Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 321
(PDF, 31 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0125
der Gottesdienstordnung durch Erweiterung der liturgischen Stücke ganz zu
schweigen. Ohne ein erhebliches Maß an Druck von Seiten der Pfarrer wäre
hier nichts gelaufen.

Schließlich sagt man dem Alemannen nach, er sei schwerfällig, langsam, bedächtig
, habe wenig Temperament, könne Freude oder gar Begeisterung kaum
zum Ausdruck bringen. Außerdem ist er zurückhaltend, verschlossen, schweigsam,
still, scheu oder besser „schiich" und mißtrauisch. Dazu ist im einzelnen folgendes
zu sagen. Es dauert bei den Alemannen lange, bis sie einen Fremden in seinem
Wesen erkannt haben, ihn akzeptieren oder ablehnen. Man kennt das Sprichwort:
„Endlich merken es auch die Alemannen". Dazu kommt aber auch dies, daß der
Alemanne in seinem Urteil vorsichtig und zurückhaltend ist. Es gibt im alemannischen
Raum Menschen, die sehr zurückgezogen leben, und die so „schiich"
sind, daß sie es nicht fertig bringen, am Sonntag morgen die Kirche zu betreten,
so genierlich sind sie. Der Alemanne kann sein Inneres nicht offenbaren. Man
kann mit ihm zwar über alle religiösen Fragen reden und diskutieren, aber ausgesprochen
seelsorgerliche Gespräche sind selten, und fromm zu reden liegt ihm
nicht. Seine Frömmigkeit ist im tiefsten Inneren verborgen. Daran mag es auch
liegen, daß die alemannische Bevölkerung im südbadischen Raum so wenige
Pfarrer hervorbringt. Bemerkenswert sind schließlich drei weitere Feststellungen.
Der Alemanne ist treu. Das gilt nicht nur in Bezug auf die Überlieferung, sondern
er hält auch an einem Menschen fest, den er als lauter, zuverlässig und vertrauenswürdig
erkannt hat. Erwähnenswert ist auch seine oftmals geradezu verblüffende
witzige Schlagfertigkeit in Gesprächen, d. h. seine postwendende oft
treffende Reaktion, die sonst zu seiner bedächtigen und etwas langsamen Art
nicht recht paßt. Und schließlich wäre dem Alemannen etwas mehr Kampfgeist
zu wünschen, die Bereitwilligkeit des Einstehens für einen anderen, und den Einsatz
der ganzen Persönlichkeit ohne Rücksicht auf eigene Unannehmlichkeiten.
Solcher Einsatz ist selten trotz seinem ausgesprochen sensiblen Sinn für Recht
und Unrecht; das liegt wohl an der etwas schwerfälligen und zurückhaltenden
Wesensart.

321


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0125