächeln und Kopfschütteln. Dann aber, nachdem das Werk doch
einigermaßen gelungen war, konnte ich gelegentlich sogar etwas wie . . . Neid
feststellen."

Er baute mit eigener Hände Arbeit das Haus „Grabbefriede". Sein Anfangskapital
betrug 5,60 Reichsmark. Zur Verstärkung der Wände hängte er überall
seine vielen, vielen eigenen Bilder auf. Das gelungene Haus nannte W. F. Fischer
„eine letzte Insel der Romantik, ein Vogelnest der Träume von verlorenem Glück,
von Vergangenheit und Waldseligkeit."

Der Häuslebauer vergaß nicht die Kunst. Der Pfarrer Albert Krautheimer
schrieb ihm einmal: „. . . Wie manchen lieben Abend hast Du mit arbeitsklammen
Fingern das Holzschneidemesser hervorgeholt und weiter geübt. — Wenn ich so
Deine Mappen überschaue, dann kommst Du mir vor wie Dein Namenspatron
Sankt Alban, der auf Abbildungen sein Haupt in die Hand stützt. — So hast Du
Deinen Kopf, das heißt: Dein Wesen vor Dich gehalten und in rechter Alemannengrübelei
Stück für Stück herausgelassen und gestaltet, und alles, was Du ins
Holz geschnitten hast, ist durch Dein herb gerades Wesen gegangen und hat dort
Geist und Gemüt bekommen. — So steht es nun da mit unerhörter Ehrlichkeit —
und man darf Dich einen wertvollen Menschen nennen! — Initialien hast Du,
in denen Deine ganze Heimat mit allen Jahres- und Tageszeiten, mit Freud und
Leid, mit Arbeit und Feierabend lebt. —

Manchmal aber mußt Du Deine Gedanken einfach in Sinnsprüche prägen. Sie
sind ganz schlicht, aber immer glaubwürdig ehrlich dahergesagt, wie zum Exempel
der eine:

„Gäb's kei Liebi, kei Wald uf der Welt,

aber derfür e Sau-Huufe Geld,

mir wären arm, daß Gott erbarm!"
Vielleicht kommt diesen Winter der eine oder der andere feine Mensch zu
Dir auf den Dinkelberg, von der Schopfheimer Gegend hergereist und schaut
Deine Sachen an und läßt ein paar Batzen auf dem Tisch liegen, wenn ihm ein
Blatt zum Mitnehmen gefällt, aber es darf nicht jeder nächstbeste Hergelaufene
einen Handel mit Dir machen, es muß schon einer sein, der Ehrfurcht und Dankbarkeit
besitzt.

Es wäre Zeit, daß Du von den Ausstellungen, die Dich schon weit herumgezeigt
haben, allmählich in die Liebe Deiner Landsleute nah und fern eingehst.

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