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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 333
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0137
geschlagen ist, unter welchem ihre zwei Genossinnen Aubet und Cubet trauernd
abgebildet sind 43). In Freiburg ist die Drei-Jungfernkirche, in Adelhausen später
offenbar in Ausnutzung des Wortanklanges an Werbet der heiligen Perpetua und
dem heiligen Cyriacus geweiht worden, die Einbetenkirche in Gengenbach der
Perpetua und der Felicitas44). Die Erscheinung, daß sich um Heiligenkulte und
Heiligenbilder Legenden ranken, ist allgemein45), insbesondere auch Legenden
verschiedenen Inhalts, die sich gegenseitig ausschließen 48).

In Worms gelten Einbet, Wilbet, Werbet als drei von den Hunnen erschlagene
Töchter eines burgundischen oder fränkischen Königs und sollen dort begraben
sein 47). Nach der Straßburger Legende sind sie Teilnehmerinnen am Pilgerzug
der heiligen Ursula gewesen, mit dem wir uns nun beschäftigen müssen, und in
Straßburg gestorben *8).

Die heilige Ursula ist offenbar in Köln in einer ihr geweihten Kapelle begraben
. Sie soll dort mit mehreren Gefährtinnen den Märtyrertod am Ende des
3. oder Anfang des 4. Jahrhunderts erlitten haben. Die ältesten schriftlichen
Zeugnisse sprechen von 11 M-Jungfrauen (von denen eine nach der Legende den
Namen Odilia trug), also von Märtyrerinnen. Diese M wurde offenbar später
fälschlicherweise mille = 1000 gelesen. Daraus resultiert offenbar die im 10. Jahrhundert
entstandene Legende vom Pilgerzug der 11000 Jungfrauen nach Rom,
die anfangs des 12. Jahrhunderts weit verbreitet war49). Ich erinnere an das
11 000-Jungfrauen-Gäßlein in Basel am Rheinsprung. Diese Legende bot zur Zeit
der Hochblüte des Heiligen-Kultes im Spätmittelalter die Möglichkeit der Schaffung
neuer Kultstätten für Teilnehmerinnen am Pilgerzug der heiligen Ursula.
Sie ließ aber auch die Unterbringung der vielen z.T. legendenlosen Ortsheiligen 50)
oft unbestimmter Herkunft zu. So vor allem der Drei-Jungfrauenkulte 51). Nach
Barth hat der Pilgerzug von den sechs im Stadlerschen Heiligenlexikon genannten
Heiligen mit Namen Odilie allein vier unterwegs abgesetzt52). In diesem Pilgerzug
der heiligen Ursula wurden, wie gesagt in Straßburg auch die Einbet, Wilbet,
Werbet eingereiht, die zur Pflege ihrer erkrankten im Jahr 383 in Straßburg
gestorbenen Gefährtin Aurelia zurückgeblieben waren und dann selbst auch in
Straßburg starben M).

V.

Genau die gleiche Legende wird von den drei Jungfrauen erzählt, die in
Rapperswil bei Adelhausen und Eichsei ein heiligmäßiges Leben geführt haben 54).
Sie haben die Namen ursprünglich Munegundis,5ä), später Mechtundis, Kune-
gundis und Wibrandis geführt. Auf dem Eichseier Dreijungfrauen-Altar ist die
in der Mitte wiedergegebene Kunegundis mit einer Krone geschmückt, also vorrangig
gekennzeichnet5*). Die Wibrandis soll die Dienerin der beiden anderen
gewesen sein. Sie sind in Eichsei gestorben und in drei alemannischen Steinkistengräbern
bestattet worden 5T). Die drei sollen vom Pilgerzug der Ursula zurückgeblieben
sein zur Pflege ihrer erkrankten Gefährtin und Schwester Chrischona.
Und damit sind wir auf unserer Pilgerfahrt durch Archäologie, Geschichte,
Legende und Volkssage endlich am Rheinknie angelangt. Alle diese vier Heiligen
sollen viele Wundertaten verrichtet haben, auf die ich nicht näher eingehen will.
Sie sollen sich nach ihrem Tod gegenseitig besucht haben in Gestalt von drei
Flämmlein, die sich nachts von Eidisel nach Chrischona, und von vier Flämmlein,
die sich von dort zurückbewegt habenM). Nach der Legende soll die heilige
Chrischona in dem heute noch Chrischona-Bettlein genannten Grundstück zwischen
Wyhlen und Grenzach gestorben sein59). Einen Streit zwischen Grenzach und
Wyhlen, wer sie beerdigen dürfe, schlichtete man dahin, daß man den Sarg auf
einen mit Ochsen bespannten Wagen lud, und sie dort begrub, wo diese Ochsen
stehen blieben. Das war die Stelle, an der die jetzige Kirche St. Chrischona steht.

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