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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 344
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1979-03-04/0148
kaufte einige Jahre später im Auftrag seines Herrn, des Markgrafen, ein Haus
in Kleinbasel, das fortan Burgvogtei hieß, weil es eben für einige Zeit der
administrative Sitz des Röttier Vogtes wurde, bis sich dieser dann in Lörrach,
dem neuen Zentrum der Herrschaft Rötteln, installieren konnte. Wer vor drei
Wochen durch die lange Folge der Hallen der Schweizer Mustermesse schlenderte,
dachte schwerlich daran, daß auf diesem Gelände seit 1855 der erste Badische
Bahnhof stand, und als weiter außen, kurz vor dem 1. Weltkrieg der heutige
Badische Bahnhof gebaut wurde, stellte das freigewordene Areal des alten Bahnhofs
im Umfang von fast 150 000 Quadratmetern den idealen Standort für die
1917 erstmals durchgeführte Mustermesse dar, von allen Seiten leicht erreichbar,
wie sich dieses Jahr einmal mehr zeigte. Aber die baumbestandene Anlage am
Riehenring mit ihren zahlreichen Hotels und Gaststätten zeugt noch heute von
ihrer ursprünglichen Bestimmung als repräsentativer Bahnhof-Boulevard.

Jahrhundertelang war Basel für die Markgräfler die Stadt, das natürliche
Zentrum ihrer Region, Abnehmerin ihrer landwirtschaftlichen Produkte, ihres
Weines, ihres Holzes, Kreditgeber, Markt oder „Einkaufszentrum", wie man
heute sagen würde, Zufluchtsort in Notzeiten. Tausend Fäden verknüpften Basel
mit dem Markgräflerland, und über die Fülle dieser Beziehungen ließe sich ohne
weiteres ein Buch schreiben. Aber ist Basel auch heute noch das, was es für das
Markgräflerland einst war? Wurde die „Regio Basiliensis", um es überspitzt auszudrücken
, nicht just in jener Zeit ins Leben gerufen, als man sich bewußt wurde,
daß diese in Jahrhunderten gewachsene und selbstverständliche „Basler Region"
in manchen Bereichen kaum oder gar nicht mehr existierte, daß politische Grenzen
auch Mauern in kultureller oder wirtschaftlicher Beziehung darstellen können.
Daß man heute nicht mehr, wie noch vor dem Zweiten Weltkrieg, von Basel
mit dem Tram direkt nach St. Louis, Hüningen oder Lörrach fahren kann, ist
ein kleines, aber doch sehr bezeichnendes Symptom dieses Zustandes. Erst vor
ein paar Tagen wurden in der Lörracher Baslerstraße die alten Tramschienen
herausgerissen und die letzte sichtbare Erinnerung an das Basler Tram ausgetilgt.
Die Beziehungen zwischen dem Markgräflerland und Basel sind in mancher Hinsicht
der Reflex auf Basels Grenzlage; lassen Sie mich deshalb zunächst einige
Worte zu Basels Entwicklung zur Grenzstadt sagen.

Basel ist heute eine Grenzstadt par excellence. „Die Stadt am Dreiländereck"
ist ein geläufiger Ausdruck, der übrigens neuerdings auch von Lörrach übernommen
wurde: „Lörrach im Wiesental, die Stadt im Dreiländereck" heißt ein
1965 erschienener Bildband. Grenzstadt ist Basel im Verlaufe eines langen historischen
Prozesses geworden, dessen Wurzeln zwar weit zurückreichen, der sich
aber doch zum größten Teil in der Neuzeit, besonders seit dem 17. Jahrhundert,
vollzogen hat. Von der geographischen Situation her ist Basel nicht zur Grenzstadt
prädestiniert, ganz im Gegenteil: es befindet sich, nach einer Formulierung des
Geographen Hugo Hassinger „an einer Erdstelle von europäischer Bedeutung,
und demnach dürfte man hier auch eine der führenden Großstädte erwarten". Von
europäischer Bedeutung deshalb, weil Basel nicht nur regional, sondern auch
kontinental an einer Nahtstelle liegt. Regional wirksam war Basels Lage am
Rheinknie, am Ende der oberrheinischen Tiefebene, wo im Mittelalter, lange
vor der Regulierung des Rheins, noch ein Brückenbau möglich war, im Mündungsgebiet
der drei Flüsse Wiese, Birs und Birsig. In kontinentaler Perspektive nähern
sich in Basel vier große Einzugsgebiete einander, jene der Nordsee, des Atlantischen
Ozeans, des Mittelmeers und des Schwarzen Meers, denn durch die nahe
Burgunderpforte ist Basel verbunden mit den entferntesten südlichen und westlichen
Bereichen, und nach Osten bildet der Rhein zwischen Basel und Bodensee
die Verbindung zum Donaugebiet. Der Nordsüdverkehr, der in Basel den Rhein
verlassen mußte, konnte sich über die relativ niedrigen Hauensteinpässe leicht
fortsetzen. Keine Grenzstadt also, sondern ein Verkehrsgelenk, wie das in der
Stellung Basels als Eisenbahnknotenpunkt oder neuerdings auch im Autobahn-

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