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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
42.1980, Heft 1/2.1980
Seite: 9
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1980-01-02/0011
Die Rebe verbreitete sich auch dann weit nach Osten und Norden. Diese Verbreitung
entsprach allerdings den heutigen Vorstellungen von klimatischer Begünstigung
in keiner Weise. Der sächsische Wein erlangte bis 1300 eine gewisse Berühmtheit
und in Pommern wurden die ersten Weinberge angelegt. Im gleichen Jahrhundert
kam die Rebe auch nach Schlesien und sogar nach Ostpreußen. Ja selbst in
Schleswig-Holstein und in Dänemark lassen sich schon im 11. Jahrhundert Rebflächen
nachweisen n). Fast keine Gemeinde im Markgräflerland blieb zu dieser Zeit
ohne Weinbau. In jenen Jahrhunderten wurden sogar auf der Baar Rebkulturen
angelegt, die oft über 700 m hoch lagen '-). Straßen und Flüsse waren die Leitlinien
für die Ausbreitung. Doch Transportschwierigkeiten, die geringe Haltbarkeit des
Weines und auch Probleme des Warenumtauschs zwangen viele Gebiete zur Selbstversorgung
und waren so dafür verantwortlich, daß der Weinbau auch in Gegenden
vordrang, deren klimatische Bedingungen nicht jedes Jahr ein Ausreifen der
Trauben ermöglichten.

Neben den weltlichen Herrschern waren es vor allem die Klöster, die den Weinbau
förderten, da sie in dieser Zeit zur Beherbergung von Reisenden größere Mengen
Wein benötigten. Die Klöster Salem und Weingarten in der Bodenseegegend
verbrauchten zusammen jährlich 7 000 hl **).

Aus der ältesten badischen Rebordnung, der von Bellingen im Markgräflerland
aus dem 12. Jahrhundert (siehe Abb. 4), geht hervor, daß den Verwaltern des klösterlichen
Rebbesitzes vorgeschrieben war, wie die Reben zu schneiden, zu binden
und zu vermehren sind, wie der Weinbergboden gehackt und gedüngt werden muß
und wie die Lese der Trauben und die Einlagerung der Moste und Weine erfolgen
soll. Die Tatsache, daß es im 12. Jahrhundert bereits Rebordnungen gab, beweist
die Bedeutung des Weinbaus. Es wurden allgemein einfache und vor allem reichtragende
Traubensorten angebaut.

2.3. Die Vergrößerung der Rebfläche bis 1600

Der Weinbau erreichte bis um 1600 seine flächenmäßig größte Ausdehnung in
Deutschland (siehe Abb. 5). Die Hauptgebiete des Weinbaus, entweder römischen
oder karolingischen Ursprungs, erreichten eine Rebflächendichte, die heute nur
noch im Zentrum des Pfälzer Weinbaugebietes oder an der Mittelmosel zu finden
ist 14). Die Rebareale erreichten allgemein innerhalb der landwirtschaftlichen Nutzfläche
einen solchen Umfang, daß sie eine wesentliche Erwerbsquelle für den
Dauern darstellte. Auch technische Fortschritte in der Handhabung des Weinbaus
und in der weiteren Verarbeitung des Lesegutes trugen zur Erhöhung der Erträge
und des Wohlstandes weinbautreibender Bauern bei 15). Dennoch wurden auch in
dieser Zeit noch Standorte zum Weinbau herangezogen, die dafür nach heutigen
Maßstäben ungeeignet waren.

Römische Händler, Soldaten und Kolonisten waren für die Einführung des
Weinbaus in Deutschland verantwortlich. Kirchen, Klöster und weltliche Grundherren
erschlossen immer neue v\nbaugebiete. Darin dürfte die Ursache für die
allgemeine Entwicklung des Weinbaus zu sehen sein. Ausschlaggebend für die
gewaltige Ausdehnung der Rebflächen bis zum 17. Jahrhundert war aber die gute
Absatzlage und das Bestreben der Grundherren, ihre Einkünfte zu erhöhen 15). Im
hohen Mittelalter vergrößerte die wachsende Bevölkerung der aufblühenden
Städte zusammen mit einem gewissen Wohlstand den Weinbedarf. Die anfallende
Überproduktion wurde von Händlern nach England und Skandinavien ausgeführt
17). Der in der Hanse vereinte Fernhandel führte schon früh deutsche Weine
aus und spanische sowie französische Weine ein.

Bassermann-Jordan nennt diese Zeit die Hauptzechperiode des deutschen Volkes
18) und Hahn errechnet einen ungefähren jährlichen Weinverbrauch von 150 1/
Einwohner für diese Zeit 1E). Der Absatz der Weine, die unter ungünstigen Klima-

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