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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 330
(PDF, 31 MB)
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ausweisen, daß man, um sie gut zu stimmen, in die Wiege eine Kunkel legt10).
Der Vollständigkeit halber sei auch an den Markgräfler Kindervers erinnert:

Rite, rite Rößii,

z Basel stoht e Schlößli,

z Chander stoht e Guggehus,

s luege drei Jumpfere drus.

Die erschti spinnt Side,

die zweiti schnetzlet Chride,

die dritti luegt zuem Fenschter us,

un schmeißt die böse Buebe drus ll.

III.

Die Funktion, das unentrinnbare Schicksal des Menschen bei der Geburt
vorauszubestimmen, hat eine andere Kategorie der Dreizahlfrauen nicht gehabt:
Die matres oder matrones **), zwar mit alle drei umfassenden Beinamen 13), aber
bezeichnenderweise ohne persönliche Eigennamen. Die Beinamen geben ihnen den
Charakter von spendenden, Schutz gewährenden Helferinnen, die vor allem
für die Fruchtbarkeit der Menschen, der Tiere und der Felder besorgt sind u).
Im Gegensatz zu den vorausbestimmenden Schicksalsgöttinnen greifen sie nachträglich
in den Lauf der Ereignisse ein und können von Beistandsuchenden durch
Kulthandlungen dazu beeinflußt werden. Ihr Kult und ihre Eigenschaften werden
ausgewiesen durch die, im ganzen römischen Herrschaftsgebiet Europas verbreiteten
Matronensteine. Diese Matronensteine finden sich besonders massiert in den
hinter dem germanischen Limes gelegenen Gebieten, die besiedelt oder durchsetzt
gewesen sind von Germanen, aus deren Sprache auch die Beinamen der Matronen
auf diesen Steinen großenteils entnommen sind, also in der Germania inferior
und (spärlich) in der Germania superiorSie sind großenteils offenbar von
aus diesen Gebieten rekrutierten Legionären mit germanischen Eigennamen errichtet
worden. Sie fehlen in dem wohl überwiegend von Kelten besiedelten Hinterland
des rätischen Limes, der richtunggleich mit der Donau läuft. Gegen den germanischen
Ursprung der Verehrung der Matronen spricht nicht das Fehlen von Kultzeugnissen
außerhalb des Limes; Tacitus berichtet ja, daß die Germanen keine
Bildnisse von ihren Göttern machten. Gegen sie spricht auch nicht das Verschwinden
der Matronensteine im Gebiet diesseits des Limes im 4. Jahrhundert, weil
sich eben damals die römischen Steinmetze mit der römischen Oberschicht aus
diesen Gegenden zurückzogen. Zudem wurde ja um 400 das Christentum die
herrschende Religion. Es drückte den vorchristlichen Volksglauben fortschreitend
in die Unterschicht hinab. Die Verschiedenheit der beiden Gruppen von Dreizahlsfrauen
nach Herkunft und Funktion ergibt sich aus den Texten der
Matronensteine und den von de Vries, Drinkuth, Zender, Heiligendorff gezogenen
Schlüssen; doch sind dahingehende Dogmen von den Germanen sicher
und von den keltischen Druiden höchst wahrscheinlich nie aufgestellt worden.
Im Volk mußten sich die beiden Vorstellungen mischen 1B). So ist auf den
Matronensteinen, genauso wie bei den Schicksalsgöttinnen der Vorrang der einen
vor den zwei anderen öfters dadurch betont, daß sie sitzt, keine Kopfbedeckung
trägt usw.1T). Auf einer Vermischung beider Gruppen beruht offenbar die Ein-
mauerung eines römischen Dreifrauenreliefs an der Außenwand der Odilienkirche
in Rüdenau, Unter-Franken18), allgemein übliches Symbol des Sieges des Christentums
über die Dämonen '•).

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