Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 316
(PDF, 31 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0120
Tun und Lassen geben und durfte ohne Zustimmung St. Blasiens nichts veräußern
und auch nichts mehr hinzuerwerben.

Etwa zum selben Zeitpunkt war das Frauenkloster Sitzenkirch — ebenfalls in
Verbindungen mit St. Blasien begründet worden; es ergab sich von selbst, daß es zu
engeren Beziehungen mit Bürgeln kam und da der Propst mit seinen Mönchen
das Frauenkloster seelsorgerisch mitbetreute.

Im 13. Jahrhundert war Bürgeln in der Regel nur mit 2 oder 3 Mönchen
besetzt, vorübergehend — zu Anfang des 14. Jahrhunderts — wurde deren Zahl
bis auf 5 erhöht, um u. a. täglich die Messe in der Klosterkirche zu Sitzenkirch
lesen zu können.

Die Bürgelner Mönche verwalteten neben ihren geistlichen Aufgaben auch die
Besitzungen St. Blasiens in der näheren und weiteren Umgebung; der Propst
führte den Vorsitz bei den mehrmals im Jahr stattfindenden Dinggerichten des
Obereggener Maierhofes, eine vorläufig niedere Gerichtsbarkeit übte der Markgraf
von Hachberg (-Sausenberg) bzw. dessen eigens bestellter Vogt aus.

1503 fiel Hachberg-Sausenberg der Markgrafschaft Baden anheim, 10 Jahre
später kam es zu Baden-Durlach. Während des nachfolgenden Bauernkriegs wurde
Bürgeln im Mai 1525 von den aufständischen Bauern geplündert und zerstört
und der Propst mitsamt den Mönchen vorübergehend vertrieben.

In diese Zeit fallen auch die Ereignisse der Reformation. Propst Georg Boeltz
wurde vom Markgrafen Ernst anläßlich einer Visitation durch seinen Vogt wegen
ungebührlichen Lebenswandels auf Schloß Rötteln eingesperrt, dem Einspruch erhebenden
Abt von St. Blasien leistete der Markgraf keine Genugtuung. 1556
wurde vom Markgrafen Karl II. (1553—1577) die Reformation endgültig eingeführt
. Zwar konnte St. Blasien seinen Besitzstand wahren, jedoch mußte es dem
Markgrafen insofern beigeben, als es sich dazu verpflichtet hatte, die nunmehr
evangelische Geistlichkeit der zugehörigen Pfarreien zu besolden und für die
Bauerhaltung der Propstei weiterhin Sorge zu tragen. Bürgeln selbst war zu einer
katholischen Enklave innerhalb der evangelischen Markgrafschaft geworden, es
hatte demnach keine oder kaum noch seelsorgerische Funktionen wahrzunehmen
: der Propst bewohnte einen Teil der Gebäulichkeiten in der Regel nur
noch mit einem Mönch und wenigen Bediensteten, das Übrige war einem Landwirt
zwecks Güterbewirtschaftung übergeben worden.

Ursprünglich hatte man vereinbart, neue Pfarrer gemeinsam zu benennen, mehr
und mehr ging dieses Recht aber an die markgräfliche Regierung über. Die Ding-
gerichte auf dem Obereggener Maierhof wurden eingestellt; 1572 wollte man den
Propst zur Leistung eines Huldigungseides zwingen. Wiederholt mußten es sich
Pröpste gefallen lassen, Geldstrafen wegen Nichtbefolgung markgräflicher Anordnungen
und unsittlichen Lebenswandels auf sich zu nehmen. Kam hinzu, daß
sich die evangelisch gewordenen Bauern der zehntpflichtigen Besitzgemeinden
weigerten, dem katholischen Propst Leistungen zu erbringen. Das Verhältnis
zwischen Propst und markgräfler Regierung blieb über Jahrhunderte unerfreulich
und gespannt. In den Kriegen des 17. und 18. Jahrhunderts wurde Bürgeln
wiederholt von Plünderungen und Zerstörungen heimgesucht. Besonders hart
trafen die Propstei die Verwüstungen im Pfälzer Erbfolgekrieg (1688) durch die
Franzosen. Die 1481 von Propst Ulrich von Rumlang gründlich renovierte
Klosterkirche war zerstört und zu Anfang des 18. Jahrhunderts notdürftig
wiederhergestellt worden; erst 1747 konnte in ihr wieder die Messe gelesen
werden. Auch die übrigen Gebäulichkeiten waren in baulich schlechtem Zustand,
vereinzelt vorgenommene Instandsetzungsarbeiten befriedigten wenig, so daß man
sich 1762 zu einem völligen Neubau entschließen mußte. Dieser wurde — von
St. Blasien aus — unter den Äbten Meinrad Troger und dem berühmten Martin
Gerbert — mit Hilfe des Bürgelner Propstes Alois Mäder (1760—1768) und
unter der Bauleitung der Bauherrenfamilie Bagnato Vater und Sohn durchgeführt.

316


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0120