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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
41.1979, Heft 3/4.1979
Seite: 351
(PDF, 31 MB)
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rung, vor allem die Kinderarbeit und die extrem langen Arbeitszeiten, so daß
man sich nicht wundern muß, wenn anno 1868 auf Betreiben von Basler Arbeiterführern
eine Sektion der Internationalen Arbeiter-Association in Lörrach gegründet
wurde, die mit 100 Mitgliedern 1871 größer war als die baslerische.

Am Ende des 19. Jahrhunderts übersprang dann auch die neue Hauptindustrie
Basels, die Chemische, die Zollgrenze. Sie benötigte, wie in Basel, einen Standort
am Rhein und ließ sich deshalb in Grenzach nieder: 1896 die Hoffmann-La Roche
AG, 1898 die Firma Geigy, im selben Jahr auch die Tapetenfabrik Engeli u. Co.,
die spätere Salubra.

Am nächsten stehen uns allen heute abend wohl die kulturellen Beziehungen,
über die gerade aus dem Kreise Ihrer Arbeitsgemeinschaft schon viel geforscht
worden ist. Während Jahrhunderten und bis in die jüngste Zeit holten sich zahlreiche
Markgräfler ihre Ausbildung an der Universität Basel, auch wenn in der
Gegenwart die Landesgrenzen leider immer undurchdringlicher für den so fruchtbaren
studentischen Austausch werden. Umgekehrt hätte die Geschichte unserer
medizinischen Fakultät vielleicht einen anderen Verlauf genommen, wenn der
junge Felix Platter während der Pestepidemie vom Jahre 1551 nicht von seinem
Vater Thomas Platter zum befreundeten Landvogt im Röttier Schloß geflüchtet
worden wäre, dieweil Platters in Basel gebliebene geliebte Schwester Ursula der
Seuche erlag. Einen Höhepunkt der kulturellen Beziehungen stellte gewiß das
18. Jahrhundert dar, weil, wie bereits erwähnt, die Bücher und Schätze des
markgräflichen Hauses in Basel konzentriert wurden. Ihr Hüter und Bewahrer
war der Hofrat und Archivar des baden-durlachischen Hauses Carl Friedrich
Drollinger (1688—1742), der seinen Nachruhm weniger seiner beruflichen Tätigkeit
verdankt, so qualifiziert diese auch war, sondern seiner Dichtkunst, der er
im Kreise zahlreicher Basler Freunde huldigte.

Das harmonische Verhältnis zwischen Basel und dem Markgräflerland verkörperte
sich am reinsten und höchsten natürlich in Johann Peter Hebel. Lassen
Sie mich hier Rudolf Wackernagel zitieren, der geschrieben hat: „In Basel war
Hebel 1760 geboren und zeitlebens blieb ihm der ,Winkel des Rheins zwischen
dem Fricktal und ehemaligen Sundgau' das Land, in dem sein Geist und seine
Sprache zuhause waren. Mit der „Stadt" der alemannischen Gedichte und der
Hausfreunderzählungen ist Basel gemeint. Wie gestaltenreich und in wie frischen
Farben lebt es bei ihm! Ob er die badischen Marktweiber über das ihnen vertraute
Basel oder im Dengelegeist den jungen Basler selbst von den Kaufherren dort
und von den zu allen Toren einströmenden Waren reden läßt; ob er im Lied
an Frau Miville Basel schildert mit seiner milden und lauen Luft, mit der Münsterschule
, der Rheinbrücke, dem Petersplatz und den grünen Schanzen; ob er die
Geschichte vom teuren Salat im Basler Wirtshaus erzählt; ob er in der Vergänglichkeit
, aufs tiefste bewegt, das grandiose Ruinenbild des untergegangenen Basel
malt, — überall fühlen wir: Basel ist dem Markgräfler Hebel die Heimatstadt".

Die Landschaft des Markgräfler Landes, vor allem die Stimmung dieser Landschaft
, wie sie zu seiner Zeit auch die Basler Maler Peter und Samuel Birmann
darzustellen suchten, hat Hebel sicher am genialsten erfaßt, zum Beispiel im
Gedicht „Das Gewitter", das wohl nicht zufällig im Zentrum von Carl Jacob
Burckhardts geistvollem Essai „Ein Vormittag beim Buchhändler" steht, und die
Mentalität der Markgräfler Bäuerinnen ist im Gedicht „Die Marktweiber in der
Stadt" mit ihren zum Kauf auffordernden Rufen geistvoll verwoben, wo es von
den Basler Herren heißt:

„Drum merke sie's selber schier,

und chömme zum Pläsier

ufs Land, und hole ne frische Muet

im Adler und bim Schwane,

,Chromet jungi Hahne!'

und s'schmecktene zimli guet."

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