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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 327
(PDF, 31 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0131
Sieht man sich die Höchstzahlen auf der Ebene der Zone näher an, bemerkt
man, daß die Markgrafschaft Rötteln (112 Fälle) vor den Schweizer Kantonen
(93 Fälle) und dem Kanton Hüningen (66 Fälle) liegt. Dies könnte man folgendermaßen
erklären: die deutsche Hochsprache unterstützt und bereichert den
dialektalen Wortschatz; dies geschieht umso leichter, als sie beide selben Ursprungs
sind. Die Entwicklung der Mundarten wurde beschleunigt, der Übergang zu
neuen aus der Hochsprache stammenden Wörtern ebenfalls. Die neuen Ausdrücke,
deren Vordringen aus der geographischen Mobilität der Individuen zu erklären
sind (zum Beispiel Chlenge statt Scbniidi oder Schärft) verdrängen allmählich die
älteren mundartlichen Ausdrücke. Einige dieser mundartlichen Ausdrücke sterben
aus, weil sie dem heutigen Leben und Wohlstand nicht immer angepaßt sind (so
zum Beispiel: buuche, blöje usw. . . .). Es könnte zwar noch vieles darüber geschrieben
werden, doch wichtiger ist, zu erfahren, welchen Platz die Regio im alemannischen
Raum einnimmt. Um darauf eine Antwort geben zu können, mußte sie einem
größeren Raum, das Elsaß, Baden und den ganzen Kanton Baselland umfassend
, gegenübergestellt und eingegliedert werden 2). Das Integrieren enthüllte
den konservativen, typisch alemannisch geprägten Charakter der Dreiländerecke.
In Anbetracht der linguistischen Tatsachen, aber auch unter Berücksichtigung der
historischen und politischen Vergangenheit sowie im Lichte der gegenwärtigen
Realitäten und der Sozialwissenschaft konnte ich frei und ohne Zweifel behaupten,
daß in der Regio der Rhein zwar eine politische, nie jedoch eine sprachliche
Grenze gewesen ist. Die Regio bildet eine sprachliche Einheit, die die politischen
Aufteilungen und Nationalitäsfragen bis heute zu mißachten wußte und3) —
den Wunsch möchte ich an dieser Stelle aussprechen — dies auch weiterhin tun
wird.

Eine Einheit kann trotz Eigenarten und Verschiedenheiten entstehen. Die Regio
Basiliensis ist ein Beweis dafür. Die thematischen Karten sind da, um zu beweisen,
daß es Lexeme gibt, die einer oder auch mehreren Gemeinden, sogar einer bestimmten
Zone eigen sind. Dies sei betont, um meinen fünften Teil zu rechtfertigen
. Er sollte dazu bestimmt sein, die dialektalen Zentren der drei Zonen
der Regio und schließlich das dialektale Zentrum des gesamten Bereichs ausfindig
zu machen. Der fünfte Teil sollte zu einer Topologie der Mundarten führen:
diese folgt einer Rangordnung der Gemeinden, welche sich mit Bezug auf die
Dialektausdrücke, die die Sprachmehrheit erhalten haben, ergab. Demzufolge
sind die dialektalen Zentren:

— für den Kanton Hüningen: Attenschwiller

— für die Markgrafschaft Rötteln: Kirchen

— für die schweizerische Zone: Flüh

— für die Regio: Hesingue (Häsingen) im Kanton Hüningen.

Um eine Typologie erhalten zu können, mußte ein Computer zu Hilfe genommen
werden, denn es mußten 525 lexikalische Einheiten 525 mal 525 verglichen
werden, und dies für 67 Gemeinden. Eine wahre Herausforderung! Nur ein
Computer konnte das schnell schaffen, nachdem ein bestimmtes Programm erarbeitet
worden war. So erhielt ich nicht nur eine „Typologie, sondern sieben,
die alle entweder auf sprachlichen oder geographischen Fakten beruhten, wenn
nicht auf beiden zugleich. Hiermit war bewiesen, daß der Computer der Wortgeographie
und der Semantik dienen konnte, indem er die Arbeit erleichtert und
sie weiter getrieben hat. Er lieferte mir den mathematischen Beweis dafür, daß
der Kanton Hüningen und die Markgrafschaft Rötteln sprachlich zur Schweiz
und damit zum Hochalemannischen gehören. In Bezug auf die, von den Gemeinden
bezeugten und unbezeugten Dialektausdrücke, war deutlich, daß die
schweizerische Zone eine Ubergangszone zwischen dem Sundgau und dem Mark-
gräflerland darstellt.

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